Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Ulrich Riegel: Wie Religion in Zukunft unterrichten?

Die Kernfrage, die Ulrich Riegel umtreibt, ist auf jeden Fall aktuell. Und es ist sicher klug, sich „bereits heute mit Alternativen zum vorfindlichen Modell konfessionellen Religionsunterrichts zu beschäftigen, um für den Fall der Fälle gewappnet zu sein“ (6). Ziel des vorliegenden Buches ist es, einen Religionsunterricht ins Spiel zu bringen für die Zeit, in der ein konfessioneller RU gesellschaftlich nicht mehr legitimierbar (156) ist. Der Autor stellt für diesen Fall zwei Modelle vor: den „religions-kooperativen RU in konfessorisch-dialogischer Perspektive“ und den „kooperativen Weltanschauungsunterricht“. Nach einer Klärung der aktuellen Situation hinsichtlich religiöser Pluralität und der Darstellung der derzeitigen rechtlichen Situation des RU stellt er drei schon existierende...

Michael Köhlmeier / Konrad Paul Liessmann: Der werfe den ersten Stein

Der Untertitel dieses Buches – „Verdammungen“ – und das Inhaltsverzeichnis – „Betrug, Lüge, Eifersucht …“ – könnten den Eindruck erwecken, hier ginge es um strenge moralische Verurteilungen. Wer aber aufgrund eines solchen Missverständnisses das Buch aus der Hand legt, bringt sich um ein ebenso unterhaltsames wie anregendes Lesevergnügen. Denn hier haben zwei Autoren zusammengefunden, die beide das Schwierige mit scheinbar leichter Hand zu vermitteln vermögen. Der eine Schriftsteller, der andere Philosoph. Der Schriftsteller Michael Köhlmeier ist bekannt für seine freien Nacherzählungen von Sagen, Märchen und biblischen Geschichten. Diese werden so vorgetragen, dass sie in einem zeitlosen Raum zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu schweben scheinen, aber in Stil und Diktion sich deutlich...

Hans Mendl: Taschenlexikon Religionsdidaktik

Ein Lexikon als Printneuausgabe im Jahr 2019 vermag zunächst Irritationen auszulösen und verwundert angesichts der derzeitigen Rezeptions- und Lesegewohnheiten heutiger Studierender. Auch ein im Vorwort postuliertes Alleinstellungsmerkmal – „Ja, so etwas gibt es nicht!“ – vermag das verlegerische Wagnis kaum gänzlich zu erklären.

Richtet man den Blick weg von ökonomischen Überlegungen auf inhaltliche Aspekte des Buches und prüft seine Brauchbarkeit, verändern sich die Einschätzungen. Hans Mendl ediert das Taschenlexikon, um „Das Wichtigste für Studium und Beruf“ in lexikalischer Form zu präsentieren. An diesem Anspruch ist das Buch zu messen. Es ist in wesentlichen Teilen entstanden aus Mendls Vorlesungsunterlagen und mit etablierten Fachdidaktiken ergänzend abgeglichen; es entfaltet den...

Thomas Möllenbeck / Ludger Schulte (Hg.: Präsenz. Zum Verhältnis von Kunst und Spiritualität

Die Herausgeber sammeln neunzehn Beiträge anlässlich eines Studientags der PTH Münster aus dem Jahr 2017, um das Verhältnis von Kunst und Spiritualität zu reflektieren. Dies geschieht anhand verschiedener Kunstgattungen in der Sicht unterschiedlicher theologischer und außertheologischer Disziplinen unter dem Leitmotiv „Präsenz“ als Erscheinung eines Objektes für ein Subjekt in Raum und Zeit. Dabei wird Kunst als Repräsentation ihrer selbst als Kunst oder eines durch sie repräsentierten Inhaltes verstanden, durch den sich ein Subjet anhand eines Objektes zu sich selbst und der Wirklichkeit als ganzer in ein Verhältnis setzt, um ihnen Bedeutung beizusprechen. Kunst setzt also ein Sich-Verhalten zur Welt aus der Vergangenheit in einer Gegenwart präsent, in der sie stets neu bedeutet. Präsenz...

