Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Dirk Ansorge: Kleine Geschichte der christlichen Theologie

Christliche Theologie steht von ihrem Ursprung her vor einer doppelten Herausforderung. Auf der einen Seite ist sie von der Überzeugung geprägt, dass „Gottes unsichtbare Wirklichkeit an den Werken der Schöpfung mit der Vernunft wahrgenommen“ wird (Röm 1,20). Auf der anderen Seite gilt sie dem, „was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was keinem Menschen in den Sinn gekommen ist“ (1 Kor 2,9). Daraus ergibt sich eine wechselseitige Herausforderung von menschlicher Vernunft und christlichem Offenbarungsanspruch, deren wechselvolle Geschichte im vorliegenden Band nachgezeichnet wird. So beginnt die Darstellung mit der frühen Kirche und endet mit der Vorstellung gegenwärtiger theologischer Ansätze wie z.B. des Freiheitsdenkens bei Thomas Pröpper und seiner Schule, der „Dramatischen...

Dieter Berg: Franziskus von Assisi

Um es gleich vorweg zu sagen: Dieter Berg legt mit seinem neuen Buch eine höchst lesenswerte Biographie des populärsten Heiligen der Christentumsgeschichte vor! Dabei handelt es sich angesichts der Überfülle an Quellen wie an relevanten Studien zum historischen Kontext der Person des Franziskus, nicht zuletzt ebenso an älteren biographischen Entwürfen, um eine ausgewogene, die geschichtlichen Umstände behutsam würdigende Darstellung eines Menschenlebens.

Der Band weist folgende in neun Kapiteln sich entfaltende Organisation auf: Kapitel 1 ist überschrieben mit: „Franziskus – eine biographische Skizze”. Diesem Einstand folgen drei Kapitel, die sich mit den italienischen Verhältnissen des 12. und 13. Jahrhunderts befassen: Kapitel 2 handelt von der „Kirche und religiöse[n]...

Annette Schleinzer: Madeleine Delbrêl

Prophetin einer Kirche im Aufbruch
Impulse für Realisten

Aus unterschiedlichen Perspektiven beschreibt Annette Schleinzer zunächst die aktuelle „Realsituation“ von Kirche und Glaube, um darauf mit Madeleine Delbrêls (1904-1964) „Realismus“– unter dem Motto: Optimismus trifft Pessimismus – zu antworten. Zu Recht verweist die Verfasserin auf die Bedeutung des Blickwinkels und der Einstellung, wenn sie der „Großwetterlage“ von Kirche und Glaube die erfrischende, elanvolle Sicht der „Nachkonzilsprophetin“ entgegensetzt. Das „Gefühl der Niederlage, das uns in unzufriedene und ernüchterte Pessimisten mit düsterem Gesicht verwandelt“ (Papst Franziskus), löst sich auf, wenn man mit Madeleine Delbrêl, der immer bekannter werdenden französischen Mystikerin, Sozialarbeiterin und Schriftstellerin,...

Stephan Goertz / Caroline Witting (Hg.): Amoris laetitia – Wendepunkt für die Moraltheologie?

Die Zahl der Stimmen, die in den letzten drei Jahren zum Nachsynodalen Apostolischen Schreiben von Papst Franziskus „Amoris laetitia“ (AL) zu hören waren, sind ungezählt. Selten hat in jüngerer Vergangenheit ein päpstliches Dokument für so viel Aufmerksamkeit gesorgt wie das Schreiben des Papstes „Über die Liebe in der Familie“. Dies liegt zweifelsohne nicht nur an der Brisanz des Themas: Ehe, Familie, Sexualität, Fragen des Umgangs mit wiederverheiratet Geschiedenen und Suche nach konkreten pastoralen Hilfestellungen angesichts zunehmend pluriformer Lebensbeziehungen. Außerdem lässt der neue Ton des Apostolischen Schreibens aufhorchen, der weniger direkt oder normativ als vielmehr eine subjekt- und situationsorientierte Perspektive in die ethische Bewertung einführt.

