Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

John Barton: Die Geschichte der Bibel

Einen Rettungsring wirft der in Oxford tätig gewesene Professor für Bibelforschung John Barton den „nur allzu leicht“ Ertrinkenden im „Meer der Theorien über (…) Ursprünge, (…) Bedeutung und (…) Stellenwert“ (16f) der Bibel zu. Der „allgemein interessierte(...) Leser“ (17) findet in diesem umfangreichen Werk eine aus dem Englischen übersetzte, gut verständliche Zusammenschau des aktuellen Forschungsstandes.

Spannend ist das Buch aber nicht nur für exegetische Insider, sondern insbesondere für diejenigen, die sich für die Wechselwirkung zwischen Bibel und Religion, also für biblische Hermeneutik, interessieren. Denn Barton diskutiert auf der Metaebene jene (nicht erst) gegenwartsrelevanten Fragen nach der ‚Wahrheit‘, der ‚Relevanz‘, der ‚Tiefsinnigkeit‘, der ‚Widerspruchsfreiheit‘ und der...

Michael Wolffsohn: Wir waren Glückskinder – trotz allem. Eine deutschjüdische Familiengeschichte

Als Mann der Versöhnung ist der international renommierte Historiker und Nahostexperte Michael Wolffsohn bekannt geworden. Viele Angehörige gerade meiner Generation haben sich immer wieder gefragt, wie sich ein Mensch, dessen Familie im nationalsozialistischen Deutschland größtes Unrecht erlitten hat, in Wort und Tat so kraftvoll für ein gelingendes menschliches Miteinander einsetzen kann. Das gemeinnützige deutsch-jüdisch-islamische Kultur- und Integrationsprojekt der Gartenstadt Atlantic ist das prominenteste Beispiel des gesellschaftlichen Engagements des emeritierten Professors der Universität der Bundeswehr München und seiner Ehefrau. Völlig schleierhaft ist es daher vielen Zeitgenossen, dass Wolffsohn, der für seine großen Verdienste zahlreiche Ehrungen, unter anderem den...

Ahmad Milad Karimi: Licht über Licht

Immanuel Kant hat in seiner letzten Schrift „Der Streit der Fakultäten“ sehr ironisch zum Verhältnis von Theologie und Philosophie bemerkt, dass die Theologie in ihrer Tradition die Philosophie zur Magd erklärt hätte, wobei aber die Frage besteht, ob sie der Theologie die Schleppe nach- oder die Fackel voranträgt. Für den Königsberger Philosophen war ganz klar die Philosophie die leitende Wissenschaft, wobei sich die Religion in den Grenzen der Vernunft zu bewegen hatte.

Der islamische Theologe und Professor für Kalam, Islamische Philosophie und Mystik der Universität Münster, Milad Karimi, will nun in seinem neuen Buch „Licht über Licht“ das Verhältnis von Religion und Philosophie im islamischen Kontext für die Gegenwart bestimmen. Dabei geht er von der These aus, dass der Islam als...

Uwe von Seltmann: Wir sind da! 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland

Das Buch lässt sich am besten als eine Collage biografischer Skizzen beschreiben. Das Namensverzeichnis hat etwa 200 Positionen; es geht um Juden und einige wenige Menschen, die in Beziehung zum Judentum stehen. Die Lebensgänge werden im Zuge der Kapitel geschildert, einigen Kurzbiografien sind grafisch hervorgehobene Boxen gewidmet, viele Juden werden im Porträt gezeigt. Schließlich sind im Buch Boxen enthalten, die zentrale Begriffe des Judentums, zum Beispiel die Bedeutung des Schabbats und die Unterschiede zwischen Sephardim und Aschkenasim, kurz und durch Illustrationen unterstützt vorstellen. Markige Zitate werden an vielen Stellen farbig und in Großschrift zum Memorieren angeboten. Das Buch ist grafisch gelungen; es lädt dazu ein, bei einem Bild, einem Satz einzusteigen, um...

