Judith – Retterin ihres Volkes
Die aussergewöhnliche Tat, zu der Gott die schwache Frau Judith auswählt, macht sie zur Heldin.
Annäherung an einen fragwürdigen Begriff
Der Fragebogen, den der Schriftsteller Marcel Proust in seinem Leben gleich zweimal ausfüllte, war viele Jahre in der Wochenendbeilage der FAZ von Prominenten beantwortet worden. Darunter finden sich neben der Suche nach männlichen Helden folgende Fragen: Ihre Lieblingsheldinnen in der Wirklichkeit? Ihre Lieblingsheldinnen in der Dichtung? Ihre Heldinnen in der Geschichte?
Im Vorfeld der Ausstellung „Helden. Von der Sehnsucht nach dem Besonderen“ (LWL – Industriemuseum Heinrichshütte Hattingen, 2010) benannten 2008/09 Schülerinnen und Schüler der 7. bis 10. Jahrgangsstufe ihre Helden. Unter den Top 10 befanden sich vier Frauen: die fiktive Figur Lara Croft (Platz 4), das Model Heidi Klum (Platz 5), die Fernseh-Super-Nanny Katharina Saalfrank (Platz 7). Eine vergleichbare Umfrage unter Schülerinnen und Schülern mit oder ohne den genannten Fragebogen im Jahr 2015 würde die Schnelllebigkeit der jugendlichen Vorstellungswelt demonstrieren und wohl zu ebenfalls heterogenen Ergebnissen führen: Eine Trennschärfe zwischen Heldinnen (wenn denn weibliche Figuren genannt werden sollten), Stars, Idolen und Vorbildern wird kaum erkennbar sein. Interessant dürfte es sein herauszufinden, ob die Schülerinnen und Schüler in der Lage sind, ihre Wahl zu begründen. Auf jeden Fall muss mit einer diffusen Lernausgangslage gerechnet werden, in der Helden der durch Comics und moderne Massenmedien vermittelten Mythenwelt ihren Platz finden: Superman, Batman, Spiderman – Figuren mit übermenschlichen Kräften, aber auch menschlichen Schwächen. Vermutlich sind der Drachentöter Siegfried oder Robin Hood, der Rächer der Unterdrückten, Gandhi als Verfechter der Gewaltlosigkeit, Nelson Mandela als Kämpfer gegen die Apartheid, die hl. Elisabeth mit ihrem Einsatz für Kranke und Arme oder Florence Nightingale, die Krankenpflegerin und Sozialreformerin, nicht (mehr) in der Lebenswelt Jugendlicher verankert. Das mag den Zugang zu der biblischen Figur der Judith erschweren, eröffnet indes Möglichkeiten für die Begegnung mit einer Unbekannten.
„Das Judithbuch verpflichtet nicht, es bietet Möglichkeiten.“
„Weib, mir schwindelt, wenn ich dich ansehe.“ Das sind die Worte des Moabiters Achior im 5. Akt der Tragödie „Judith“ von Friedrich Hebbel. Er identifiziert für die Bewohner der Stadt Bethulia das abgeschlagene Haupt des Holofernes und weist auf Judiths „Hand, in die er gegeben ward“. Ihm schwindelt – es kommt auf die Interpretation und den Kontext dieses Satzes an. Ist es Bewunderung oder Entsetzen? Ist ein eindeutiges Urteil möglich? Wird es möglich sein, Ambivalenzen aufzulösen oder werden wir Mehrdeutigkeiten hinnehmen müssen? Fassen wir die Offenheit als Chance auf.
