Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Walter Dietrich: Die Samuelbücher heute gelesen

„Die Samuelbücher sind, leider, voller Krieg.“ – Mit diesen Worten beginnt Walter Dietrich sein Kapitel über Krieg in den Samuelbüchern. Schrecken etwa Gewalt und Krieg im biblischen Text Leser und Leserinnen davon ab, diese beiden Bücher des AT zu lesen? Oder sind diese vielleicht – so vermutet es der Autor – deshalb sperrig, weil sie so viele Geschichtsdaten enthalten, Namen und Ereignisse nennen, die nicht ganz so geläufig sind? Dabei geht es in diesen Schriften doch um Themen, die uns bis auf den heutigen Tag beschäftigen und aktueller sind als je zuvor: Politik, Gewalt, Macht und Machtmissbrauch, Staatenbildung, Krieg – aber auch die Frage nach dem Wesen von Menschen und den Bildern, die diese sich von Gott machen.

Dem Autor, Walter Dietrich, einem ausgewiesenen Experten der...

Irmtraud Fischer: Liebe, Laster, Lust und Leiden. Sexualität im Alten Testament

Mit dieser gründlichen Studie zur Rolle der Sexualität im AT wird eine wichtige Lücke geschlossen. Es erübrigt sich auszuführen, warum ein solches Buch für den Religionsunterricht ein wichtiges Hilfsmittel sein kann bei Schülerinnen und Schülern mit entsprechenden Fragestellungen.

Die Autorin hat mit einer nicht einfachen Schwierigkeit zu ringen. Da Sexualität für das AT kein eigenständiges Thema darstellt, sondern immer nur im Zusammenhang mit anderen Themen auftritt, könnte die Gefahr bestehen, die Frage nach der Rolle der Sexualität von außen an die Texte auf Kosten der ursprünglichen Aussageabsicht heranzutragen. So weiß die Autorin aus ihrer exegetischen Allgemeinbildung, dass viele Erzählungen welterzeugende Mythen darstellen, so dass damit „herausragende Ereignisse erzählt werden,...

Christine Christ-von Wedel: Die Bibel in Geschichten

Christine Christ-von Wedel ist von Haus aus Historikerin mit besonderer Expertise im Bereich Humanismus und Reformation. Dass sie in einem höchst umfangreichen Werk Nacherzählungen von rund 180 biblischen Geschichten anbietet, ist die Frucht eines jahrzehntelangen Engagements der Pfarrersfrau in Sonntagsschule und Kindergottesdienst. Ihr Wunsch ist es, in der (bewusst aufrechterhaltenen) Vielfalt der Geschichten das Wirken des einen Gottes in der Welt erfahrbar zu machen. Durch das Einbinden theologisch wichtiger Begrifflichkeiten („Erbarmen“, „Gnade“, „Sünde“ etc.) möchte das Buch die spätere Lektüre des Originaltextes vorbereiten.

Die Kapitel zu den Geschichten des Alten Testaments (21-488) reichen von den Urgeschichten bis hin zum Buch Jona und sind meistens nach Personen benannt. Die...

Cornelia Steinfeld: Die Bibel in Formen und Farben

Zwei Kreise, ein gefährlich spitzes Dreieck und feine farbliche Differenzierungen in Weiß, Schwarz, Rot und Pastellbraun. Mehr braucht es ganz offenbar nicht, um die Erzählung von Kain und Abel buchstäblich auf den Punkt zu bringen. Cornelia Steinfelds Buch „Die Bibel in Formen und Farben“ hält genau das, was der Titel verspricht: In klarer Farb- und Formensprache visualisiert die Grafikdesignerin 40 ausgewählte Erzählungen aus dem Alten und Neuen Testament, indem sie diese mit den elementaren Mitteln des Designs auf das Wesentliche reduziert.

Das ist gleichermaßen so genial wie ungewohnt. Schließlich haben wir uns – gewissermaßen mit dem Segen des Zweiten Konzils von Nicäa (787) – in unseren Sehgewohnheiten an die gegenständlichen, figürlichen bisweilen sogar realistischen Darstellungen...

