Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Roberto Simanowski: Digitale Revolution und Bildung

Die Spannung ist auffällig und macht neugierig: Mit seinem Buch „Digitale Revolution und Bildung“ wagt sich der Autor Roberto Simanowski an ein Thema, wie es im bildungspolitischen Bereich kaum größer sein könnte. Dabei stecken zwischen den Buchdeckeln gerade einmal 102 Seiten. Wie passt das zusammen? Vielleicht gelingt das, weil der ausgebildete Lehrer und habilitierte Medienwissenschaftler die Sachverhalte klar auf den Punkt schreiben kann. Vielleicht aber auch, weil die These des Autors so klar umrissen ist: Der Fokus einer Medienbildung, wie Simanowski sie anstrebt, „zielt nicht auf die Regeln, sondern auf die Folgen der digitalen Medien, auf Medienreflexionskompetenz statt Mediennutzungskompetenz.“

Auf den ersten Blick werden damit holzschnittartig zwei Kompetenzbereiche...

Ulrich Kropač / Ulrich Riegel (Hg.): Handbuch Religionsdidaktik

Die Bedingungen religiöser Bildung, speziell des schulischen Religionsunterrichts, sind heute geprägt von Aspekten der Pluralisierung sowie Säkularisierung des gesellschaftlichen Lebens, der nicht nur religiösen, sondern in vielfacher Hinsicht beobachtbaren Heterogenität der Schülerinnen und Schüler und einer Digitalisierung der Lebenswelt, die auch religiöses Lernen betrifft. Mit der erklärten Absicht, auf diese gegenwärtigen Bedingungen zu reagieren und eine dem entsprechende zeitgemäße Religionsdidaktik zu entwickeln, legen Ulrich Kropač und Ulrich Riegel in der Reihe Studienbücher Theologie des Kohlhammer Verlags 2021 das neue „Handbuch Religionsdidaktik“ vor. Auf 616 Seiten werden hier Grundlagen der Religionsdidaktik eines zukunftsfähigen Religionsunterrichts von verschiedenen...

Evy Billermann / Juliana Heidenreich: Ich geh mit dir durchs Trauerland

Das bemerkenswerte Bilderbuch „Ich geh mit dir durchs Trauerland“ geht mutig und sensibel an ein schwieriges Thema, es beschreibt nämlich die ersten Tage eines Kindes nach dem kaum zu fassenden unerwarteten Tod seines Vaters. Wenn in einer Familie der Vater oder die Mutter stirbt, dann gehören die Kinder oft zu der am stärksten benachteiligten Gruppe, denn das überlebende Elternteil ist ja selbst sehr mit seiner eigenen Trauer beschäftigt und kann kaum Trost spenden. Nicht selten fühlt sich das Kind ganz allein und hilflos mit seinem Verlust und kann sogar in die Rolle des Tröstenden geraten.

Evy Billermann, Sterbe- und Trauerbegleiterin in einem Hospiz, nimmt diese Einsamkeit in der Trauer ernst und stellt dem trauernden Kind im Buch eine verlässliche Freundin an die Seite, die sich...

Ulrich Riegel: Das Wunderverständnis von Kindern und Jugendlichen

Neutestamentliche Wundererzählungen sind für ein theologisches Verständnis der Botschaft und Person Jesu Christi von fundamentaler Bedeutung und als solche aus dem Religionsunterricht aller Altersstufen nicht wegzudenken. Unabdingbar für einen gewinnbringenden unterrichtlichen Zugang ist dabei die Kenntnis diesbezüglicher „Präkonzepte“ der Schülerinnen und Schüler. Genau hier setzt die empirische Studie des Siegener Religionspädagogen Ulrich Riegel an und bietet in einer Verbindung von qualitativen und quantitativen Verfahren Einsichten in das aktuelle Wunderverständnis von Kindern und Jugendlichen vor dem Hintergrund fortschreitender kultureller Säkularisierung. Als Grundlage der Untersuchung dienen die Produkte von 2723 Schülern der Jahrgangsstufen 1 bis 12 aus NRW und Rheinland-Pfalz,...

