Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Eberhard Schockenhoff: Frieden auf Erden?

Der Autor, Jahrgang 1953, ist katholischer Priester und Universitäts-Professor für Moraltheologie in Freiburg/Breisgau, u.a. Mitglied im Deutschen Ethikrat; dabei liegt ein Schwerpunkt seiner Arbeit im Themenkreis Friedensethik. Auf diesem Hintergrund will er uns die provokative Kraft von Weihnachten als produktive Friedensbotschaft in einer de facto noch lange nicht heilen, friedvollen Welt erschließen.

Zwar ist das Weihnachtsfest einerseits in seinem substantiellen Grundgehalt oft verdunkelt durch eine diffuse, zivilreligiös inszenierte Eventkultur mit konsumistischer Kommerzialisierung im Bereich bürgerlicher Öffentlichkeit sowie durch gruppendynamische Zwänge im Familienleben. Dennoch hat das Fest andererseits jenseits der Glitzerwelt der Shoppingcenter und Christkindlmärkte für sehr...

Egbert Ballhorn / Simone Horstmann (Hg.): Theologie verstehen

Die Auslegung des apostolischen Glaubensbekenntnisses ist eine Aufgabe, der sich die Theologie seit Entstehung dieses für die christliche Identität so zentralen Textes immer wieder zugewandt hat. In diese Auslegungstradition reiht sich der vorliegende Band – ein Kondensat des am Dortmunder Institut für Katholische Theologie durchgeführten Theologischen Grundkurses – mit einer ganz spezifischen Zielsetzung und Gestaltgebung ein: Das Vorhaben richtet sich auf nichts weniger als auf eine grundlegende Einführung ins Theologiestudium (oder allgemeiner: in eine intensivierte Befassung mit der akademischen Theologie), die sich in der Auseinandersetzung mit dem Text des apostolischen Credos und im Zusammenspiel von Statements aus allen Disziplinen der Theologie entfaltet.

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Robert Zimmer: Basis-Bibliothek Philosophie

Eine „Basis-Bibliothek Philosophie“ wäre eine schöne Sache, denn insbesondere der philosophische Novize hätte damit einen Kanon unverzichtbarer Bücher von zeitloser Bedeutung, an dem er sich orientieren könnte. Robert Zimmers Zusammenstellung will das leisten. Beginnend mit den Fragmenten der Vorsokratiker stellt der Autor die von ihm ausgewählten 100 Bücher mit Artikeln vom Umfang eines Wikipedia-Eintrages vor. Diese Darstellungen sind gut verständlich und arbeiten Wesentliches heraus. Wird das Buch aber seinem Anspruch gerecht, eine „Basis-Bibliothek Philosophie“ zu sein? Ein solcher Kanon müsste ausgewogen und repräsentativ die philosophischen Denkrichtungen und Problemstellungen behandeln. Die darin aufgenommen Bücher müssten Klassiker sein, was Zimmer für sein Buch auch beansprucht.

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Peter Neuner: Turbulenter Aufbruch

Die sechziger Jahre gelten in Westeuropa als Sattelzeit der Postmoderne bzw. als Durchbruch zur gesellschaftlichen „Fundamentalliberalisierung“ (Habermas). Die vormals im Wesentlichen von Eliten und Boheme geteilten kulturellen Standards erzielen nun Breitenwirkung und verändern mit der Zeit die mentalen Befindlichkeiten aller Zeitgenossen. Während Familien und gesellschaftliche Gruppen, Wirtschaft, Politik und staatliche Einrichtungen den Wandel insgesamt gut und zu ihrem Vorteil verarbeitet haben, scheint einzig die katholische Kirche festzustecken in jenem „mythischen Jahrzehnt“. Noch immer laboriert sie an gesellschaftlich längst überwundenen Konflikten rund um Themen wie Autorität, Institutionalität, Individualität, Authenzität, Pluralität, Gehorsam und Freiheit. Zivilisatorisch...

