Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Heinz Schilling: Das Christentum und die Entstehung des modernen Europa

 

Sieben Männer „von gutem Ruf und voll Geist und Weisheit“ wählte man, um die tägliche Versorgung der Witwen zu gewährleisten (Apg. 6, 1-7). Diese Szene dürfte eine der ersten sein, die von der Verflochtenheit der christlichen Gemeinschaft mit der „Welt“ Zeugnis ablegt. Eine Religion, die den Menschgewordenen ins Zentrum rückt, kann nicht vom Wort allein leben. Jesu wunderbare Maxime „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers, und Gott, was Gottes ist (Mt. 22, 21), gibt dabei die Richtung vor, die Mühen der Ebene ersetzt sie nicht. So bietet die Kirchengeschichte in puncto „Nähe und Ferne“ zu Gesellschaft und Macht reichhaltigstes Anschauungsmaterial. Heinz Schilling, emeritierter Professor für Geschichte der Frühen Neuzeit und renommierter Luther-Biograph, blickt in seiner Studie auf den Beitrag...

Klaus Unterburger: Kirchengeschichte der Frühen Neuzeit

Eine kompakte und kompetenzorientierte Einführung in die Kirchengeschichte der Frühen Neuzeit zu schreiben, dieses Ziel hat sich Klaus Unterburger mit dem vorliegenden Buch gesetzt. Er wird seinem Ziel in gelungener Weise gerecht. Auf knapp 160 Seiten gliedert er sein Werk in elf meist kurze Kapitel, die in prägnanter Weise die wichtigsten Themen der Epoche vom Beginn der abendländischen Glaubensspaltung um 1500 bis zur Großen Säkularisation um 1800 behandeln. Schwerpunkte bilden dabei die Reformation und ihre direkten Folgen (Kap. 2–5) sowie die Zeit der Aufklärung und der Französischen Revolution (Kap. 9–11).

Die Darstellung zu Martin Luthers Leben und Werk (Kap. 2) überzeugt in der notwendigen Kürze. Dabei weist Unterburger auf die Legendenhaftigkeit der Erzählungen vom...

Philippa Rath / Burkhard Hose (Hg.): Frauen ins Amt!

2021 publizierte Sr. Philippa unter dem Titel „Weil Gott es so will“ 150 Lebenszeugnisse von katholischen Frauen, die eine Berufung zum Priester- oder Diakonenamt bei sich wahrnehmen, in der katholischen Kirche diesen Berufungen aber nicht Folge leisten können. Dieses Buch wurde mehrfach aufgelegt und ist als authentisches Zeugnis, wie viele von der Kirche nicht genutzten Charismen von Frauen es gibt, anzusehen. Durch die Lektüre dieses Buches fühlten sich zahlreiche Männer herausgefordert, sich mit den Frauen, deren Berufungen nicht gelebt werden können, zu solidarisieren. Die Frage nach der Stellungnahme der Männer stellt sich, weil in den gegebenen Strukturen der Kirche nicht die Frauen selbst, sondern die in den leitenden Positionen der Kirche befindlichen Männer die Diskriminierung...

Niklaus Brantschen: Gottlos beten

Um es gleich vorwegzusagen: Der Titel „Gottlos beten“ und die Verlagsankündigung, es gehe in diesem Buch um die Frage, ob ein Atheist meditieren könne, sind irreführend. Denn um Betrachtungen darüber, wie Nichtgläubige die Leerstelle „Gott“ in ihrem Leben ausfüllen oder ob überhaupt jemand zu einer Gebetssprache finden kann, wenn das göttliche Gegenüber hartnäckig zu schweigen scheint, geht es Niklaus Brantschen, Jesuit und Zen-Meister, gerade nicht. Vielmehr erinnert seine spirituelle Wegsuche – so lautet der treffende Untertitel – an das berühmte Wort Karl Rahners: „Der Fromme von morgen wird ein Mystiker sein, einer der etwas erfahren hat, oder er wird nicht mehr sein.“

Auf der Suche nach diesen Erfahrungswegen befragt Brantschen alte Muster, Riten, Rituale und Lebensformen aus...

