Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Anselm Grün / Andrea J. Larson: Sag mal, Onkel Willi

Bei diesem hier vorgestellten Dialog über die großen Fragen des Lebens treten zwei Menschen in einen intensiven Kontakt. Da ist zunächst der durch zahlreiche Publikationen hervorgetretene Benediktiner-Mönch und Theologe Anselm Grün (Jahrgang 1945), der in der Abtei Münsterschwarzach als Wirtschafts- und Finanzleiter tätig ist. Seine Gesprächspartnerin ist seine Nichte Andrea Larson (Jahrgang 1978), die ein Universitätsstudium der Wirtschaftswissenschaften absolviert hat, mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in den USA lebt und ein Buch über Liebe und Partnerschaft sowie ein Buch über die Mutter-Tochter-Beziehung veröffentlicht hat.

Durch einen Austausch von Briefen zwischen der Nichte, die als Mitteilende und Fragende den Dialog eröffnet, und dem Onkel, der daraufhin in meist etwas...

Renate Dürr, u.a. (Hg.): Religiöses Wissen im vormodernen Europa

Für Sammelbände gilt das berühmte Diktum „Wer vieles bringt, wird vielen etwas bringen“ nicht. In der Einleitung grenzen sich die Herausgebenden deshalb zu Recht von „locker miteinander verbundenen Aufsätzen“ (1) in Buchform ab. Und sie grenzen sich nicht nur ab, sondern halten ihr Versprechen, es anders zu machen, indem sie einen außerordentlich methodisch reflektierten Band mit einzelnen Untersuchungen vorlegen, die sich nahezu alle (manchmal endet die „Vormoderne“ recht spät) an dem Themenhorizont wirklich orientieren.

Thema ist das religiöse Wissen im vormodernen Europa und dieses religiöse Wissen wird gefasst als: „... die jeweiligen historisch rekonstruierbaren kulturell-gesellschaftlichen Ausgestaltungen einer Kommunikation über Gott und das Göttliche, aber auch mit Gott oder dem...

Erwin Dirscherl / Markus Weißer: Dogmatik für das Lehramt

„Früher war mehr Dogmatik!“, so könnte man Loriot variieren – und sich auch in diesem Falle jenes ominöse „Früher“ nicht zurückwünschen. Denn die Lehrbücher „nach den Grundsätzen des heiligen Thomas“, die ein Studium der katholischen Theologie bis in die 1960er-Jahre hinein prägten, explizierten selbstbewusst ein mächtiges Satzgebäude, sahen jedoch kaum Platz für Fragen und Glaubensnöte des modernen Menschen vor (umso mehr für die zu widerlegenden „Irrtümer“). Das hat sich mittlerweile gründlich geändert, und die „Dogmatik für das Lehramt“ steht dafür ein.

Die Verfasser Erwin Dirscherl und Markus Weißer lehren in Regensburg Theologiestudenten, die heute zum großen Teil „Schule“ als ihren künftigen Wirkungsort anstreben. Das legt nahe, die wissenschaftliche Darlegung so auszurichten, dass...

Thomas Quartier: Lebenslieder

Wörtlich bezeichnet der englische Begriff „Soundtrack“ die Tonspur eines Films, die meist losgelöst von ihrem jeweiligen Werk – z.B. als Audio-Datei zur DVD – veröffentlicht wird. Ein Soundtrack kann sowohl neue Kompositionen als auch bereits existierende Musikstücke umfassen. Charakteristisch ist, dass eine funktionale Verbindung zwischen den akustischen und szenischen Sequenzen besteht. Das Klangliche unterstützt und verstärkt das Visuelle et vice versa.

Ähnlich verhält es sich mit dem vorliegenden Buch von Thomas Quartier, Benediktinermönch der Abtei St. Willibrord in Doetinchem (Niederlande). Keine Filmmusik, aber nichts weniger als einen „Soundtrack der Gottsuche“ wollen seine „Lebenslieder“ zu Gehör bringen. Der Inhalt des 220 Seiten starken Buches ist durchkomponiert: 10 Kapitel,...