Melanie Peetz: Das biblische Israel

Geschichte spielt sich in Raum und Zeit ab. Dass insbesondere biblische Texte nicht unabhängig von Raum und Zeit entstanden sind, zugleich aber über historische Wahrheiten hinausgehen, muss immer wieder neu vor Augen geführt werden, um nicht der Gefahr eines naiven Bibel-Positivismus zu erliegen. Eine hervorragende Hilfe, um gerade für alttestamentliche Texte deren Verwobenheit in Raum und Zeit zu sehen, ist Melanie Peetzs „Das biblische Israel“. Ihr gelingt es, die Dimensionen von Raum und Zeit, die geographischen, geologischen und historischen Grundbedingungen alttestamentlicher Texte kompakt und äußerst gut lesbar darzustellen.

Das Buch gliedert sich – abgesehen von der Einleitung und dem Anhang – in acht große Abschnitte, die sich an Epochen orientierten. In der Einleitung geht die...

Knut Wenzel: Die Wucht des Undarstellbaren

„Licht erscheinen die Bilder und lesbar die Zeichen, unzugänglich ist das Absolute, bildlos, zeichenlos. Die Bilder haben ihre Leuchtkraft, die Zeichen ihre Prägnanz, von diesem Grund, der, als ob von ihnen abgewandt, sie mit Bedeutungen beleiht.“ (14) –„An den Bildern, die dazu da sind, wahrgenommen zu werden, erfahren wir uns, nämlich als Wahrnehmende.“ (23)

Mit solch prägnanten Sätzen steckt der für seine schöpferische Sprache bekannte Frankfurter Systematiker Knut Wenzel im Rahmen des „Anwegs“ und der Einleitung zu seiner grundlegenden theologischen Ästhetik – er sprengt den Rahmen der in den letzten Jahrzehnten im deutschsprachigen Raum eher dünn gesäten „Bildtheologien“ – den Raum ab: Zur Gottesfrage ist damit ebenso Grundlegendes gesagt wie zum Menschen im Angesicht des...

Deutsche Bischofskonferenz: Begegnung mit dem ANDEREN in Dichtung und Kirche

Spätestens mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil und dessen Konstitution Gaudium et spes erfolgte eine offizielle, ausführliche Reflexion über das Potential von Literatur und Kunst im Kontext von Theologie und Kirche. Bearbeitete die Literatur seit jeher ungefragt und in ihrem eigenen Modus die Existenz des Menschen, die immer auch religiöses Suchen, Zweifeln und schließlich die Gottesfrage mit einschließt, bedurfte es von Seiten der Theologie und Kirche des allgemeinen Aufbruchs der 1960er Jahre, um die Dignität von Poesie und Kunst offiziell anerkennen zu können. Seit dieser Zeit ist im Dialog zwischen Literatur und Theologie, in ihrer beider Rede über Gott, viel geschehen, eine fast unüberschaubare Anzahl an Publikationen ist erschienen und auch institutionell hat das Zueinander dieser...

Julia Knop / Stefanie Schardien: Heute christlich glauben. Der Leitfaden für die Ökumene im Alltag

Auf dem Klappentext des vorliegenden Bandes heißt es im ersten Satz: „Die Ökumene ist weit vorangeschritten.“ Damit wird der Stand der Ökumene richtig beschrieben, allerdings bräuchte es die Vergewisserung über den Stand der Ökumene und erst recht einen Leitfaden für die Ökumene im Alltag nicht, wenn dies schon die ganze Wahrheit wäre. Das Buch reagiert nämlich nicht alleine auf das Bedürfnis, sich über die einenden und trennenden Positionen zwischen evangelischen und katholischen Traditionen zu verständigen. Es reagiert stärker noch auf die gravierenden Veränderungen der kirchlichen Landschaft insgesamt. Insofern könnte der erste Satz des Klappentextes variierend gesagt werden: Die Säkularisierung ist weit vorangeschritten. Es scheint nämlich, als sei dies die Hintergrundfolie des...