Aus den vielen...

Ulrich L. Lehner: Die Katholische Aufklärung

Weltgeschichte einer Reformbewegung

Die englische Ausgabe der Monographie des aus Deutschland stammenden, an der Marquette University in Milwaukee lehrenden Ulrich Lehner wurde als „Pionierleistung“ bezeichnet. In der Tat gibt es keine vergleichbare Studie, die „Katholische Aufklärung“ in einem so breiten Ausmaß analysiert und rehabilitiert. In sieben Kapiteln zeigt Lehner, dass Katholiken in viel größerem Ausmaß an dem geistigen, politischen, gesellschaftlichen und kirchlichen Aufbruch der Frühen Neuzeit beteiligt waren und in der Verbindung von Glaube und Vernunft Lösungsmöglichkeiten anboten, als es antikirchliche Strömungen vermochten. Dabei verfällt er nicht der Versuchung einer unkritischen Apologetik, sondern sieht die Katholische Aufklärung in einer Reihe mit der Wiederaufnahme...

Liborius Olaf Lumma: Feiern im Rhythmus des Jahres

Eine kurze Einführung in christliche Zeitrechnung und Feste

Kalender ordnen die Zeit, bringen die Abfolge der Jahreszeiten mit dem Lebensrhythmus des Menschen in Einklang und erlauben ein Erinnern und Sich-Orientieren anhand wichtiger Ereignisse in der Geschichte. Liborius Olaf Lumma zeichnet präzise und verständlich die historische Entwicklung europäischer Kalendersysteme im vorchristlichen und christlichen Europa nach, gestützt auf Mond- und Sonnenumläufe oder in der Kombination beider. Die Entwicklungsschritte vom julianischen zum gregorianischen Kalender und der dadurch neu entfesselte Streit der abendländischen Kirche mit denen des Morgenlandes um den Termin des Osterfestes – des Dreh- und Angelpunkts des liturgischen Kirchenjahres – legt er in seiner die Identität der Ostkirchen...

Hubert Wolf: Konklave

Detailliert und kenntnisreich beschreibt Hubert Wolf die Entwicklung der Papstwahl im Laufe der Jahrhunderte. Sieben Leitfragen markieren seine Durchblicke. Die Wähler waren ursprünglich Klerus und Volk von Rom; seit 1059 sind es – mit Ausnahme der Besonderheit des Konstanzer Konzils – die Kardinäle. Papst kann ebenfalls nur ein Kardinal werden. Nachdem im Mittelalter die Papstwahl an verschiedenen Orten stattgefunden hatte, ist seit der Frühen Neuzeit die Sixtinische Kapelle der Platz für die Papstwahl – unter dem Jüngsten Gericht Michelangelos und mit immer stärkerer Sakralisierung. Aus verschiedenen Möglichkeiten der Wahl hat sich seit 1179 die Zweidrittelmehrheit als unabdingbar herausgestellt, die durch Skrutinien, also schriftliche Abgabe der Stimmen, erhoben wird. Über Jahrhunderte...

Volker Reinhardt: Pontifex

Die Geschichte der Päpste. Von Petrus bis Franziskus

Mit einer monumentalen Geschichte der Päpste überschreitet der Schweizer Historiker Volker Reinhardt seine bisherigen Forschungsgebiete um ein Vielfaches. Hervorgetreten durch Arbeiten zum Renaissancepapsttum und Biographien aus der Zeit des 15. und 16. Jahrhunderts, wagt er sich an eine Gesamtdarstellung von 2000 Jahrhunderten kirchlicher Institutionengeschichte. 

Die 14 ungefähr gleich langen, doch sehr unterschiedliche Zeiträume abdeckenden Kapitel reichen von „Legenden, Uranfänge und erste Machtkämpfe“ bis „Schwankende Haltungen zur Gegenwart“. Reinhardt schreibt als Historiker. Theologische Auseinandersetzungen interessieren ihn vor allem dann, wenn sie für die Beurteilung der politischen Haltung eines Pontifex relevant sind....