Maura Zátonyi OSB in Verbindung mit Frank Höselbarth (Hg.): Europäische Spiritualität

Der Titel des Sammelbandes klingt anspruchsvoll. Er enthält Beiträge, die als valide Argumente in die lohnende Diskussion um ein Europa christlicher Werte eingebracht werden können.

In seinem einleitenden Beitrag gibt Kardinal Kasper einen guten Überblick, wie das, was mit dem Namen „Europa“ bezeichnet wird, im Lauf der Geschichte aus der Begegnung verschiedener Kulturen entstanden ist. So sehr dabei seit der Zeit griechischer Philosophie der Mensch mit seiner Würde im Mittelpunkt steht, so ambivalent sind aus heutiger Sicht die großen kulturellen und religiösen Auseinandersetzungen (Kreuzzüge, Verhältnis Juden – Christen) zu beurteilen.

Spuren einer solchen Ambivalenz im Leben der Hildegard von Bingen zeigt mit spannender historischer Präzision der Museums- und Kulturamtsleiter Matthias...

Der Briefwechsel zwischen Erich Przywara und Gertrud von le Fort

Im hinter uns liegenden Jahrhundert lebten und wirkten im Raum der Kirche viele Männer und Frauen, die den Gang der Geschichte und den Sinn des menschlichen Lebens zu verstehen suchten. Zu denen, die von dem, was sich ihnen im Glauben an das Evangelium zeigte, in Gedichten, in Romanen und anderen Formen von Texten Kunde zu geben unternommen haben, gehörten der als Philosoph und Theologe bekannte Jesuit Erich Przywara (1889-1972) und die zur katholischen Kirche und ihrem Glauben stehende Schriftstellerin Gertrud von le Fort (1876-1971). Sie nahmen einander über alle Grenzen hinweg wahr und kommunizierten miteinander. Die Weise, wie dies unter anderem und vor allem geschah, war der Austausch im Medium des Briefwechsels. In ihren Briefen teilten sie einander mit, was sie gerade bewegte, wie...

Hermann Stinglhammer / Bernhard Kirchgessner (Hg.): Einführung in das Christentum – für heute 2

 

Der zweite Band der dreiteiligen Einführung in das Christentum aus der Reihe Passauer Forum Theologie ist dem Glauben an Jesus Christus gewidmet. Die drei exegetischen und fünf systematischen Beiträge bieten einen Einblick in die zentralen Themen der Christologie.

Der Dreischritt Sprache, Geschichte, Glaube, mit dem der Neutestamentler Otto Schwankl seinen Beitrag zur historischen und theologischen Bedeutung des Kreuzestodes Jesu strukturiert, lässt sich als Strukturprinzip des ganzen Bandes heranziehen. Der sprachliche Befund der biblischen Texte wird aufgezeigt und damit zunächst auch die Frage nach dem historischen Wissen über Jesus von Nazaret gestellt. Insbesondere der erste Beitrag von Rudolf Hoppe zur Rückfrage nach dem historischen Jesus gibt hier prägnant den aktuellen...

Karl-Heinz Menke: Inkarnation

 

Titel wie Untertitel dieser Einführung in die Mitte der christlichen Botschaft verweisen präzise auf den Inhalt und das zentrale Anliegen. Was der Verfasser an Grundgedanken in vielen seiner Schriften über Jahrzehnte hinweg thematisch weit gestreut entfaltet und in bisweilen steilen Thesen profiliert hat, lässt er jetzt – konzentriert auf seinen ganz und gar christologisch zentrierten Denkansatz – in eine gut lesbare und spannende Einführung ins Christentum münden.

Das Buch beginnt mit gezielten Hinweisen zum besseren Verständnis und zur Absicht. In sieben Kapiteln handelt Karl-Heinz Menke – dezidiert katholisch perspektiviert – von Christus und seiner Kirche. Was es bedeutet, dass der Mensch Jesus „die Offenbarkeit Gottes“ ist, also die „Offenbarkeit JHWHs“, wird im ersten Kapitel (A)...