Der historische Wandel stellt für das Selbstverständnis der katholischen Kirche und ihre Dogmatik eine existenzielle Herausforderung dar. Seit dem 19. Jahrhundert versucht das römische Lehramt, die Institution Kirche und ihre Glaubensüberlieferung aus dem Werdegang der Geschichte herauszunehmen und als überzeitliche Gebilde zu promulgieren. Theologen, die in systematischer Form oder mit Blick auf Einzelfragen Wahrheit, Glaube, Evangelium und Dogma geschichtlich interpretieren, geraten unter „Modernismus“- oder „Relativismus“-Verdacht.
Der Münsteraner Dogmatiker Michael Seewald hat nun eine äußerst lesenswerte und zugleich lesbare Studie zum Thema Dogmenentwicklung und Dogmenverständnis vorgelegt. Er geht darin nicht nur dem Prozess des Verkeilens von Kirche und Moderne nach, sondern...