Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Holger Gzella: Aramäisch. Weltsprache des Altertums

In Lehre und Forschung theologischer Fakultäten in Deutschland spielt die aramäische Sprache eine nur untergeordnete Rolle. Man weiß zwar, dass einige wenige Passagen der jüdischen Bibel in Aramäisch verfasst sind und dies die Sprache Jesu und der Targume gewesen ist. Ansonsten bleibt das Aramäische Spezialisten vorbehalten. Es ist daher umso verdienstvoller, dass der katholische Theologe, Alttestamentler und Semitist Holger Gzella neben seinen zahlreichen Spezialstudien zur aramäischen Sprachwelt nun eine umfassende kulturgeschichtlich orientierte Gesamtdarstellung der aramäischen Sprachgeschichte von den Anfängen bis in die Gegenwart vorgelegt hat. Er knüpft damit an seine früheren in Englisch und Niederländisch publizierten Bücher über die Geschichte des Aramäischen an und fokussiert...

Michaela Veit-Engelmann / Marc Wischnowsky: Who’s who im Alten Testament?

Das Alte Testament (AT) stellt selbst geübte Bibelleserinnen und -leser immer wieder vor Herausforderungen. Wie findet man sich in den teils fremden und komplizierten Texten zurecht? Wie gelingt es, ihre Relevanz für uns heute zu erschließen? Wie gut, dass das AT so viele lebendig erzählte und facettenreiche Geschichten enthält! Das machen sich Michaela Veit-Engelmann und Marc Wischnowsky in ihrem „Who’s who“ zunutze.

In 19 ansprechend geschriebenen und gut strukturierten Porträts führen sie durch das ganze Spektrum alttestamentlicher Texte – von Adam und Eva über David und Jesaja bis zu Hiob und dem Prediger. Zu jeder Figur gibt es einen Untertitel, der sie ein wenig charakterisiert, etwa: „David: Wahrer König, wahrer Mensch“. Dann folgt ein tabellarischer Überblick zu den anschließend...

Manuel Nägele: Die Bibel auslegen. Eine Methodenlehre

Dieses Buch ist eine sehr kenntnisreiche und umfassende Methodenlehre zur Auslegung biblischer Texte. Man spürt beim Lesen die Leidenschaft des Verfassers für sein Thema und seine vielfältigen Erfahrungen, vor allem in der neutestamentlichen Exegese. Das besondere Profil des Buches liegt zum einen darin, dass es sich auf alt- und neutestamentliche Texte bezieht. „Altes Testament“ meint dabei implizit den evangelischen Kanon ohne die Spätschriften. Zum anderen setzt Nägele für die Anwendung der Methoden keine Hebräisch- oder Griechischkenntnisse voraus. Allerdings nimmt er seine Leserschaft trotzdem in die Pflicht, sich mit den Urtextausgaben zu beschäftigen und philologisch präzise zu arbeiten.

Die vorgestellten Methodenschritte decken das Spektrum ab, das man bei einer Herangehensweise...

Gerhard Lohfink: Die wichtigsten Worte Jesu

Den Verfasser kennt man hierzulande. Er stammt aus dem Bistum, viele Seelsorger verfolgten seine Vorträge, kaum eine theologische Handbibliothek ohne eines seiner zahlreichen Bücher. Da erscheint seine neue Veröffentlichung als ein naheliegender Lückenfüller – nach zahlreichen Titeln über Jesus jetzt: dessen wichtigste Sprüche.

Worum geht es? Gesucht wird nach der authentischen Stimme Jesu in den Traditionstexten. Zu dieser Suche bedient der Verfasser sich der Methoden der Literarkritik; doch greift er weitgehend die festgefahrenen Fragen der wissenschaftlichen Vorgeschichte nicht auf, sondern setzt einen wissenschaftlichen Konsens über bekannte Antworten voraus. Diese konfrontiert er direkt mit den biblischen Belegstellen. In 70 Kapitel werden Logien, also in den Evangelien überlieferte...