Gemeinsame Deutsch-Polnische Schulbuchkommission (Hg.): EUROPA. Unsere Geschichte

Dass Geschichtsbücher nicht nur einen zentralen Bestandteil der materialen Kultur von historischer Bildung, sondern zugleich einen konstituierenden Faktor des modernen Geschichtsunterrichts ausmachen, darin besteht allgemeiner Konsens. Uneinigkeit hingegen herrscht in der Konzeption von Geschichtsbüchern, insbesondere in Bezug auf die Frage nach einer nationalen oder transnationalen Schwerpunktsetzung.

Mit dem letzten Band der vierteiligen Lehrwerksreihe „Europa – Unsere Geschichte“ erscheint ein Geschichtsbuch für die Mittelstufe, das sich inhaltlich von einer rein germanozentrischen Betrachtung der Geschichte löst und sich stattdessen an einer supranationalen Geschichtsschreibung orientiert. Wollen wir unsere Schülerinnen und Schüler zu mündigen Bürgern Europas erziehen, bietet sich ein...

Peter Schmitt: Postdigital. Medienkritik im 21. Jahrhundert

Der Titel mag zunächst verwirren – „Postdigital“? Also ein Zeitalter, in dem es keine Computer und keine digitalen Felder mehr gibt? Dies ist nicht nur sehr unwahrscheinlich, sondern auch fern der Intention von Peter Schmitts Buch. Vielmehr möchte er eine Zuwendung zum Digitalen, die aber philosophisch reflektiert ist und ein neues Selbstverständnis der Anwender innehat (mit Blick auf das Cover des Buches ist wohl vielmehr von Selbstschutz zu sprechen).

Dabei steht nicht die Verteufelung aller digitalen Medien und ihrer Auswirkungen auf Mensch und Gesellschaft im Zentrum, vielmehr möchte Schmitt eine Analyse des aktuellen Zeitalters vollziehen, die die Zukunft des Selbst in den Blick nimmt. So stellt er bereits im Prolog die passende Frage, die das Buch trägt: „Ist der Mensch überhaupt...

Eugen Drewermann / Martin Freytag: Gott, wo bist du? Eugen Drewermann antwortet jungen Menschen

 

„Gott, wo bist du?“ Die Titelfrage des neuen Interviewbandes von Eugen Drewermann und Martin Freytag, der an den Vorgänger „Das Geheimnis des Jesus von Nazareth“ (Patmos Verlag, 2018) anknüpft, stellt sich im Erfahrungsraum aktueller (Natur-)Katastrophen noch einmal ganz neu. Es ist eine Frage, in der sich im Grunde sämtliche Fragen des Buches konzentrieren wie in einem Brennglas: die Kernfrage der Theodizee, die Drewermann als „Infragestellung der gesamten Schöpfungsordnung“ versteht (51). Zusammen mit seinem Interviewpartner Martin Freytag, Religionslehrer am Gymnasium Remigianum in Borken, möchte er seinen Zeitgenossen – gläubigen, suchenden, zweifelnden und atheistischen Menschen – argumentierend, kontextualisierend und illustrierend das Wagnis des Glaubens erschließen, den er als...

Rainer Oberthür: Der Seelensucher

Dieses Buch „beseelt“! Wer kennt sie nicht, die Wörter und Sprüche, die sich um den Begriff der Seele ranken – seelenruhig, glückselig, seelenlos, Seelenheil, in der Seele berührt, und, nicht zu vergessen, die Seligpreisungen als besondere Heilzusagen des Wirkens Jesu Christi.

Der Begriff „Seele“ ist derart abstrakt und vielschichtig, dass dieser im Verständnis nahezu ungreifbar erscheint, wäre da nicht Rainer Oberthür, der sich dieser Thematik in leicht verständlicher Form und unterlegter Bildsprache angenommen hat. Als Religionspädagoge gelingt es ihm immer wieder, komplexe Themen auf des Wesens Kern zu reduzieren; verwiesen sei nebenbei auf die durch Hubertus Halbfas` inspirierte Symboldidaktik, die Oberthür für die Konzeptionen „Philosophieren mit Kindern“ und „Theologisieren mit...