Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Leonardo Sapienza (Hg.): Papst Paul VI. Segeln im Gegenwind

Im Umfeld der Heiligsprechung von Paul VI. am 14. Oktober 2018 erschien dieses Buch mit Dokumenten aus dem Pontifikat. Sorgfältig kommentiert und erläutert der Herausgeber Leonardo Sapienza, zumeist mit wenigen Worten, einige Aspekte der veröffentlichten Auszüge aus den Schreiben, Predigten und Briefen des Montini-Papstes. Für die Einbettung in den jeweiligen kirchengeschichtlichen Kontext erweist sich diese Vorgehensweise als sehr hilfreich. Die Verehrung, die der Herausgeber dem Papst gegenüber empfindet, ist besonders am Anfang spürbar.

Der Band bietet eine reichhaltige Auswahl von Faksimiles handschriftlicher Aufzeichnungen, ebenso päpstlicher Schreiben, und, kirchengeschichtlich besonders interessant, ein Protokoll des Gespräches von Paul VI. mit Erzbischof Marcel Lefebvre vom 11....

Stephen Hawking: Kurze Antworten auf große Fragen

Albert Einstein war der erste Popstar der Wissenschaftsge­schichte. Er genoss seine Berühmtheit, spielte aber auch mit ihr und war ein regelrechter filou oder sogar ein Clown. Albrecht Fölsing hat in seiner grossartigen Einsteinbiographie diese seine lustige Seite herausgearbeitet. Sie hatte zur Folge, dass Einstein sich über alles und jedes äusserte, aber immer mit einem Au­genzwinkern. Es gibt einige Physiker, die sich auch zu allem äußern, aber ohne die ironische Doppelbödigkeit Einsteins.

Im Wiener Kreis vor 100 Jahren war die „Unified science“ Mode. Weil alles aus Atomen besteht, dachte man, es ließen sich alle Wissenschaften auf die Physik reduzieren. Wer Physik studiert hat, wisse alles. Das glaubt heute niemand mehr. Schon allein die Biologie ließ sich nicht auf die Physik...

Gianfranco Ravasi: „Adam, wo bist du?“

Bei einem Buch mit dem Titel „Adam, wo bist du?“ wird es niemanden verwundern, dass der Rahmen dieses Buches ein christlicher ist, der – dies der theologischen Provenienz des Autors geschuldet – einen exegetischen Schwerpunkt hat. In diesen Rahmen eingespannt ist die Thematisierung grundlegender anthropologischer Fragestellungen nach der Natur des Menschen, nach der Zuordnung der Geschlechter, nach der Bedeutung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse von der Genetik bis zur Künstlichen Intelligenz, nach der Rolle eines Trans- bzw. Posthumanismus sowie nach den Auswirkungen der omnipräsenten Digitalisierung. Für das Selbstverständnis des Menschen in der Zukunft bedürfen diese Fragestellungen einer Klärung.

Dieser kurze Essay besticht durch die Weite des Themenfeldes wie die Breite der...

Huub Oosterhuis: Alles für Alle

Ende der 1960er gab es eine Zeit, in der die Spätfolgen der lateinischen Liturgie behoben werden sollten. Dabei schossen pastorale „Übersetzer“ von Gebeten und Messtexten, Traktaten und Katechismen aus dem Boden und blühten. So entstand zwischen Bern und Amsterdam ein neuer Sound – und den lieben wir wie seine zahlreichen Autoren, ganz besonders aber Huub Oosterhuis. Kein Krankenbesuch, keine Andacht ohne das kleine Büchlein im Plastikeinband. Und die ganz Mutigen begannen selbst „kreative Liturgien“ zu erproben und „politische Nachtgebete“ zu organisieren.

Angesichts der überdeutlichen nachkonziliaren Defizite erregten Oosterhuis' Texte, wie etwa die Litanei von der Anwesenheit Gottes, die Hoffnung, näher an den Leuten zu sein. Und dann war da noch der besondere Sound of the sixties –...