Michael Theobald: Der Prozess Jesu

 

Die Frage nach dem historischen Jesus und den Anfängen der Christologie stehen nach wie vor im Zentrum der neutestamentlichen Exegese. Dennoch sind diachrone, überlieferungskritische Analysen heute eher selten. Besonders in der Johannesforschung überwiegt heute eine synchrone, narratologische Perspektive. Michael Theobald aber begreift die synchrone und diachrone Lesart als sich nicht ausschließende, sondern ergänzende Methoden. So verfolgt er mit vorliegendem monumentalen Band das doppelte Ziel, zum einen die vier kanonischen Passionserzählungen (PE) in synchronischer Lektüre literarisch und theologisch zu profilieren und zum anderen ihre Genese soweit wie möglich überlieferungskritisch zu rekonstruieren, um der Notwendigkeit eines historischen Diskurses und der Pluralität der...

Daniel Marguerat: Jesus von Nazaret

Braucht es ernsthaft ein neues Buch über den historischen Jesus? Sind nicht alle Steine schon so oft umgedreht worden, dass sich kaum erwarten lässt, überhaupt noch etwas Neues über Jesus aus Nazaret herauszufinden? Genau diese Frage stellt Daniel Marguerat, emeritierter Professor für Neues Testament an der Universität Lausanne, seinem 2019 erschienenen und nun ins Deutsche übersetzten Jesusbuch voran.

Marguerat nennt zwei Gründe, warum ein neues Jesusbuch sinnvoll ist: Zum einen wurde neues Quellenmaterial erschlossen, zum anderen ist es überfällig, das vorhandene Material mit einer veränderten Hermeneutik zu erschließen, sprich: den historischen Jesus durch eine andere Brille zu betrachten, um frühere Kurzsichtigkeiten zu vermeiden und durch einen differenzierteren Blick mehr...

Rainer Oberthür: Jesus. Die Geschichte eines Mannes, der fragt

Noch ein Jesus-Buch!? Ist nicht schon alles gesagt, erzählt, analysiert, gedeutet, spekuliert, verklärt, diskutiert? – In der Tat: „Neue“ Geschichten liefert das Buch natürlich nicht. Es stellt die bekannten, die gemochten, die schönen Erzählungen dar, wobei der Blick auf Leid und Kreuz nicht vergessen wird und der Auferstehungsgedanke in vielen Kapiteln thematisiert wird.

Für manchen mag es der Wiedererkennungseffekt sein, der zufriedenstellend durch das Buch begleitet: die aus der Kindheit oder aus anderen Zusammenhängen bekannten Jesusgeschichten, die Gleichnisse, die Wundererzählungen, die Heilungsgeschichten, die Orientierung für das alltägliche Handeln und Hoffnung in einer fragwürdigen Welt anbieten. Ob die Emmausgeschichte, das Gleichnis vom barmherzigen Samariter, das Wunder von...

Jörg Lauster: Das Christentum

Die Kulturgeschichte des Christentums skizziert Jörg Lauster, evangelischer Professor für Systematische Theologie in München, komprimiert auf 128 Seiten. Das ist eine hohe Kunst, denn seine Ausführungen zeugen von einem profunden Wissen zu Personen, theologischen Positionen sowie Dogmen- und Kirchengeschichte und weisen vielschichtige Analysen und hilfreiche Systematiken auf, um auch aktuelle Zusammenhänge und Fragestellungen des Christentums und der Kirchen besser verstehen zu können. Dies alles in einer solchen Kürze und in verständlicher Sprache aufzuarbeiten, verdient Respekt. Das Format einer kurzen Einführung in der Reihe Beck Wissen bringt es mit sich, dass vieles nur angedeutet werden kann.

In den vier Kapiteln geht der Autor zunächst auf gut 50 Seiten auf die 2000-jährige...