Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Egbert Ballhorn / Georg Steins / Regina Wildgruber / Uta Zwingenberger (Hg.): 73 Ouvertüren

Der Beginn eines Buches kann gefangen nehmen, fesseln, mitreißen, kurz: dem ersten Satz eines guten Buches wohnt ein Zauber inne. Unwillkürlich entscheidet sich, ob hier das Potenzial liegt, eine Geschichte entstehen zu lassen. Akteure werden die Bühne betreten, Handlungsstränge sich entfalten. Stimmt der Buchanfang darauf ein? Wenn es ein solches Buch gibt, das Geschichte hat entstehen lassen, so darf die Heilige Schrift das für sich in Anspruch nehmen. Offensichtlich sind die Anfänge derart, dass Leserinnen und Leser über Jahrhunderte es nicht mehr aus der Hand legen konnten.

Mit den „73 Ouvertüren“ ist ein sehr treffender Titel für die Buchanfänge der einzelnen Bücher der Heiligen Schrift des Alten und Neuen Testaments gewählt. So wie eine Ouvertüre anklingen lässt, was das Gesamtwerk...

Melanie Peetz: Das biblische Israel

Geschichte spielt sich in Raum und Zeit ab. Dass insbesondere biblische Texte nicht unabhängig von Raum und Zeit entstanden sind, zugleich aber über historische Wahrheiten hinausgehen, muss immer wieder neu vor Augen geführt werden, um nicht der Gefahr eines naiven Bibel-Positivismus zu erliegen. Eine hervorragende Hilfe, um gerade für alttestamentliche Texte deren Verwobenheit in Raum und Zeit zu sehen, ist Melanie Peetzs „Das biblische Israel“. Ihr gelingt es, die Dimensionen von Raum und Zeit, die geographischen, geologischen und historischen Grundbedingungen alttestamentlicher Texte kompakt und äußerst gut lesbar darzustellen.

Das Buch gliedert sich – abgesehen von der Einleitung und dem Anhang – in acht große Abschnitte, die sich an Epochen orientierten. In der Einleitung geht die...

Karlheinz Ruhstorfer (Hg.): Christologie

 

Mit vorliegendem Buch möchte der Herausgeber „eine gleichermaßen aktuelle und fundierte wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Person Jesu von Nazareth auf einem ersten Reflexionsniveau“ (12) bieten. Diese Vorgabe haben die Autoren des Bandes eingelöst. Sinnvollerweise hält sich auch diese „Christologie“ an die vielfach bewährte Aufteilung in zwei biblische Teile sowie einen historischen und einen systematischen Teil.

Oliver Dyma geht den messianischen Erwartungen im Alten Testament nach (15-68). Als besondere Ausdrucksformen für Israels Hoffnung auf die Durchsetzung der Königsherrschaft Gottes können sie innergeschichtlich oder eschatologisch gedacht werden (15). Grundgelegt sind sie in der Königstheologie und -ideologie im Bannkreis der davidischen Dynastie, deren faktischer...

Rainer Hagencord: Gott und die Tiere

 

Rainer Hagencord ist Leiter des Instituts für Theologische Zoologie in Münster und seit vielen Jahren Vorkämpfer eines Perspektivenwechsels im Umgang mit Tieren. Mit „Gott und die Tiere“ erschien 2018 eine zweite Auflage dieses ursprünglich 2008 erschienenen Werkes, das wiederum eine gekürzte Ausgabe seiner Dissertation von 2004 war, das selbst inzwischen in der 4. Aufl. erschienen ist (2009). Hagencords Grundüberzeugung ist, dass eine falsche Sicht auf das Tier als Gottesgeschöpf auch den Menschen von Gott fortführt; zugleich ist es sein dringendes Anliegen, dem Tier einen Platz als Mit-Geschöpf des Menschen wiederzugeben und es nicht auf seinen Nutzen für den Menschen zu beschränken. Gegenüber René Descartes, bei dem er die endgültige Wandlung des Tieres zum reinen Automaten ohne...

Christoph Türcke: Umsonst leiden

Ein Klassiker biblischer Erzählungen unter philosophischer Perspektive? Der emeritierte Philosophieprofessor Christoph Türcke, der auch evangelische Theologie studierte und sich in mehreren Werken ideologiekritisch mit religiösen Inhalten auseinandergesetzt hat, wagt einen solchen Blick in seinem 120seitigen Büchlein „Umsonst leiden. Der Schlüssel zu Hiob“. Gerade die gewisse Außenperspektive auf einen genuin religiösen Text, der zudem als Weltliteratur vielfältige Umsetzungen erfahren hat, bietet neue Zugänge zum Hiobbuch und zeigt zugleich seine Aktualität auf.

Türckes Überlegungen setzen bei einer prägnanten Analyse der Struktur des Hiobbuches an: Er geht von der üblichen literarkritischen Aufteilung in eine kurze „Rahmenerzählung“ (Ijob 1,1-2,10 und 42,10-17) und eine längere,...

Thomas Söding (Hg.): Führe uns nicht in Versuchung.

In dem von Thomas Söding herausgegebenen Band der „Reihe Theologie kontrovers“ geht es darum, wie die sechste Bitte des Vaterunsers „Führe uns nicht in Versuchung“ im Ganzen des Herrengebetes zu verstehen ist. 11 Beiträge namhafter Theologen gehen dieser Frage aus exegetischer, theologischer und pastoraltheologischer Sicht nach, um die Versuchungsbitte dem Menschen von heute in der aktuellen und kontrovers geführten Debatte neu zu erschließen.

Im ersten Beitrag „Um Himmels Willen“ befasst sich der Herausgeber mit der griechischen Textüberlieferung und kommt nach eingehender Prüfung des Begriffs der Versuchung (peirasmos) zu dem Ergebnis, dass es sich dabei nicht um irgendwelche marginalen Versuchungen, sondern um eine Anfechtung handelt, „in der die Liebe zu Gott auf dem Spiel steht und...

Ludger Schenke: Das Johannesevangelium

 

Ludger Schenke, pensionierter Professor für Neues Testament der Universität Mainz, hat in dem zu besprechenden Buch viele Überlegungen seiner jahrzehntelangen Auseinandersetzung mit dem Johannesevangelium zusammengetragen. Er selbst verweist im Nachwort darauf, dass die meisten dargelegten Erwägungen „schon einmal vorgetragen und in manchen Monographien und Aufsätzen auch veröffentlicht“ (231) wurden. Nicht zuletzt Schenkes Kommentar zum Johannesevangelium scheint hier Pate gestanden zu haben, weisen beide Publikationen doch einen ähnlichen Aufbau auf. Allerdings ist der Kommentar, der auch online abrufbar ist (https://publications.ub.uni-mainz.de/opus/frontdoor.php? source_opus=3634), um ca. 140 Seiten umfangreicher und lädt damit zum Weiterlesen und vertiefteren Lesen ein.

Das...