Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Peter Brown: Der Schatz im Himmel

 

Der Untertitel dieses Buches verspricht nichts weniger als einen tiefen und detaillierten Einblick in jene entscheidende Epoche der Spätantike, in der das pagane römische Reich von dem abgelöst wurde, was wir wahlweise Christentum, Kirche oder Abendland nennen – eine bis heute prägende, aber vielleicht gerade untergehende, mindestens 1500-jährige Epoche europäischer Geschichte.

Die zu beschreibenden Abläufe würden den Einsatz komplexer soziologischer, theologischer, ökonomischer und historiographischer Instrumente verlangen. Doch Peter Brown, der renommierteste (Kirchen-)Historiker für die Antike weltweit, dämpft solche allein schon durch den stattlichen Umfang des Bandes genährte Erwartungen mit seinem Haupttitel „Der Schatz im Himmel“ und dem einleitenden Zitat aus Mt 19,21-26: Es...

Mariano Delgado: Das zarte Pfeifen des Hirten

Sie wird ein „geistiges Weltkulturerbe“ genannt und zu jenen Gestalten der Kirchengeschichte gezählt, die eine besondere „Ehre für das Menschengeschlecht“ darstellen: Teresa von Ávila (1515-1582). Mariano Delgado, Professor für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte an der Universität Fribourg (Schweiz) und exzellenter Kenner der spanischen Mystik, hat nun ein beachtenswertes Buch über die große Heilige und erste der bislang vier Kirchenlehrerinnen vorgelegt.

Seit nunmehr 500 Jahren fasziniert und inspiriert Teresa von Ávila Menschen in- und außerhalb des christlichen Glaubens. Vor allem das ihr zugeschrieben Gebet „Nada te turbe“ (Nichts soll dich ängstigen) ist zu einem weltumfassenden Trost- und Herzensgebet geworden. Doch nicht nur das. Für Delgado ist es der Schlüssel, um Teresa und...

Michael Klein: Bankier der Barmherzigkeit: Friedrich Wilhelm Raiffeisen

Im März dieses Jahres jährte sich der Geburtstag des Sozialreformers Friedrich Wilhelm Raiffeisen zum 200. Mal. Das schmale Buch von Michael Klein malt das Bild eines völlig selbstlosen Wohltäters, der immer wieder mit allen möglichen Widerständen zu kämpfen hatte. Getrieben war er dabei von seinem Glauben; bei einer Versammlung des Wohltätigkeitsvereins sprach er von Gott als „unserem obersten Direktor“. Das Buch gibt Einblicke in Raiffeisens Beweggründe für sein Engagement, es zeigt die Wurzeln seiner Aktivitäten – auch während seiner Bürgermeisterämter –, bringt seinen unerschütterlichen Glauben, seine praktizierte Nächstenliebe auf den Punkt und ordnet diese richtigerweise in seine familiären Wurzeln ein. Es ist interessant, hierzu immer wieder Originalschriftstücke im Text zu finden.

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Huub Oosterhuis: Sei hier zugegen

Lehrgedichte haben im Jesuitenorden eine lange Tradition. Seit dem 16. Jahrhundert gibt es sie über Musikinstrumente, Schießpulver, Schokolade, Kaffeebohnen, Fischerei, Seefahrt und vieles andere. Lerninhalte sollten, so das didaktisch-pädagogische Interesse, anders als trocken-wissenschaftliche Abhandlungen auf feinsinnige, durchaus kunstvolle, aber verständliche und kreative Art und Weise „volksnah“ vermittelt werden. Neben über 400 liturgischen Liedtexten, zahlreichen Essays, Gebeten und Gedichten weist die Bibliographie von Huub Oosterhuis, dem ehemaligen Jesuiten aus Amsterdam, immer wieder Lehrgedichte auf. Sie sind eigentlich für den Gebrauch außerhalb des kirchlichen Raums bestimmt wie „Het Lied van de Aarde “ (Lied von der Erde, 1998)“, „Het Lied van de Eeuw“ (Lied von dem...

