Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Michael Köhlmeier / Konrad Paul Liessmann: Der werfe den ersten Stein

Der Untertitel dieses Buches – „Verdammungen“ – und das Inhaltsverzeichnis – „Betrug, Lüge, Eifersucht …“ – könnten den Eindruck erwecken, hier ginge es um strenge moralische Verurteilungen. Wer aber aufgrund eines solchen Missverständnisses das Buch aus der Hand legt, bringt sich um ein ebenso unterhaltsames wie anregendes Lesevergnügen. Denn hier haben zwei Autoren zusammengefunden, die beide das Schwierige mit scheinbar leichter Hand zu vermitteln vermögen. Der eine Schriftsteller, der andere Philosoph. Der Schriftsteller Michael Köhlmeier ist bekannt für seine freien Nacherzählungen von Sagen, Märchen und biblischen Geschichten. Diese werden so vorgetragen, dass sie in einem zeitlosen Raum zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu schweben scheinen, aber in Stil und Diktion sich deutlich...

Thomas Möllenbeck / Ludger Schulte (Hg.: Präsenz. Zum Verhältnis von Kunst und Spiritualität

Die Herausgeber sammeln neunzehn Beiträge anlässlich eines Studientags der PTH Münster aus dem Jahr 2017, um das Verhältnis von Kunst und Spiritualität zu reflektieren. Dies geschieht anhand verschiedener Kunstgattungen in der Sicht unterschiedlicher theologischer und außertheologischer Disziplinen unter dem Leitmotiv „Präsenz“ als Erscheinung eines Objektes für ein Subjekt in Raum und Zeit. Dabei wird Kunst als Repräsentation ihrer selbst als Kunst oder eines durch sie repräsentierten Inhaltes verstanden, durch den sich ein Subjet anhand eines Objektes zu sich selbst und der Wirklichkeit als ganzer in ein Verhältnis setzt, um ihnen Bedeutung beizusprechen. Kunst setzt also ein Sich-Verhalten zur Welt aus der Vergangenheit in einer Gegenwart präsent, in der sie stets neu bedeutet. Präsenz...

Christian Kummer: An Gott als Person glauben?

In fünf klar gegliederten, aufeinander aufbauenden Kapiteln beschäftigt der Autor sich mit der Frage, was es bedeutet, an einen personalen Gott zu glauben. Christian Kummer geht es zunächst um ein naturwissenschaftlich plausibles Gottesverständnis (1. Kapitel). Die absolute Transzendenz Gottes sei ernst zu nehmen. Dieser sei kein Es, kein Gegenstand, aber auch kein Jemand. Anthropomorphe Vorstellungen seien unzureichend. Gott sei als völlig verschieden von der Welt aufzufassen. Diese existiere in restloser Bezogenheit auf Gott. Alles, was sei, verdanke sich der grundlegenden Unterschiedenheit vom Nichts, für die Gott stehe. Gott handle in der Welt nicht. Seine Allmacht sei vielmehr als die seinsverleihende Macht zu verstehen. Sie bestehe darin, das, was ist, zu begründen und im Dasein zu...

Michael Seewald: Reform

 

Der Münsteraner Dogmatiker Michael Seewald gehört zu den scharfen Kritikern des römisch-kurialen Selbstverständnisses und der in diesem wurzelnden Form lehramtlicher Praxis. Sein neues Buch, das eine auf die Ekklesiologie fokussierte Kurzform von „Dogma im Wandel“ darstellt, plädiert angesichts der umfassenden geistlich-geistigen Krise für einen Paradigmenwechsel im „Denken“ der Kirche über sich selbst. Im Zentrum der Überlegungen stehen allerdings nicht konkrete und sattsam bekannte Reformforderungen, sondern historisch-genetische Aspekte, welche die kognitive Dynamik sowie die Geschichtspolitik des kurial-päpstlichen Apparates seit dem 19. Jahrhundert in den Blick nehmen. Seewalds Anliegen ist es, die lehramtliche Selbstfesselung der katholischen Kirche aufzudröseln, um die...

