Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Bernd Kollmann: Martin Luthers Bibel

Um es gleich vorwegzusagen: Dieses Buch ist absolut lesenswert und sehr ansprechend gestaltet, ein schönes Geschenk für alle, die sich für das Thema Bibel interessieren. Leider passen Titel und Inhalt nicht ganz zueinander. Für denjenigen, der vor dem Kauf keinen Blick in das Inhaltsverzeichnis werfen konnte, könnte es dann beim Lesen eine gewisse Enttäuschung geben. Die Bibel in der Übersetzung Martin Luthers ist zwar das Hauptthema, aber nach einem kurzen Einstiegskapitel wird zunächst sachkundig und sehr ausführlich die Vorgeschichte geschildert (Kap. 2-6). Dabei geht es z.B. um die Entstehung der Bibel allgemein, Septuaginta und Vulgata, den Humanismus und die Erfindung des Buchdrucks. Das alles gehört zum Thema „Bibel“, kommt aber in dieser Breite unter dem Titel „Martin Luthers...

Martina Steinkühler: Die Mädchenbibel. Mit Illustrationen von Angela Gstalter

 

Martina Steinkühler ist keine Unbekannte, wenn es um die Elementarisierung der Bibel geht. Die evangelische Religionspädagogin verfasst seit vielen Jahren Unterrichtsmaterialien, Bibelgeschichten, Schulbücher und Kinderbibeln mit dem bibeldidaktischen Konzept: „Subjektiv, deutlich und offen. Erzählend Gott zur Sprache bringen.“ Sie regt dazu an, sich die Geschichten „auszuleihen“ und sie zu erzählen, weil es etwas Wichtiges mitzuteilen gibt, das auch jenseits der Intention und Pragmatik der biblischen Geschichte liegen kann. Der Klappentext der Mädchen-Bibel verspricht denn auch: „Ein faszinierender und spannender Einblick in die Welt der Bibel – aus der Sicht von Mädchen und Frauen“ und im Prolog heißt es: „Es wird Zeit, die Bibel aus ihrer Sicht zu erzählen. Es werden die vertrauten...

Klaus Bäumlin: Die Urgeschichte (Genesis 1-11)

„Noch nie war die Zukunft so ungewiss wie heute. Sie ist tödlich bedroht. Die Menschheit steht am Abgrund ihrer bisherigen Geschichte.“ – Mit diesem Zitat beginnt Klaus Bäumlin seine Interpretation der Urgeschichte Gen 1-11; es stammt von A.M. Klaus Müller aus dessen Buch „Die präparierte Zeit“. Bei der Lektüre dieser eröffnenden Worte ist mir angesichts der brennenden Aktualität dieser Worte aufgrund der Ereignisse in der Ukraine ein eiskalter Schauer über den Rücken gelaufen. Selten haben mich Worte in einem theologischen Buch so angesprochen und zugleich auf die Lektüre des Buches neugierig gemacht, das ich mit Begeisterung „verschlungen“ habe. Klaus Bäumlin, ein schweizerischer evangelisch-reformierter Theologe und Pfarrer, hat die Gabe, biblische (Ur-!)Texte wissenschaftlich fundiert...

Georg Langenhorst: Altes Testament und moderne Literatur

Auf die Frage nach dem für ihn wichtigsten Buch der Weltliteratur antwortete Bertolt Brecht: „Sie werden lachen, die Bibel!" Diesem Urteil würde sich sicher auch Georg Langenhorst anschließen, Professor für Didaktik des katholischen Religionsunterrichts und Religionspädagogik an der Universität Augsburg. Denn er ist  durch zahlreiche Veröffentlichungen als Fachmann zum Thema Bibel und moderne Literatur ausgewiesen und hat als Autor von Kriminalromanen seine persönliche Affinität zum literarischen Geschäft gezeigt. In der vorliegenden Veröffentlichung geht es ihm darum, die bleibende Wirkkraft alttestamentlicher Motive, Personen und Sprachformen in der deutschsprachigen Literatur, vor allem des 20. und 21. Jahrhunderts, aufzuzeigen. In acht Kapiteln, die jeweils zentrale und über den Kreis...