Heinrich Heine besucht im Jahre 1831 eine Gemäldeausstellung in Paris. Der Salon habe sich nicht gerade „mit lauter echten Steinen geschmückt“, bemerkt er mit kritischem Unterton. Aber dann entdeckt er Gemälde von Horace Vernet (1789-1863): Das vorzüglichste seiner ausgestellten Gemälde war eine Judith, die im Begriff steht, den Holofernes zu töten. Sie hat sich eben vom Lager desselben erhoben, ein blühend schlankes Mädchen. Ein violettes Gewand, um die Hüften hastig geschürzt, geht bis zu ihren Füßen hinab; oberhalb des Leibes trägt sie ein blassgelbes Unterkleid, dessen Ärmel von der rechten Schulter herunterfällt und den sie mit der linken Hand, etwas metzgerhaft und doch zugleich bezaubernd zierlich, wieder in die Höhe streift; denn mit der rechten Hand hat sie eben das krumme Schwert gezogen gegen den schlafenden Holofernes. Da steht sie, eine reizende Gestalt, an der eben überschrittenen Grenze der Jungfräulichkeit, ganz gottrein und doch weltbefleckt, wie eine entweihte Hostie. Ihr Kopf ist wunderbar anmutig und unheimlich liebenswürdig; schwarze Locken, wie kurze Schlangen, die nicht herabflattern, sondern sich bäumen, furchtbar graziös. Das Gesicht ist etwas beschattet, und süße Wildheit, düstere Holdseligkeit und sentimentaler Grimm rieselt durch die edlen Züge der tödlichen Schönen. Besonders in ihrem Auge funkelt süße Grausamkeit und die Lüsternheit der Rache; denn sie hat auch den eignen beleidigten Leib zu
rächen an dem hässlichen Heiden. In der Tat, dieser ist nicht sonderlich liebreizend, aber im Grunde scheint er doch ein bon enfant zu sein. Er schläft so gutmütig in der Nachwonne seiner Beseligung (…); seine Lippen bewegen sich noch, als wenn sie küssten; er lag noch eben im Schoße des Glücks, oder vielleicht lag auch das Glück in seinem Schoße; und trunken von Glück und gewiss auch von Wein, ohne Zwischenspiel von Qual und Krankheit, sendet ihn der Tod durch seinen schönsten Engel in die weiße Nacht der ewigen Vernichtung. Welch ein beneidenswertes Ende! Wenn ich einst sterben soll, ihr Götter, lasst mich sterben wie Holofernes!
Heine beschreibt und deutet das Gesehene so intensiv, dass man auf die Abbildung an dieser Stelle verzichten kann: Es ist der Moment vor der Tat. Auffällig ist die Faszination, die Judith auf den Betrachter ausübt und die in einer nicht aufhebbaren Ambivalenz begründet ist: metzgerhaft und zierlich, gottrein und doch weltbefleckt, entweihte Hostie, unheimlich liebenswürdig, furchtbar graziös, schwarze Locken wie Schlangen, süße Wildheit, düstere Holdseligkeit – eine tödliche Schöne. Was mag hier geschehen sein? Ist das die Frau, die wir in dem apokryphen Buch Judith kennen lernen werden? Taugt sie zur Heldin?
Ein anderes Bild derselben Person entwirft Christine de Pizan in ihrem „Buch von der Stadt der Frauen“ (Paris 1405): Hier ist Judith die hochherzige Witwe, jung, sehr schön, keusch, von untadeligem Lebenswandel. „Und da Gott, dem ihr ganzes Vertrauen gehörte, sie inspirierte, entschloss sie sich zu einer überaus kühnen Tat.“ Holofernes entbrennt in „begehrlicher, zügelloser Liebe“ zu ihr, sie willigt, um ihr bedrängtes Volk zu retten, ein, mit ihm zu schlafen:
Judith – eine Ikone weiblicher Freiheit, Stärke und Solidarität.
„(…) und die hochherzige Frau begann ihre Gebete, in denen sie ohne Unterlass Gott darum bat, er möge ihrem furchtsamen weiblichen Herzen genügend Mut und Kraft geben, um ihr Volk von dem niederträchtigen Tyrannen zu befreien.“3 Taugt diese Frau zur Heldin? Auf jeden Fall muss an dieser Stelle erwähnt werden, welche Intention Christine de Pizan mit ihrem Buch verfolgte: Ihr utopischer Gegenentwurf zu einer die Frauen als einengend erfahrenen Wirklichkeit baut im wahrsten Sinne des Wortes auf vorbildhaften Frauen auf. Dazu gehören biblische Frauenfiguren wie Judith und Esther, die der Welt „bedeutende Wohltaten“ erwiesen haben. Judith gehört wie Sarah, Rebecca oder Ruth zweifelsohne auch zu den Gestalten, die Christine de Pizan gegen den Vorwurf der Männer verteidigt, Schönheit müsse wohl mit Unkeuschheit verbunden sein.