Andreas Batlogg: Jesus begegnen

Andreas Batlogg hat ausgehend von der Jesus-Meditation der ignatianischen Exerzitien ein sehr persönliches Buch geschrieben über die Möglichkeit, Jesus in diesem Leben zu begegnen. Worum es geht?

Der Buchtitel suggeriert drei Hauptteile. Aber der Autor macht etwas anderes: In 33 Kapiteln kommen unterschiedliche Erfahrungsfelder zur Sprache, mal geht’s um Suchbewegungen, mal um Finderglück und mal um Bekennermut. Andreas Batlogg, geboren 1962, ist seit 1985 Jesuit, und das Erbe des Ignatius von Loyola (1491-1556), der Jesuitenorden mit seiner besonderen Betonung der „Gesellschaft Jesubilden den Raum, in dem er sich bewegt. Batlogg versteht das Ordenssymbol IHS – Iesus Habemus Socium – nicht exklusiv, sondern über die Konfessionsgrenzen hinaus als Einladung an alle, die sich auf Jesus...

Peter Handke: Das zweite Schwert

Der „Maigeschichte“ von Peter Handke ist ein Bibelzitat aus dem Lukasevangelium (Lk 22,36-38) vorangestellt, das im Kontext der Passionsgeschichte Jesu überliefert und mit dem eschatologischen Verweis überschrieben ist: „Die Stunde der endzeitlichen Entscheidung". Jesu Anweisung an seine Jünger, für den Erlös eines Mantels ein Schwert zu kaufen, mag bei seinen Gefolgsleuten die irrige Annahme erhärten, dass der Errichtung des messianischen Reiches eine mit Waffen auszutragende Entscheidungsschlacht vorangehen werde. Als die Jünger Jesus darauf hinweisen, dass sie im Besitz von zwei Schwertern seien, antwortet ihr Rabbi: „Genug davon!“ (Übersetzung: Jerusalemer Bibel, Freiburg 12. Aufl. 1985.) In der Einleitung zu Handkes Erzählung wird der Lukasvers mit den Worten: „Das genügt!" übersetzt...

Michaela Kopp-Marx, Martin W. Ramb und Holger Zaborowski (Hg.): Die Christus-Trilogie zwischen Bibel, Traum und religiöser Erfahrung

Ein Geheimtipp! So wurde 1991 der erste Band der Christustrilogie von Patrick Roth, die Novelle „Riverside“, unter christlichen Lesern und Leserinnen weitergegeben. Mittlerweile, 30 Jahre später, gibt es eine breite Roth-Rezeption im deutschen Sprachraum und speziell in der Theologinnenwelt – nicht zuletzt dank der vielfältigen Initiativen von Martin Ramb, Holger Zaborowski und dem Eulenfisch. Die Anziehungskraft Roths liegt aber auch darin begründet, dass der gebürtige Karlsruher, der lange Jahre in Los Angeles gelebt hat und nun wieder nach Deutschland zurückgekehrt ist, ein ungemein sympathischer Mensch ist, der sich mit Offenheit und Neugier auf Tagungen und Lesungen dem Gespräch aussetzt, wie man aufgrund des lebendigen Fotos auf dem Cover des vorliegenden Buches ahnen kann. Wenn man...

Gemeinde Oberammergau (Hg.): Passionsspiele. Oberammergau 2022

Pünktlich zur Premiere der 42. Passionsspiele am 14. Mai 2022 hat die Gemeinde Oberammergau dieses gut gestaltete und exzellent bebilderte Buch veröffentlicht. Im Mittelpunkt stehen die eindrücklichen Aufnahmen von Birgit Gudjonsdottir, die mitten hinein in das dramatische Geschehen zoomt, das der Theaterbesucher ja nur aus der Distanz verfolgen kann. Die Kamerafrau und Fotografin dokumentiert jede der zwölf „Vorstellungen“ und die zwölf „Lebenden Bilder“, die typologische Szenen aus dem Alten Testament nachstellen; ihren Farbaufnahmen sind die entsprechenden biblischen Texte vorangestellt. Dabei wird der aufmerksame Betrachter rasch bemerken, dass nicht nur die Rolle des Jesus zweifach besetzt ist. Ergänzt wird der opulente Bildteil (10-141) durch eine informative Chronik der...