Ulrich Nersinger: Päpste

Mit Büchern zum Papsttum und zur Geschichte der Oberhäupter der ältesten Institution der Welt ließen sich ganze Bibliotheken füllen. Trotzdem ist die Faszination für die Päpste noch heute weit über die katholische Kirche hinaus ungebrochen. Auch in der Sachbuchreihe „100 Seiten“ des Reclam Verlags darf daher das Thema nicht fehlen.

Der Journalist, Vatikan-Experte und profunde Kenner des päpstlichen Zeremoniells Ulrich Nersinger hat nun einen Band zu den Päpsten veröffentlicht. Ganz im Stil der Reihe, die auf unterhaltsame und kurzweilige Weise in die unterschiedlichsten Sachthemen einführt, widmet er sich der fast 2000-jährigen Geschichte dieses Amtes an der Spitze der Kirche. Die wechselvolle Geschichte der Nachfolger des Apostels Petrus auf engstem Raum darzustellen, ist sicher eine...

Julia Knop / Michael Seewald (Hg.): Das Erste Vatikanische Konzil

Aus zahlreichen Perspektiven widmen sich Theologinnen und Theologen dem Ersten Vatikanischen Konzil, dem historischen Umfeld und der Wirkungsgeschichte. Mit Julia Knop und Michael Seewald fungieren zwei prominente Stimmen aus der jungen Generation der katholischen Dogmatik als Herausgeber.

Theologiegeschichtlich erhellend ist der Beitrag von Florian Baab. Er zeigt auf, dass im 19. Jahrhundert eine theologische Sensibilität für Fragen der Zeit bestanden hat; seinerzeit wurde etwa über den religiösen Zweifel diskutiert. Nüchtern schreibt der Verfasser, dass die fundamentaltheologische Aufgabe nicht darin bestehe, den Glauben einfach nur inhaltlich zu verteidigen. Man müsse vorab die Notwendigkeit einer Verteidigung des Glaubens überhaupt erst erkennen. Baab weist also auf oft übersehene...

Michael Seewald: Reform

 

Der Münsteraner Dogmatiker Michael Seewald gehört zu den scharfen Kritikern des römisch-kurialen Selbstverständnisses und der in diesem wurzelnden Form lehramtlicher Praxis. Sein neues Buch, das eine auf die Ekklesiologie fokussierte Kurzform von „Dogma im Wandel“ darstellt, plädiert angesichts der umfassenden geistlich-geistigen Krise für einen Paradigmenwechsel im „Denken“ der Kirche über sich selbst. Im Zentrum der Überlegungen stehen allerdings nicht konkrete und sattsam bekannte Reformforderungen, sondern historisch-genetische Aspekte, welche die kognitive Dynamik sowie die Geschichtspolitik des kurial-päpstlichen Apparates seit dem 19. Jahrhundert in den Blick nehmen. Seewalds Anliegen ist es, die lehramtliche Selbstfesselung der katholischen Kirche aufzudröseln, um die...

Thomas Ruster: Balance of Powers

 

Zu den großen, zweifellos besorgniserregenden Problemen, die die katholische Kirche vielleicht nicht überall, sicherlich aber in unseren Breiten belasten und einer Lösung bedürfen, gehört der Mangel an Priestern, die in den Gemeinden tätig sind. Und so wird an vielen Orten und auf vielen Ebenen über die Frage nachgedacht, wie die Weichen auf eine bessere Zukunft hin gestellt werden könnten, ja müssten. Im Chor der Stimmen, die sich hier äußern, hat sich nun der Verfasser des vorliegenden Buches in nachdrücklicher Weise zu Wort gemeldet. Was er vorschlägt, übertrifft an Entschiedenheit und Andersartigkeit bei weitem das, was sonst zu diesem Thema zu hören und zu lesen ist.

Thomas Ruster eröffnet sein Buch sogleich mit der Vorstellung seines Vorschlags. Er hat diese Konturen: Das...