Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Merdan Güneç / Andreas Kubik / Georg Steins (Hg.): Macht im interreligiösen Dialog

Die Frage der Macht in religiösen Kontexten ist gegenwärtig hochaktuell. Der reale Machtverlust der beiden Großkirchen in vielen europäischen Gesellschaften auf Grund diverser Faktoren auf der einen Seite und die machtvolle Zunahme von Extremismen, auch religiöser, in einigen Teilen der Welt auf der anderen Seite beschreiben sehr verkürzt das Feld. Dazu kommt die Forderung vieler katholischer Gläubiger, mehr Einfluss und Macht in ihrer Kirche zu bekommen (Stichwort: Synodaler Weg) im Sinne einer gleichberechtigten Partizipation, so dass eine Egalität zwischen Klerikern und sogenannten Laien hergestellt wird.

Es war nur eine Frage der Zeit, dass die Machtfrage im Bereich des interreligiösen Dialogs auch gestellt wird, zumal sie schon seit längerer Zeit virulent immer mitlief, wenn ein...

Wolfgang Reinbold: Koran und Bibel. Ein synoptisches Textbuch für die Praxis

Wolfgang Reinbold, apl. Professor an der Fakultät für evangelische Theologie der Universität Göttingen, hat beim renommierten Vandenhoeck & Ruprecht Verlag ein inhaltsstarkes – und mit 966 Seiten und einem Gewicht von mehr als 1700 Gramm sehr voluminöses – „synoptisches Textbuch für die Praxis“ vorgelegt. Daher sollen sowohl der Inhalt als auch die Praxistauglichkeit des Buches besprochen werden, wobei sich ein Vergleich mit den üblichen Synopsen biblischer und koranischer Texte anbietet, die sich in der Praxis gut bewährt haben. Hierzu greife ich auf das beim Katholischen Bibelwerk 2007 in zweiter Auflage erschienene Textbuch „Von Adam bis Muhammad: Bibel und Koran im Vergleich“ von Stefan J. Wimmer und Stephan Leimgruber zurück.

Während Wimmer/Leimgruber thematisch geordnete Texte aus...

Monika Tworuschka: Angst am Drachenfels. Jugendkrimi gegen Gewalt

Die Jugendlichen Zahra, Lena, Firas, Leila, Sebastian und Adil planen einen gemeinsamen Ausflug zum Drachenfels und eine Schifffahrt auf dem Rhein. Durch die Verkettung verschiedener Ereignisse kommen sie den Vorbereitungen für ein Attentat auf die Spur. Um das Unglück zu verhindern, agieren sie alle auf ihre ganz eigene Weise mutig miteinander.

Der Roman stellt auf gut verständliche und prägnante Weise die kulturellen und religiösen Hintergründe der aus Syrien geflohenen jugendlichen Muslime Zahra, Adil, Firas und Leila vor und zeigt sie im Kontext des Zusammenseins mit ihren in Deutschland neu gefundenen Freunden Lena und Sebastian. Viele Episoden beschreiben religiöse Praktiken von Muslimen und erklären deren Entstehung und Bedeutung. Somit werden in die immer spannender werdende...

Raphaela Brüggenthies: „Heilige Schwelle" Der frühe Heine – ein jüdisch-christliches Itinerarium

Wenn man lesend den Kosmos Heinrich Heines (1797-1856) betritt, nähert man sich gleich zwei Welten: einmal der eines der herausforderndsten deutschsprachigen Dichters seiner Epoche, darin ganz und gar individuell und einzigartig; gleichzeitig aber auch dem Leben einer repräsentativen Gestalt, hin- und hergerissen zwischen den Welten des ererbten Judentums und der durch Konversion erschlossenen Welt des (evangelisch geprägten) Christentums. Dass Heines Konversion kaum einer wirklich religiösen Überzeugung entsprochen hatte, dass er sie umgehend bereuen und später herunterspielen würde, das war bekannt. Auch, dass diese Taufe ihm primär als billet d’entrée zur kulturellen Zugehörigkeit dienen sollte – eine Wunschvorstellung, die sich nicht erfüllen würde – gehörte zum Allgemeinwissen über...