Rachel de Boor u.a.(Hg.): „Und endlich konnten wir reden …“ Eine Handreichung zu jüdisch-muslimischem Dialog in der Praxis

 

In einer Zeit, in der die Stimmen populistischer Gruppierungen immer lauter und sowohl der Antisemitismus als auch der antimuslimische Rassismus immer häufiger in Erscheinung treten, ist der Dialog wichtiger denn je. Dieses Buch versteht sich als „Handreichung“ zum jüdisch-muslimischen Dialog. Verfasst wurde es von Stipendiatinnen und Stipendiaten des jüdischen Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerkes (ELES) und des muslimischen Avicenna-Studienwerkes im Rahmen des jüdisch-muslimischen Thinktanks Karov-Qareeb (Hebräisch und Arabisch) für Nähe/Annäherung.

„MIT- statt ÜBEREINANDER“ zu reden ist das Motto des Buches, das weit über den Rahmen eines interreligiösen Dialoges hinausgeht. Im Vorwort, verfasst von den beiden Geschäftsführern Jo Frank (ELES) und Hakan Tosuner (Avicenna Studienwerk),...

Mauro Fosco Bertola / Christiane Solte-Gresser (Hg.): An den Rändern des Lebens

Im Hinblick auf Dz̑evad Karahasans Roman „Der nächtliche Rat“ schreibt Hanna Matthies: „Erst die Begegnung mit den Toten bringt ihm (dem Protagonisten, L. H.) seine Handlungsfähigkeit und seine Lebendigkeit zurück.“ (213) Der Titel des Sammelbandes ist passend gewählt: Die Ränder des Lebens zeigen sich dort, wo man seine Handlungsfähigkeit verliert. Wir können paradoxerweise durch den Tod allem eine Bedingung stellen: Entweder dieses oder jenes geschieht oder ich töte mich. Wir können aber nicht sagen: Ich lasse mich nur geboren werden oder ich sterbe nur, wenn … Die Ränder eines Lebens haben ihre eigene Bedingungslosigkeit und so wundert es nicht, wenn sie im künstlerischen Bereich wichtige Themen werden. Und weil der Traum auch eine Form der seine eigene Realität bedingenden...

Ludmila Peters: Religion als diskursive Formation

Unbestreitbar kennt der Dialog von Religion und Literatur vielfältige Facetten. Entgegen dem vermeintlich unaufhaltsamen Dahinschmelzen des Religiösen durch Säkularisierungsprozesse ist ein weit verbreitetes und beständiges Interesse der Gegenwartsliteratur an religiösen Motiven, Fragestellungen und Konstellationen zu beobachten. Bemerkenswert ist dabei der Umstand, dass die Untersuchung religiöser Sujets vornehmlich und breit von einer literaturinteressierten Theologie betrieben wird, während sich die literaturwissenschaftliche Seite bislang eher verhalten an diesem Dialog beteiligte.

Ludmila Peters, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Germanistik und vergleichende Literaturwissenschaft der Universität Paderborn, bearbeitet dieses Desiderat mit einer überaus anregenden...

Michael Triegel: Cur Deus

Ein bärtiger Mann mittleren Alters blickt den Betrachter eindringlich an. Die blauen Augen und der Mund sind geöffnet, die rechte Hand unters Kinn geführt, die Haare von einer Haube bedeckt. Das Gesicht und die angehobene Hand sind voller Blut. Dieser verwundete Mann – ein Mensch wie du und ich – ist niemand anderes als der Künstler selbst, Michael Triegel. Und er fragt: „Cur Deus“? Hofft er mit der zur Schale geformten Hand eine Antwort aufzufangen – vom unsichtbaren Gott oder den ihm zugewandten Betrachtern?

Dieses Selbstporträt befindet sich auf dem Cover des Katalogs, der die Ausstellung „Cur Deus – Warum Gott“ begleitete. So ungewöhnlich das Thema der Ausstellung war, so ungewöhnlich ist der Katalog geraten. Für die vom Künstler kuratierte Schau in der Kunsthalle Rostock, die zum...