Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Hermann-Josef Venetz: Die Bergpredigt

Das Thema „Bergpredigt“ ist kein neues – und dennoch immer wieder eine Herausforderung. Auch das Taschenbuch von H.-J. Venetz erhebt keinen Anspruch auf die Darbietung von Novitäten, stellt es doch die Überarbeitung eines vergriffenen Bändchens von 1987 dar. In der bezüglich des Forschungsstandes und der gesellschaftlichen Entwicklung leicht aktualisierten Neufassung gewährleistet es nichtsdestotrotz einen fundierten und immer noch frischen Einstieg in diesen Zentraltext christlichen Glaubens und Lebens.

Ein hinführender Teil skizziert zum einen im Vergleich von matthäischer Bergpredigt und lukanischer Feldrede die Entstehungsgeschichte über die Logienquelle bis hin zu Jesus. Zum anderen werden gängige Deutungsmodelle präsentiert; ihnen gemeinsam ist die Tendenz zur Entschärfung,...

Matthias Lindenau / Marcel Meier Kressig (Hg.: Religion und Vernunft – ein Widerstreit?

Der Titel trügt, denn allenfalls in einem der vier Beiträge geht es explizit um das Verhältnis von Religion und Vernunft. Wohl gibt der Untertitel „Glauben in der säkularen Gesellschaft“ den thematischen Konvergenzpunkt der vorliegenden Texte wieder.

In seinem Beitrag über „Figuren der Religionskritik und ihre Aktualität“ begreift Konrad Paul Liessmann Aufklärung primär als Religionskritik. Dabei stellt er zunächst die klassischen Positionen von Marx, Freud und Nietzsche dar. Sehr bewusst rückt der Autor aus wirkungsgeschichtlichen Gründen Nietzsche an das Ende seiner Darstellung. Denn er betont, dass dessen „toller Mensch“ seine Botschaft vom Tod Gottes nicht an Gläubige richtet, sondern an Atheisten. Diese klärt er nämlich darüber auf, was sie angerichtet haben, als sie Gott als...

Perry Schmidt-Leukel: Buddhismus verstehen

Das 2017 erschienene Werk „ Buddhismus verstehen. Geschichte und Ideenwelt einer ungewöhnlichen Religion" ist die lang erwartete deutsche Übersetzung des sehr positiv aufgenommenen Werks „Understanding Buddhism" des renommierten Religionswissenschaftlers und Religionstheologen Prof. Dr. Perry Schmidt-Leukel (Universität Münster). Die deutsche Übersetzung von Hans-Georg Türstig wurde vom Autor aktualisiert, erweitert und autorisiert.

Der Titel des Buches kündigt an, dass der Buddhismus eine ungewöhnliche Religion ist, und verspricht, dass sie dennoch verstanden werden kann. Und dieses Versprechen wird vom Autor eingelöst. Das Werk ist sachkundig exzellent verfasst. Es führt auf wissenschaftlich hohem Niveau und zugleich literarisch spannend in die Geschichte und Grundgedanken des...

Michael Klein: Bankier der Barmherzigkeit: Friedrich Wilhelm Raiffeisen

Im März dieses Jahres jährte sich der Geburtstag des Sozialreformers Friedrich Wilhelm Raiffeisen zum 200. Mal. Das schmale Buch von Michael Klein malt das Bild eines völlig selbstlosen Wohltäters, der immer wieder mit allen möglichen Widerständen zu kämpfen hatte. Getrieben war er dabei von seinem Glauben; bei einer Versammlung des Wohltätigkeitsvereins sprach er von Gott als „unserem obersten Direktor“. Das Buch gibt Einblicke in Raiffeisens Beweggründe für sein Engagement, es zeigt die Wurzeln seiner Aktivitäten – auch während seiner Bürgermeisterämter –, bringt seinen unerschütterlichen Glauben, seine praktizierte Nächstenliebe auf den Punkt und ordnet diese richtigerweise in seine familiären Wurzeln ein. Es ist interessant, hierzu immer wieder Originalschriftstücke im Text zu finden.

