Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Constanze Kleis: Gebrauchsanweisung für Weihnachten

Eine Gebrauchsanweisung hat zum Ziel, einem Nutzer zu erklären, wie ein Produkt oder ein Gegenstand im weitesten Sinne zweckmäßig zu gebrauchen ist. Man fragt sich deshalb etwas verdutzt, wie die Journalistin aus Frankfurt ihren Buchtitel genau verstanden haben möchte. Denn Constanze Kleis schreibt de facto keine Gebrauchsanweisung im Sinne eines Ratgebers. Vielmehr will sie hinter den Bühnenvorhang Weihnachten blicken, um das zu entlüften, was ihr als ausgesprochener Weihnachtsfan daran wichtig erscheint. Ihr Buch ist daher ein klares Plädoyer für Weihnachten! Ein Weihnachten, das zwar aus einem schier endlosen, auch zu kritisierenden. Vielerlei besteht, dessen humaner Kern – eine theologische Reflexion über Weihnachten fehlt – bewahrenswert ist und bleibt.

Im Wesentlichen ist...

Jürgen Heidrich / Johannes Schilling: Martin Luther - Die Lieder

Hohe Anerkennung gebührt den – im besten Sinne humanistisch, musikalisch und theologisch gelehrten – Herausgebern für dieses feinsinnige Werk, in dem ein Stück musikalische Geistesgeschichte eingefangen wurde. Die geistlichen Lieder Martin Luthers, insgesamt 36, sind darin gesammelt, sorgfältig geordnet und kommentiert. Sie seien, heißt es im Nachwort, „gesungene Theologie“, zugleich auch „der konzentrierteste, dichteste, dauerhafteste und wirkmächtigste Ausdruck“ der Theologie Martin Luthers (192). Diese besondere Form der Verkündigung der Frohen Botschaft beginnt um den Jahreswechsel 1523/24 und erreicht 1529 einen vorläufigen Höhepunkt. Luther, mit gutem Beispiel vorangehend, lädt verschiedene Leute zur Mitarbeit ein (Georg Spalatin, Johann Dolzig), sie darum bittend, einen Psalm in ein...

Matthias Theodor Kloft: Dom und Domschatz in Limburg an der Lahn

Aufnahmen von Michael Benecke und Marcel Schawe

Der Limburger Dom, eines der schönsten Gotteshäuser des Landes und Wahrzeichen der Stadt, ist seit fast 200 Jahren immer wieder Objekt der monographischen Darstellung. So könnte leicht der Eindruck entstehen, es sei alles zu dieser Kirche gesagt. Dass dem keineswegs so ist, beweist die neue Publikation über Dom und Domschatz aus der Feder von Matthias Theodor Kloft, der damit eine erweiterte und aktualisierte Neubearbeitung der ersten Auflage von 2006 vorlegt. 

Der Verfasser präsentiert eingangs diverse Domabbildungen, die nicht nur einen Eindruck des Gotteshauses vermitteln, sondern auch viel über die Betrachtungsweise im Laufe der Jahrhunderte aussagen. Er erläutert die historischen Zusammenhänge der Stiftsgründung um 910 und die...

Johannes Heger / Thomas Jürgasch / Ahmad Milad Karimi (Hg.): Religion? Ay caramba!

Theologisches und Religiöses aus der Welt der Simpsons
Unter Mitarbeit von Fabian Freiseis und Florian Ruf

Gewichtig und schwer zu beantworten ist die Frage geworden, wie sich Theologie und Popkultur zueinander verhalten können. Dabei reicht das Verhältnis bisweilen von ignoranter Ablehnung bis zur billigen Anbiederung. Mit „Religion? Ay Caramba! Theologisches und Religiöses aus der Welt der Simpsons“ haben junge Theologinnen und Theologen einen fulminanten Band vorgelegt, der zeigt, wie die Beziehung von Theologie und Popkultur kritisch rezipiert werden kann und welch ergiebiges Potential durch eine solche Beschäftigung zu heben ist.

Seit über 25 Jahren hält die amerikanische Zeichentrickserie „Die Simpsons“ der westlichen Welt den humorvollen Spiegel der Zuspitzung, Übertreibung und...