Ansgar Wucherpfenning: Wie hat Jesus Eucharistie gewollt?

Nach der dogmatischen Konstitution über die Kirche (Lumen Gentium 11) ist die Eucharistie „Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens“. Ihr kommt im kirchlichen Leben und in kirchlicher Lehre ein nicht zu unterschätzender Stellenwert zu. Bis zur Beschreibung der Eucharistie durch das 2. Vatikanum in Lumen Gentium 11 hat das eucharistische Mahl vielfältige Entwicklungen durchlaufen, verdankt sich aber ursprünglich jüdischer und hellenistischer Mahltradition, die von Jesus aufgenommen wurde und im Laufe der Kirchengeschichte ihre heutige Gestalt angenommen hat.

Ansgar Wucherpfenning, Professor für Exegese des Neuen Testaments an der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Georgen, fragt in der hier zu besprechenden Publikation provokativ: Wie hat Jesus die Eucharistie gewollt?...

Konrad Schmid: Die Bibel. Entstehung, Geschichte, Auslegung

Eine meisterhafte Einführung in die Bibel auf dem neuesten Forschungsstand.“ Das verspricht der Rückentext dieser Publikation von Konrad Schmid, der an der Universität Zürich als Professor für Alttestamentliche Wissenschaft und Frühjüdische Religionsgeschichte tätig ist und im Jahr 2019 zusammen mit Jens Schröter im C.H.Beck Verlag das Buch „Die Entstehung der Bibel. Von den ersten Texten zu den heiligen Schriften“ veröffentlicht hat. Es liegt die Vermutung nahe, dass das im selben Verlag und in der Reihe Beck Wissen erschienene Werk gewissermaßen das kleinere Geschwister der umfangreicheren Koproduktion ist.

Auf das einleitende Kapitel unter der Überschrift „Was ist die Bibel?“ (7-16) folgen der umfangreiche zweite Teil „Die Schriften der Hebräischen Bibel“ (17-77), der dritte Teil „Die...

Klaus Wengst: Wie das Christentum entstand

„Wie das Christentum entstand“, sollte uns nach 2.000-jähriger Geschichte und den Erkenntnissen, die wir mit Hilfe historisch-kritischer Analysen der biblischen und außerkanonischen Schriften erlangt haben, doch annähernd bekannt sein. Warum also lohnt es sich, darüber ein weiteres Buch zu verfassen oder zu lesen?

Der evangelische Neutestamentler Klaus Wengst nimmt jedenfalls an, dass selbst in kirchlichen Kreisen nicht immer klar sei, dass Jesus Jude und nicht „der erste Christ“ war und dass es mindestens mehrere Jahrzehnte gedauert hat, bis die an Jesus Glaubenden ein Bewusstsein und Selbstverständnis als eigene religiöse Gruppierung neben dem Judentum entwickelt haben. Dieser These geht er in seiner „Geschichte mit Brüchen im 1. und 2. Jahrhundert“ in einer dreistufigen Annäherung...

Die anarchische Kraft des Monotheismus. Eckhard Nordhofens „Corpora“ in der Diskussion

Versteht man den Monotheismus besser, wenn man seine Geschichte als Mediengeschichte erzählt? Eckhard Nordhofen hat diese Frage in seinem 2018 erschienenen, inzwischen in der 3. Auflage vorliegenden Bestseller „Corpora. Die anarchische Kraft des Monotheismus“ aufgeworfen – und bejaht. Seine souverän entfaltete Geschichte der wechselnden Gottesmedien Bild, Schrift und Körper hat in den betroffenen Wissenschaften und der interessierten Öffentlichkeit für Aufsehen gesorgt. Denn Nordhofen hat sich nichts Geringeres vorgenommen als den jüdisch-christlichen Monotheismus zu (re-)habilitieren. Dazu sucht er dessen anarchische Kraft nachzuweisen: Der zugleich an- und abwesende Gott entzieht sich sämtlichen Funktionalisierungen, so eine zentrale These des Buches; er bleibt bei aller Vertrautheit mit...