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Anselm Schubert: Gott essen

„Gott essen“ lautet der merkwürdig anmutende Titel des vorliegenden Buches. Der Untertitel aber macht klar, dass es um eine „kulinarische Geschichte des Abendmahles“ gehen soll. Anselm Schubert, Professor für Neuere Kirchengeschichte, möchte „zwei denkbar weit entfernte Themengebiete“ (15) verbinden: die Geschichte des Abendmahls und die Kulinarik. Er will also einerseits die Hauptetappen der Eucharistielehre und -frömmigkeit (vor allem des lateinischen Christentums) darstellen, andererseits das Abendmahl von der „Food History“ her erschließen. Er versteht darunter nicht nur „die Geschichte der Alltagsspeisen und der Ernährung in der Antike, im europäischen Mittelalter und in der globalisierten Moderne, sondern auch die Mühen, die Menschen (sc. in einsamen Gegenden) auf sich genommen...

Helen Schüngel-Straumann / Klaus Berger: Geist Gottes

Der Heilige Geist gehört allen Rufen zum Trotz immer noch zu den vernachlässigten Themen in der Theologie. Daher ist es sehr erfreulich, dass sich der neue Band in der Reihe „Die Neue Echter Bibel Themen“ dem Geist Gottes widmet. Wie alle Bände dieser Reihe ist auch dieses Buch zweigeteilt. Der erste Teil behandelt die Frage nach dem Geist im Alten Testament und ist von der feministischen Exegetin Helen Schüngel-Straumann verfasst worden. Der neutestamentliche Teil wurde von Klaus Berger geschrieben. Ein kurzes Schlusskapitel versucht beide Teile des Buches miteinander ins Gespräch zu bringen. In diesem Schlusskapitel kommt die Exegetin zu folgendem Ergebnis: „Die beiden Beiträge […] sind sehr unterschiedlich ausgefallen.“ (133) Dies gilt in Bezug auf die Methodik und die Qualität der...

Burkhard Hose: Seid laut!

Für Burkhard Hose, den Studentenpfarrer der Katholischen Hochschulgemeinde Würzburg, ist es zwingend, dass Christen Politik und Religion nicht getrennt voneinander betrachten. Besonders in der Islamdebattefordert er eine Versachlichung statt Populismus. Die Ängste der Kommentatoren seien sehr allgemein und die meisten haben keinen persönlichen Kontakt zu Geflüchteten. Angst entsteht aus dem Gefühl heraus, man selbst werde benachteiligt; daraus entstehen Parolen und Behauptungen, die nur das Ungerechtigkeitsempfinden verstärken.

Der Autor fordert eine verbale Abrüstung, gerade in der Politik. Er verweist auf die menschenverachtende Sprache, mit der Ängste geschürt und Ressentiments verstärkt werden. Wie mit Sprache Gutes erreicht werden kann, das zeigen für ihn beispielhaft und...

Ottmar Fuchs: Das Jüngste Gericht

Ottmar Fuchs bleibt seinem Thema treu. Es ist ihm während seines Wirkens als Pastoraltheologe an der Universität Tübingen zu einem persönlichen Anliegen geworden, von dem er nun auch nach seiner Emeritierung nicht lassen will. Schon 2007 erschien sein Buch „Das Jüngste Gericht. Hoffnung auf Gerechtigkeit“ im selben Verlag. Eine Dekade später sind der Titel und das Cover nur leicht geändert, die Themen ähnlich, der Stil der vertraute, doch die Texte sind neu. Das Buch erscheint als zusammenhängende Abhandlung. Aber der Leser wird sogleich in zahllose Skizzen und Meditationen hineingenommen, die Hoffnung machen sollen, zum Nachdenken anregen, auch aufrütteln und allesamt getragen bleiben von einer großen Zuversicht. Der rote Faden dieses Buches ist Bestärkung in der Zuversicht, kein linearer...