Martin Blay / Michael Winklmann (Hg.): Philosophieren über Gott und die Welt mit Calvin und Hobbes

Es gehört zu den elementaren Aufgaben einer modernen Theologie, ihr notwendiges Verhältnis zur Philosophie zu reflektieren und immer wieder neu zu bestimmen. Will der christliche Glaube seinem Anspruch auf allgemeine Rationalität gerecht werden, so müssen neuzeitliche, moderne und postmoderne Philosophien aufgegriffen und für die Theologie erschlossen werden. Diese komplexe Herausforderung führt konsequenterweise dazu, dass die Auseinandersetzung mit philosophischen Fragen ihren festen Ort in den Curricula der Schulen und Universitäten besitzt. Gleichzeitig stellt sich für Verantwortliche in religiösen Lern- und Bildungsprozessen die Frage immer wieder neu, wie philosophische Themen didaktisch ansprechend aufgearbeitet werden können.

Dieses Desiderat war Anlass für die beiden jungen...

Barbara Stühlmeyer / Karl Braun: Das Turiner Grabtuch

Konfrontation erfordert Mut. Das Grabtuch kann keine Fälschung sein. Und was nicht sein kann, das darf auch nicht sein, so könnte man hier von der Hildegard-Spezialistin Barbara Stühlmeyer und dem emeritierten Erzbischof von Bamberg Karl Braun eingeforderten „Mut“ übersetzen. Grabtuch- und Schleierliteratur gibt es inzwischen zuhauf, und wenn diese nicht im Verschwörungsmilieu anzusiedeln sind, dann gehen sie im Wesentlichen von der gleichen frommen Prämisse aus, die auch die beiden Autoren gesetzt haben: Das Turiner Grabtuch ist das authentische Grabtuch Jesu Christi. So werden die nicht neuen Anfragen an die bisherigen wissenschaftlichen Untersuchungen schlicht und einfach neu aneinandergereiht und in der Art von Michael Hesemann oder Paul Badde gewertet: Was im einen Moment noch eine...

Christoph Türcke: Umsonst leiden

Ein Klassiker biblischer Erzählungen unter philosophischer Perspektive? Der emeritierte Philosophieprofessor Christoph Türcke, der auch evangelische Theologie studierte und sich in mehreren Werken ideologiekritisch mit religiösen Inhalten auseinandergesetzt hat, wagt einen solchen Blick in seinem 120seitigen Büchlein „Umsonst leiden. Der Schlüssel zu Hiob“. Gerade die gewisse Außenperspektive auf einen genuin religiösen Text, der zudem als Weltliteratur vielfältige Umsetzungen erfahren hat, bietet neue Zugänge zum Hiobbuch und zeigt zugleich seine Aktualität auf.

Türckes Überlegungen setzen bei einer prägnanten Analyse der Struktur des Hiobbuches an: Er geht von der üblichen literarkritischen Aufteilung in eine kurze „Rahmenerzählung“ (Ijob 1,1-2,10 und 42,10-17) und eine längere,...

Thomas Marschler / Klaus von Stoch (Hg.): Verlorene Strahlkraft

 

„Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen“. Mit diesen Worten von Don Bosco schließt Martin Dürnberger seine Überlegungen zum „Leidenschaftlichen Zeugnis“ ab. Diese „unaufgeregte Haltung“, für die er wirbt, findet sich in den zehn Aufsätzen zum Glaubenszeugnis in unserer Zeit in unterschiedlichem Maße.

Angekündigt werden kontroverse Standpunkte, die sich um die Frage bewegen, ob die Zukunft des christlichen Glaubens eher in der Rückbesinnung auf die eigene christliche Identität besteht oder in einer Praxis, die entschiedener gesellschaftliche Pluralität und Individualität ernst nimmt. Neben zwei Beiträgen, die sich grundsätzlich mit der Thematik „Glauben“ und „Zeugnis geben“ befassen, thematisieren die übrigen jeweils das Verhältnis zum Islam bzw. zu nichtreligiösen...