Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Heinrich Wullhorst: Soziallehre 4.0

Unsere Lebenswelt verändert sich. Unsere Arbeitswelt verändert sich. Das Digitale ermöglicht neue Infrastrukturen, neue Geschäftsmodelle und Wertschöpfungsketten. Lebens- und Arbeitswelt werden revolutioniert. So der Ausgangspunkt des Autors Heinrich Wullhorst. Welche Rolle spielt hierbei, in den Welten 4.0, der Mensch; welche Rolle kann der Mensch einnehmen?

Der Verfasser geht in seinem Buch „Soziallehre 4.0“ den aktuellen Fragen und Herausforderungen nach, die sich im Zusammenhang mit dem digitalen Wandel stellen, und lässt dazu Wissenschaft und Politik zu Worte kommen. Lars P. Feld, Thomas Sternberg, Ulrich Hemel und weitere machen sich in kurzen Beiträgen Gedanken darüber, wie wir im digitalen Zeitalter (zwischen)-menschlich bleiben können. Auch diese Beiträge sind für Wullhorst der...

Michel Foucault: Die Geständnisse des Fleisches

Michel Foucault (1926-1984) ist eine auch methodisch schillernde Gestalt. Gerne wird er für einen „postmodernen“ Philosophen gehalten, und tatsächlich ist seine These, dass Geschichte sich nicht linear, sondern in Brüchen (ruptures) entwickelt, von geschichtsphilosophischem, antihegelianischem Gehalt und sein Satz, das Subjekt werde verschwinden wie ein Abdruck am Strand, ist von vielen subjektphilosophisch, also im Sinne eines „Todes des Subjektes“, gelesen worden. Doch eigentlich ist er Historiker, der uns mit seiner machtkritischen Arbeit in den Archiven „genealogisch“ über „Errungenschaften“ der Moderne wie das Gefängnis, die psychiatrische Anstalt oder biopolitische Maßnahmen der Regierungen die Fortschrittsbegeisterung gründlich ausgetrieben und damit einen sympathischeren Blick auf...

Knut Wenzel: Poesie des aufgegebenen Worts

Das Werk eines Fundamentaltheologen und Dogmatikers der Katholischen Theologie – diesen Fachrichtungen ist die Professur Knut Wenzels an der Universität zu Frankfurt zugeordnet – ist gemeinhin ein Kompendium zu philosophisch möglichst stringent begründeten theologischen Theoremen oder Glaubensgewissheiten. Der Titel seines neuen, seit 2019 vorliegenden Buches verweist aber auf eine interdisziplinär ausgreifende Thematik und erzeugt zudem eine erste Irritation mit dem doppeldeutigen Partizip in der Formulierung „des aufgegebenen Worts“: Es beschreibt einerseits die Aufgabe im Sinne der zu erfüllenden Arbeit, Bestimmung oder Pflicht, die mit dem Wort verbunden sein mag, andererseits aber ihr vordergründiges Gegenteil, das resignierte Aufgeben und Fallen- oder Gehenlassen desselben. Eine...

Gerhard Büttner / Larissa Carina Seelbach: Kinder und die großen Antworten

Nach den „großen Fragen“, die in naturwissenschaftlichen wie in theologisch-philosophischen Büchern kindgerecht gestellt und unter Rückgriff auf die wissenschaftlichen Erkenntnisse beantwortet wurden, möchte das vorliegende Buch die theologischen Fragen der „Kinder und die großen Antworten“ der Kirchenlehrer Augustinus, Anselm von Canterbury und Thomas von Aquin, aber auch die Martin Luthers miteinander vermitteln. Ziel ist es, einerseits einen Schatz an Impulsen für die Gemeindearbeit und die Schule zur Verfügung zu stellen und andererseits Generationen miteinander ins Gespräch zu bringen.

Dabei kritisieren die Autoren durchaus, dass in den gängigen kindertheologischen – von der modernen Theologie geprägten – Ansätzen insbesondere zwei Defizite erkennbar seien: Im Dienste einer...