Christian Kummer: An Gott als Person glauben?

In fünf klar gegliederten, aufeinander aufbauenden Kapiteln beschäftigt der Autor sich mit der Frage, was es bedeutet, an einen personalen Gott zu glauben. Christian Kummer geht es zunächst um ein naturwissenschaftlich plausibles Gottesverständnis (1. Kapitel). Die absolute Transzendenz Gottes sei ernst zu nehmen. Dieser sei kein Es, kein Gegenstand, aber auch kein Jemand. Anthropomorphe Vorstellungen seien unzureichend. Gott sei als völlig verschieden von der Welt aufzufassen. Diese existiere in restloser Bezogenheit auf Gott. Alles, was sei, verdanke sich der grundlegenden Unterschiedenheit vom Nichts, für die Gott stehe. Gott handle in der Welt nicht. Seine Allmacht sei vielmehr als die seinsverleihende Macht zu verstehen. Sie bestehe darin, das, was ist, zu begründen und im Dasein zu...

Michael Seewald: Reform

 

Der Münsteraner Dogmatiker Michael Seewald gehört zu den scharfen Kritikern des römisch-kurialen Selbstverständnisses und der in diesem wurzelnden Form lehramtlicher Praxis. Sein neues Buch, das eine auf die Ekklesiologie fokussierte Kurzform von „Dogma im Wandel“ darstellt, plädiert angesichts der umfassenden geistlich-geistigen Krise für einen Paradigmenwechsel im „Denken“ der Kirche über sich selbst. Im Zentrum der Überlegungen stehen allerdings nicht konkrete und sattsam bekannte Reformforderungen, sondern historisch-genetische Aspekte, welche die kognitive Dynamik sowie die Geschichtspolitik des kurial-päpstlichen Apparates seit dem 19. Jahrhundert in den Blick nehmen. Seewalds Anliegen ist es, die lehramtliche Selbstfesselung der katholischen Kirche aufzudröseln, um die...

Friedhelm Kraft: Grenzgebiete

Friedhelm Kraft, der Leiter der Abteilung Bildung, Schulen und Religionsunterricht im Konsistorium der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, hat den Roman „Grenzgebiete – Liebe in einem zerrissenen Land“ vorgelegt. Im Mittelpunkt des äußeren Geschehens steht die jugendliche Liebe einer Berliner Abiturientin zu einem israelischen Studenten und ihre gleichzeitige Sympathie mit einem palästinensischen Taxifahrer ähnlichen Alters.

Die aus einem evangelisch-freikirchlichen Elternhaus stammende Mareike hat sich erfolgreich für ein Praktikum beworben, das sie in Talitha Kumi, einer deutschen Schule in Bethlehem, absolviert. Sie betreut dort die aufgeschlossenen palästinensischen Kinder, setzt ihre leidenschaftliche Beziehung zu ihrem jüdischen Freund Jossi fort und...

Thomas Ruster: Balance of Powers

 

Zu den großen, zweifellos besorgniserregenden Problemen, die die katholische Kirche vielleicht nicht überall, sicherlich aber in unseren Breiten belasten und einer Lösung bedürfen, gehört der Mangel an Priestern, die in den Gemeinden tätig sind. Und so wird an vielen Orten und auf vielen Ebenen über die Frage nachgedacht, wie die Weichen auf eine bessere Zukunft hin gestellt werden könnten, ja müssten. Im Chor der Stimmen, die sich hier äußern, hat sich nun der Verfasser des vorliegenden Buches in nachdrücklicher Weise zu Wort gemeldet. Was er vorschlägt, übertrifft an Entschiedenheit und Andersartigkeit bei weitem das, was sonst zu diesem Thema zu hören und zu lesen ist.

Thomas Ruster eröffnet sein Buch sogleich mit der Vorstellung seines Vorschlags. Er hat diese Konturen: Das...