Thomas Weckerle / Ulrich Kavka / Domkapitel Meißen (Hg.): Im Widerschein des Lichts

Die Bildtafeln von Michael Morgner im Dom zu Meißen

Zeitgenössische Kunst und Kirche – was lange nicht zusammenpassen wollte, führt dann zu einem fruchtbaren Dialog, wenn jede Seite die Autonomie des Anderen akzeptiert. Überzeugende Beispiele aus jüngster Zeit stammen von zwei sehr unterschiedlichen, fast gleichaltrigen Künstlern, deren Werke sich perfekt in den Kirchenraum einfügen – und doch darin behaupten. So hat der 1941 geborene Künstlerfürst Markus Lüpertz für St. Andreas in Köln zwischen 2005 und 2010 expressive Kirchenfenster von starker Farbigkeit geschaffen, die sich ganz auf den Raum samt seiner thematischen Vorgaben einlassen. Leider weit weniger Beachtung in der überregionalen Presse haben die vier monumentalen Bilder gefunden, die der 1942 geborene Künstler Michael Morgner...

Christian Heidrich: Wo bitte geht´s nach Königsberg?

Eine Wanderung von West nach Ost

Wer sich bei Christian Heidrichs „Wo bitte geht´s nach Königsberg“ auf einen lockeren Reiseschmöker einlässt, wird überrascht sein. Denn das Reisebuch des Gymnasiallehrers, das aus täglichen Blogeinträgen während seiner Wanderung entstand, kann locker als Bildungslektüre durchgehen. Heidrichs Wanderung von Köln nach Königsberg bildet den Rahmen, der die intellektuelle Wassertemperatur des Beckens vorgibt, in das man lesend einsteigt. Es geht dabei, wie kann es anders sein, um Kant. Es geht um Glaubensthemen, Geschichte und Kultur. Eingestreute Kantsentenzen, die den Reisebericht auf philosophischer Temperatur halten, bilden so etwas wie einen geistigen Leitfaden, der bereits am Startort Köln auf den Zielort Königsberg bzw. Kaliningrad einstimmt. Am Ende...

Martin Ramb / Holger Zaborowski: Jenseits der Ironie

Dialoge der Barmherzigkeit

Wer das Buch in die Hand nimmt und die Beiträge liest, bedauert sicherlich, dass das Jahr der Barmherzigkeit schon zu Ende ist. Denn ausgerüstet mit dem Wissen, das die Beiträge auszeichnet, hätte man ganz anders das Jahr der Barmherzigkeit begehen können. Der Titel ist sicherlich erklärungsbedürftig. Einer der Herausgeber (Holger Zaborowski) beendet die „Dialoge“ mit einem Beitrag, der dem ganzen Buch den Titel gegeben hat. Angesichts der Flüchtlingskrise und anderen Herausforderungen sind distanzierende ironische Selbstverliebtheiten und Bespiegelungen fehl am Platz. Was so nach Ansicht des Autors als kennzeichnend für die Postmoderne angenommen werden kann, wirkt zynisch angesichts der menschlichen Nöte. Barmherzigkeit wäre die richtige Antwort auf die Nöte...

Günter de Bruyn: Sünder und Heiliger

Das ungewöhnliche Leben des Dichters Zacharias Werner
 
„Ich bin nicht verrückt, ich kann nur nicht sprechen!“ Als Günter de Bruyn im Frühjahr 1945 schwer am Kopf verwundet wurde, schrieb ein Sanitäter auf ein Schild: „Kopfverletzung – nicht auskunftsfähig.“ Erst langsam realisierte der lallende Soldat, dass nicht bloß sein Sprachzentrum betroffen war, sondern dass er auch die Fähigkeit verloren hatte, sich schriftlich überhaupt zu äußern – aus der erhofften „Gegendarstellung“ wurde deshalb nichts. Von der Verzweiflung, die ihn darauf ergriff, berichtet der Schriftsteller in seiner „Zwischenbilanz“ (1992). Der Leser kann darin miterleben, wie er damit beginnt, sich Geburtsjahre von Dichtern ins Gedächtnis zu rufen oder Namen von Karl-May-Figuren aufzuzählen. Als er dieses literarische...