Andreas Wollbold: Predigen

Andreas Wollbold, Professor für Pastoraltheologie an der Universität München, ist überzeugt: Eine (gute) Predigt ist eine „Überlebensfrage der Kirche“ (11). Aber wie geht das? Sein Buch ist ökumenisch ausgerichtet und setzt sich kritisch mit den Einsichten evangelischer Predigtlehrer auseinander. Es nimmt den reichen „Erfahrungsschatz“ der (vor-)christlichen Rhetorik in den Blick. Und es bietet eine Mischung aus Denkanstößen und Handlungsimpulsen nach dem Motto „so viel Theorie wie nötig und so viel Praxisnähe wie möglich“ (12).

Aktuelle Umfragen zeigen: Die Predigt hat einen hohen Stellenwert – für die Verkündigung der Kirche wie für die Gläubigen. Sie will wirken und ist doch oft wirkungslos. Das hat kulturelle Gründe, ist aber auch bedingt durch das Unvermögen des Predigers (26-33). Er...

Wolfgang Vogl

In der gleichen Aufmachung wie zum Lesejahr A legt Wolfgang Vogl auch zum Lesejahr B ein Werk vor, das Bild- und Schriftbetrachtung so zusammenführt, dass dem Leser ein exegetisch versiertes und kunstgeschichtlich inspiriertes Kompendium christlichen Glaubens an die Hand gegeben wird. Zeit- und Kunstgeschichte, biblische Exegese, Dogmatik und Philosophie werden erzählerisch so ineinander verschränkt, dass jeder Bereich seine Eigenständigkeit bewahrt und Bezüge enthüllt werden. Das Bild behauptet sich als Kunstwerk und wird nicht einseitig als bloße Illustration des biblischen Textes missdeutet. Die biblischen Motive erhalten durch ihre künstlerischen Verarbeitungen einen Sitz im Leben ihrer Zeit. Die Aufgabe des Lesers, sie für seine Zeit aufzuschlüsseln, überlässt der Autor klug dem...

Johannes Oeldemann: Die Kirchen des christlichen Ostens

Seit Jahrzehnten wächst die Zahl der orthodoxen und orientalischen Christen in Deutschland. Durch die Wanderungswellen seit dem Zweiten Weltkrieg, durch Gastarbeiter und Spätaussiedler, durch Flüchtlinge vom Balkan und dem Nahen Osten, aber nicht zuletzt auch durch Priester aus Indien sind die orthodoxen Kirchen uns nahe gekommen.

Johannes Oeldemann vom Johann-Adam-Möhler-Institut in Paderborn führt kenntnisreich in die Vielfalt der östlichen Kirchen ein. Ausgehend von den Regionen, in denen die östlichen Riten des Christentums präsent sind, stellt er zunächst deren Geschichte vor. Im Nahen und Mittleren Osten ist das Christentum entstanden und hat sich von dort aus nicht nur im Römischen Reich, sondern im Kaukasus und in Persien, im afrikanischen und griechischen Kulturkreis, in Südost-...

Manfred Eder: Kirchengeschichte in Karikaturen

Cartoons und Karikaturen sind aus dem Bild- und Medienzeitalter nicht mehr wegzudenken. Stets sind sie kritisch provozierend und streuen allzu oft Salz in die wunden Gemüter aus Politik und Religionsgemeinschaften. Spätestens seit dem Anschlag auf das französische Satiremagazin Charlie Hebdo wissen wir wieder um die Sprengkraft, die sie entfalten können. Sie fordern schonungslos zur Auseinandersetzung mit der aktuellen Wirklichkeit heraus und verstehen es in zugespitzter Form, über Verknüpfungen mit vergangenen Ereignissen zum Nachdenken über die Gestaltung der Zukunft anzuregen. Sie hermeneutisch zu entschlüsseln, ist daher nicht immer einfach und bedarf einiger Kompetenzen.

Die Geschichtsdidaktik hat dies längst erkannt und nimmt die Karikatur als historische Quelle zunehmend in den...