Andreas Gloy / Thorsten Knauth / Halima Krausen u.a.: Gott und Göttliches

In der Reihe „Interreligiös-dialogisches Lernen“ des Kösel-Schulbuchverlages thematisiert Band 8 die „interreligiöse Spurensuche [nach] Gott und Göttliche[m]“ für Schülerinnen und Schüler der Klassen 8 bis 10. Die Reihe ist konsequent interreligiös und einer den Prinzipien Dialog und Perspektivwechsel verpflichteten Didaktik konzipiert: Ein Autorenteam sogenannter „Religionskundiger“ bringt jeweils eine spezifische persönliche Perspektive ein, hier konkret: eine Jüdin, ein Christ, eine Muslima, eine Alevitin, ein Hindu, ein Buddhist, aber auch ein atheistischer Rationalist. Bereits der Entstehung dieses ambitionierten Materials geht ein Prozess des Dialogs und gemeinsamen Arbeitens und Entwerfens voraus, das von einem Expertenteam begleitet wird.

Zentrales Element dieses Unterrichtswerks...

Dina El Omari: Koranische Geschlechterrollen in Schöpfung und Eschatologie

 

2015 wurde der damalige Vorsitzende der Islamischen Religionsgemeinschaft Oberösterreich von der Zeitung Volksblatt interviewt. Darin äußerte er sich auch zur Frage der Geschlechterrollen. Er sagte, dass es zwar vor Gott eine Gleichberechtigung von Mann und Frau gebe, aber nur der Mann bei Entscheidungen das letzte Wort habe. Er begründete seine Aussage damit, dass Gott dem Mann die Hauptverantwortung für die Frau und die Familie gegeben habe, weil die Frau physisch und psychisch schwächer als der Mann sei und wegen vielerlei Gefahren männlichen Schutz brauche. Dieses Interview löste eine Welle der Empörung aus, so dass der Vorsitzende im Nachgang seine Aussagen relativierte.

Dina El Omari richtet sich in ihrer Habilitationsschrift genau gegen diese patriarchale Deutung von...

Walter Homolka / Juni Hoppe / Daniel Krochmalnik: Der Messias kommt nicht

Der Titel dieses Buches klingt zunächst sehr provokativ, ist doch die Messiaserwartung wesentlicher Bestandteil der jüdischen Religion, denn sein Kommen wird von vielen Propheten in der Bibel angekündigt. Einer der bedeutendsten jüdischen Religionsphilosophen, Maimonides (1135-1204), schreibt im 12. seiner berühmten 13 Glaubenssätze: „Ich glaube mit voller Überzeugung an das Kommen des Messias, und obgleich er noch säumt, will ich trotzdem jeglichen Tag harren, dass er kommen werde.“ Und auch im Achtzehnbittengebet (Amida) beinhaltet die 14. Bitte die Wiederherstellung Jerusalems und des Davidthrones.

Das Buch umfasst, sieht man von Vorwort und Nachwort ab, drei Beiträge von drei Wissenschaftlern, die unterschiedliche Zeiträume bearbeiten. Juni Hoppe, die die „Messiasvorstellungen im...

Manfred Gailus: Gläubige Zeiten. Religiosität im Dritten Reich

Als sich die Deutschen im Jahr 1945 fragten, wie es zur Katastrophe kommen konnte, da besagte eines der angewandten Narrative, es habe schlicht einen Mangel an rechter Gläubigkeit vor und während des „Dritten Reiches“ gegeben; mit anderen Worten: Wären alle Deutschen gute Christen gewesen, hätten die nationalsozialistischen Verbrechen nie stattfinden können. Die Forschung hat diese Ansichten schon länger zurückgewiesen, insbesondere Olaf Blaschke hat auch auf die christliche Kollaboration aufmerksam gemacht und ihre nähere Analyse eingefordert. Das vorliegende Buch erfüllt diese Forderung nun mit Blick auf ein breites Publikum. Es widerspricht vehement und zu Recht der These, die „Hitlerzeit“ (so der vom Autor verwendete Terminus) sei eine Zeit der Säkularisierung gewesen.

Er legt sein...