Thomas Ruster: Balance of Powers

 

Zu den großen, zweifellos besorgniserregenden Problemen, die die katholische Kirche vielleicht nicht überall, sicherlich aber in unseren Breiten belasten und einer Lösung bedürfen, gehört der Mangel an Priestern, die in den Gemeinden tätig sind. Und so wird an vielen Orten und auf vielen Ebenen über die Frage nachgedacht, wie die Weichen auf eine bessere Zukunft hin gestellt werden könnten, ja müssten. Im Chor der Stimmen, die sich hier äußern, hat sich nun der Verfasser des vorliegenden Buches in nachdrücklicher Weise zu Wort gemeldet. Was er vorschlägt, übertrifft an Entschiedenheit und Andersartigkeit bei weitem das, was sonst zu diesem Thema zu hören und zu lesen ist.

Thomas Ruster eröffnet sein Buch sogleich mit der Vorstellung seines Vorschlags. Er hat diese Konturen: Das...

Hans-Arved Willberg: Das ganze Ja zum Leben

Gibt man in die Internet-Suchmaschine Google das Stichwort „Achtsamkeit“ ein, so erhält man nach 0,46 Sekunden ca. 19 Millionen Treffer. Der Begriff ist in aller Munde und das Angebot an Achtsamkeits-Seminaren und Achtsamkeits-Ratgebern ganz unterschiedlicher Couleur unüberschaubar. Auch das vorliegende Buch ermutigt zu einer Sensibilisierung der Aufmerksamkeit für die gegenwärtige Situation und den Mitmenschen. Da mag man geneigt sein zu fragen, ob es dazu wirklich eines weiteren Buches bedurfte. Doch ein Blick in das Inhaltsverzeichnis zeigt schnell: Achtsamkeit ist hier Herzensbildung und die Kunst der Aufmerksamkeitslenkung.

Der Autor, Hans-Arved Willberg, Sozial- und Verhaltenswissenschaftler, Philosoph, Theologe und Leiter des Instituts für Seelsorgeausbildung (ISA), setzt bei der...

Neil MacGregor: Leben mit den Göttern

Neil MacGregor war von 2003 bis 2015 Direktor des britischen Museums und ist seit 2015 Gründungsintendant des Humboldt-Forums in Berlin. Im vorliegenden Buch erzählt er die Religions- und Kulturgeschichte der Menschheit, indem er ausgewählte Exponate „seines“ Museums beschreibt und einordnet. Die Gliederung legt drei Spuren in einem Durchgang: Von den Anfängen Richtung heute, vom Einvernehmlichen zum Strittigen, von der Registrierung der Vielfältigkeit hin zu einer klaren Pointe. Als Hintergrundthema bleibt im ganzen Buch die Frage virulent, wie sich Kultur und Religion zur Macht verhalten.

Das Buch dokumentiert im ersten Teil Objekte, durch die der Mensch seinen Platz unter den Geschöpfen reflektiert, den Löwenmann aus dem Lonetal (den das britische Museum nicht besitzt), den Vestakult...

Sigmund Bonk (Hg.): Zwischen Rationalität und Religion

Sowohl im Bereich der katholischen Theologie im Allgemeinen als auch unter Religionslehrern im Besonderen ist seit Jahrzehnten für viele der Name Josef Ratzinger / Benedikt XVI. mit der Aura des Inquisitorischen versehen. Nur wenige nehmen eine Überzeugung zur Kenntnis, die für seine Theologie schon seit langer Zeit leitend geworden ist: dass christlicher Glaube und Vernunft, Offenbarung und Aufklärung keine Feinde sind, sondern füreinander eine wechselseitige Herausforderung darstellen, von der beide Seiten nur profitieren können.

Dieser Überzeugung weiß sich auch der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer verpflichtet, der im Jahr 2014 in seinem Bistum das „Forum Albertus Magnus“ eröffnet hat, dessen Vorträge aus den darauf folgenden Jahren im vorliegenden Sammelband veröffentlicht...