Martin Mosebach: Die 21. Eine Reise ins Land der koptischen Martyrer

Ein bemerkenswerter, aber nur selten thematisierter Aspekt von „Weltoffenheit“ besteht darin, dass die Offenheit gegenüber fremden Einstellungen und Gepflogenheiten häufig umso größer ist, je weiter die betreffende Kultur räumlich oder mental entfernt liegt. So verfolgt der aufgeklärte westliche Tourist mit Neugier und Interesse die Gesänge und Zeremonien der buddhistischen Mönche in dem Bergkloster, an dem er auf seinem Himalaya-Treck vorbeikommt, während er gegebenenfalls im heimischen Umfeld die religiösen Ausdrucksformen seiner christlichen Mitbürger als zu überwindendes Relikt aus der Kindheitsphase der Menschengattung empfindet und dies nach außen bekundet, ohne die Befürchtung hegen zu müssen, der Intoleranz geziehen zu werden. Auch innerhalb christlicher Kreise selbst lässt sich...

Jörg Phil Friedrich: Der plausible Gott

Der Unternehmer und Kolumnist Jörg Phil Friedrich (geboren 1965 in Wolgast, Studium der Physik, der Meteorologie und der Philosophie) befasst sich in diesem Buch mit der seit geraumer Zeit wieder vermehrt publizierten Gottesfrage aus nicht-theologischer und in diesem Fall explizit nicht-gläubiger Perspektive. Er will damit „vor allem für Toleranz werben“ (11) mit dem Argument, dass eine religiöse Weltsicht ebenso plausibel sei wie eine atheistische, ganz im Sinn von Kants erkenntnistheoretischem Grunddilemma (das allerdings an keiner Stelle erwähnt wird), dass die Existenz Gottes weder beweisbar noch widerlegbar sei. Dabei versteht der Verfasser sein Vorgehen weniger apologetisch, schon gar nicht in Bezug auf einen christlichen Gottesglauben, als vielmehr fragend. In den – lesenswerten,...

Peter Neuner: Der lange Schatten des I. Vatikanums

Das Zweite Vatikanische Konzil wurde vor wenigen Jahren festlich begangen und gefeiert. Über 50 Jahre nach dessen Abschluss wird noch immer von progressiv gesinnten Christen der „Geist des Konzils“ als belebender Impuls beschworen. Das Erste Vatikanische Konzil, das 1870 wegen des Ausbruchs des Deutsch-Französischen Krieges abgebrochen, nicht abgeschlossen wurde, wird seitens der Systematischen Theologie heute eher kritisch bis negativ beurteilt.

An dessen 150. Wiederkehr erinnert der emeritierte Münchner Dogmatiker Peter Neuner. Fundiert und präzise schildert er die Vorgeschichte wie die Abläufe der Kirchenversammlung. Bedacht ist Neuner insbesondere darauf, die Rezeptionsgeschichte pointiert zu kommentieren. Das Konzil habe die katholische Kirche in ein „idealisiertes Mittelalter“...

Romy Jaster / Peter Schulte (Hg.): Glaube und Rationalität

Schon der Titel dieser Sammlung von Aufsätzen weist darauf hin, dass Glaube und Rationalität nicht einfach konträre Begriffe sind, sondern, dass Glaube mit der Vernunft gemäßen Mitteln zu betrachten ist. Aus den Texten wird ersichtlich, dass hier eine schon fortgeschrittene Diskussion um die Thematik Theismus – Atheismus fortgeführt wird, in der bereits Thesen und Repliken ausgetauscht wurden. Die Fragestellung wird in der Einleitung dahingehend präzisiert, dass der Begriff „Glaube“ als Zustimmung zu dem Satz „Gott existiert“ und erläuternd „Gott“ als „Höheres Wesen“ verstanden wird, das mit den Bestimmungen „allmächtig, allwissend und allgütig“ ausgestattet ist.

Der Bezugsrahmen und der Anlass der vorliegenden Diskussion sind die Ausführungen Ansgar Beckermanns in seinem Buch „Glaube“,...