Das Buch Judith
Über diesen kleinen Ausschnitt aus der Rezeptionsgeschichte und einer weiblichen Sicht auf die Figur der Judith nähern wir uns nun dem in griechischer Sprache überlieferten Buch Judith, wahrscheinlich verfasst an der Wende vom 2. zum 1. Jahrhundert v. Chr. in Palästina. Mutlosigkeit und Niedergeschlagenheit herrschen in Bethulia – zu groß ist die Übermacht des Heeres und der Hilfsvölker des Holofernes, der im Auftrage des sich als Gott dünkenden Nebukadnezar alle vernichten will, die dem König nicht huldigen und sich nicht unterwerfen. Der über einen Monat andauernde Belagerungszustand wird durch extremen Wassermangel verschärft. Im Mittelpunkt der Betrachtung stehen bei der Lektüre das Gebet der Judith (9), ihr Gang ins feindliche Lager (10,1-4), Judith beim Gastmahl des Holofernes (12,10-20), ihre Rettungs-
tat und die Rückkehr nach Bethulia (13,1-17). Bestärkt wird das uns nun schon vertraute Bild der verwitweten Judith, der schönen Frau von blühendem Aussehen, der Gottesfürchtigen. Entschlusskraft nimmt sie aus ihrem Gottvertrauen. „Ich will eine Tat vollbringen, von der man noch in fernsten Zeiten den Kindern unseres Volkes erzählen wird.“ (8,32) Als Überheblichkeit kann diese Haltung nicht ausgelegt werden. Ohne Vertrauen auf die Wirkmacht Gottes ist der brutale Machtanspruch des Holofernes nicht zu besiegen. „Schenke mir, der Witwe, die Kraft zu der Tat, die ich plane. Schlag den Knecht wie den Herrn wie den Diener durch meine listigen Worte; brich ihren Trotz durch die Hand einer Frau.“ (9,9 f) Macht, die sich auf 170.000 Mann Fußtruppen und 12.000 Berittene stützt, wird scheitern am Gott der Schwachen, dem Helfer der Geringen, dem Beistand der Armen, dem Beschützer der Verachteten und Retter der Hoffnungslosen (s. 9,11).
Hat Judith von vorneherein vor, Holofernes zu ermorden? Seine Trunkenheit konnte sie doch nicht berechnen. Oder soll die geplante Tat ein Opfergang sein, Rache für eine Vergewaltigung, mit der sie rechnet? Finden wir hier eine Anspielung auf die Vergewaltigung Dinahs, der Tochter Jakobs, die vom Sohn des Landesfürsten Hamor vergewaltigt und von ihren Brüdern gerächt wird (Gen 34)? „Judith scheint mit dem Gedanken gespielt zu haben, durch den eigenen Opfergang könne sie eine so schwere und untilgbare Schuld auf die Assyrer laden, dass diese dem sicheren Verderben überantwortet seien. (…) In ihrer List noch hat Judith die Zumutung, Objekt der Lust, Beute des bewaffneten Mannes zu sein, akzeptiert.“
Welche Deutungsvariante macht Judith zur Heldin: ihre kalkulierte Gewalttat oder der ebenso kalkulierte Opfergang? Bewerten wir bei einer Frau wie Judith die von ihrer Gottesfurcht und Gottergebenheit untrennbare List und die kühl kalkulierende Vernunft, gezielt die Waffen einer Frau (Ablegen des Bußgewandes und der Witwenkleider, Einsatz wohlriechender Salben, Anlegen all ihren Schmuckes vom Diadem bis zu den Fußspangen) einzusetzen, anders als die Listen des ruhmreichen männlichen Heros Odysseus? Sind nicht auch hier die preisenden Worte Achiors zwiespältig, wie später in Hebbels Drama: „Wer immer deinen Namen hört, wird vor Schrecken erzittern“? Auf wen sollen wir sie beziehen: auf die Israeliten oder ihre Feinde? Mischt sich auch hier in die Bewunderung Erschrecken?
Männlicher Held – weibliche Heldin: Judith und David
Eine extreme Notsituation wird durch eine Gewalttat beendet. Es bedurfte nicht übermenschlicher körperlicher Kraft, um einen feindlichen Helden zu besiegen. Gott hilft die Macht des Feindes mit dem Reiz weiblicher Schönheit zu bannen (16,6). Für viele eine verkehrte Welt, anstößig, ein Skandalon – oder nicht? „Mit Holofernes stirbt nämlich nicht nur ein schier unbesiegbarer Feldherr, sondern auch die männliche Illusion von der eigenen Stärke und Überlegenheit. So gesehen stellt Judith für Frauen keine Skandalgestalt dar, sondern eher eine Ikone weiblicher Freiheit, Stärke und Solidarität.“
Wie Holofernes sich durch die ihn aufreizende Schönheit Judiths blenden lässt, lässt sich der riesenhafte Goliath durch die knabenhafte Gestalt des Hirtenjungen David täuschen. David zeigt Mut und Entschlossenheit, als alle anderen mutlos werden und verzagen. Judith und David – beide mit dem Haupt des Getöteten dargestellt, dieses Motiv verbindet. Trägt zur unterschiedlichen Deutung bei, dass ein Mann den Gegner mit einer Steinschleuder, also einer Distanzwaffe, tötet, eine Frau sich jedoch nicht scheut, den wehrlosen, schlafenden Feind mit dem eigenen Schwert zu erschlagen? „Und sie schlug zweimal mit ihrer ganzen Kraft auf seinen Nacken und hieb ihm den Kopf ab.“ (13,8) Nicht der Opfertod wie bei der verlassenen Dido oder der geschändeten Lukretia, die von Christine de Pizan gewürdigt werden, macht die Frau zur Heldin, sondern eine außergewöhnliche Tat, zu der Gott sie, die Schwache, auserwählt.
Exkurs
Welche Heldinnen aus der Wirklichkeit, der Geschichte oder der Literatur können mit Judith verglichen werden, damit der Blick auf die grenzüberschreitende Tat der biblischen Heldin in der Feststellung von Ähnlichkeiten und Unterschieden geschärft werden kann? Dalila, die mit Schönheit und kalt berechnender Intelligenz den „Sonnenhelden“ Simson verführt und bezwingt, in einer Zeit, als die Israeliten vierzig Jahre lang von den Philistern unterdrückt werden. Jeanne d´Arc, „La Pucelle“, die sich durch Stimmen berufen fühlt. Charlotte Corday, die Marat ermordet, ohne den blutigen Verlauf der Revolution aufhalten zu können. Nora Astorga, „La Norita“, die sich 1978 dem bewaffneten Kampf der Sandinisten gegen das Somoza-Regime in Nicaragua anschließt und mit Verführungskünsten von General Reynaldo, „El Perro“, die Freipressung von Gefangenen erreichen will.
Judith-Bilder
Aus der Fülle bildhafter Darstellungen möchte ich drei auswählen, die die Rezeptionsgeschichte ansatzweise beleuchten, um eigene, aus der Beschäftigung mit den Texten resultierende Vorstellungen damit zu vergleichen. Die ausgewählten Gemälde beachten die vernachlässigte Figur der Dienerin.
Heinrich Heine schilderte uns die Judith vor der Tat, wie er sie auf dem Gemälde von Vernet in Paris gesehen hat. Artemisia Gentileschi (1593-1652) zeigt uns Judith im Moment der Tat („Judith tötet Holofernes“, Neapel, Museo di Capodimonte). (Dass Artemisia durch ihren Lehrer Agostino Tassi vergewaltigt wurde und das Gemälde von manchen als gemalter Racheakt gedeutet wurde, lassen wir hier außer Acht.) Arme und Fäuste überkreuzen sich in äußerster Dynamik. Das blutige Geschehen wird von den beiden jungen Frauen mit erbarmungsloser Konzentration vollzogen. Judiths Schönheit wird von dem Mord nicht berührt, das Blut befleckt sie nicht.
Peter Paul Rubens (1577-1640) zeigt uns auf seinem Gemälde „Judith mit dem Haupt des Holofernes“ (Braunschweig, Herzog Anton Ulrich-Museum) den Moment unmittelbar nach der Tat. Auch hier ist kaum Blut zu sehen. Die als alte Frau gezeigte Magd und Judith packen und halten gemeinsam den abgeschlagenen Kopf. Das Licht fällt auf Judiths Kopf, ihre entblößte Brust und ihren Arm. Ihr selbstbewusster Blick nimmt mit dem Betrachter Kontakt auf und ruft zur Deutung auf: Sieh, das habe ich vollbracht!
Sandro Botticellis (1444/45-1510) „Judith auf dem Rückweg nach Bethulia“ (Florenz, Uffizien) mag zu einem leicht durchführbaren Experiment verleiten: Man ersetze den abgeschlagenen Kopf des Holofernes, den die Magd in einer Schale auf dem Kopf trägt, durch ein Obstarrangement, entferne das Schwert aus Judiths linker Hand – niemand könnte noch ahnen, welche Bluttat dieser Szene vorausgegangen ist. Zu graziös, elegant, prächtig gekleidet und geschmückt, seelisch unangetastet bewegt sich Judith. Der Frieden andeutende Ölzweig in ihrer Linken ist so zart, dass man ihn fast übersieht.
Ein Zitat von Wolfgang Sofsky mag am Ende stehen: „Als Heroine des Krieges und der Freiheit, als Verkörperung frommen Patriotismus und tugendsamer Standhaftigkeit wurde Judith gefeiert. Aber sie galt auch als Inbegriff übler Weiberlist und männermordender Rachsucht. Zwischen Verruchtheit und Verderbnis, Tatkraft und Todesmut changiert das Bild, das die Kulturgeschichte von der Figur gezeichnet hat.“6 Sind die Ambivalenzen also nicht aufzulösen, müssen sie ausgehalten werden? Und vor allem: Wo bleibt in diesem Kommentar Gott?
Didaktische Einordnung
Im Katholischen Religionsunterricht im Übergang zur Sekundarstufe II können mit einer interdisziplinären Annäherung an die Figur der Judith verschiedene Kompetenzbereiche miteinander verknüpft werden, wie sie im Kerncurriculum des Hessischen Kultusministeriums (Sekundarstufe I – Gymnasium) formuliert werden. Die Auseinandersetzung mit den hier dargestellten Texten und Bildern fordert genaues Sehen und Wahrnehmen wie auch genaues Beschreiben des Wahrgenommenen, um zu vernunftgeleiteten Urteilen zu kommen. Schülerinnen und Schüler begreifen den überzeitlichen Wahrheitsanspruch (der Machtanspruch eines sich gottgleich Dünkenden scheitert an der Machtdemonstration Gottes, der sich der vermeintlich Schwachen als „Werk-Zeug“ bedient). Sie begreifen zugleich, dass die Leerstellen des biblischen Textes Ambivalenzen hervorrufen, die zur Stellungnahme herausfordern. In der Auseinandersetzung mit anderen überprüfen sie ihre Anfangsvorstellungen von Helden, hier einer weiblichen Heldin, wenden sie auf die Figur der Judith an, modifizieren und präzisieren sie. Mehrdeutigkeiten sollten in diesem Prozess als Bereicherung der eigenen Vorstellungswelt begriffen werden. Fragen bleiben offen und regen zum eigenständigen Nachdenken an: Ist Gewalt nur durch Gewalt zu besiegen? Ist dies Gottes Wille? Brauchen wir heute noch Heldinnen wie Judith?