Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Marianne Heimbach-Steins / Michelle Becka / Johannes J. Frühbauer / Gerhard Kruip (Hg.): Christliche Soziallehre

Das neue Lehr- und Studienbuch „Christliche Sozialethik“ bietet aktualisierte Über- wie Einsichten in eine wichtige theologische Handlungswissenschaft: Denkweisen, Argumentationsmuster wie drängende Themen Christlicher Sozialethik werden vorgestellt. Der wissenschaftliche Anspruch des Fachs wird kontrovers präsentiert; aus der Geschichte von Kirche und Christentum werden ethisch-normative Leitideen entfaltet und Begründungszusammenhänge neu formuliert und die epochalen gesellschaftlichen Herausforderungen einer Sozialethik für das 21. Jahrhundert in kreativem und informativem Konzept präsentiert.

Die zehn Autorinnen und Autoren tragen Antworten zusammen, wie Gesellschaft im Kontext des christlichen Menschen- und Gesellschaftsbildes gestaltet werden soll – lokal, national, kontinental und...

Hans Joas: Warum Kirche?

Der an der Berliner Humboldt-Universität lehrende Soziologe Hans Joas hat unter dem etwas irreführenden Titel „Warum Kirche? Selbstoptimierung oder Glaubensgemeinschaft“ eine Aufsatzsammlung vorgelegt, die einen guten Einblick in das Denken dieses über die Grenzen seines Fachbereichs hinaus bekannten Intellektuellen gibt. Das Buch wendet sich an einen breiten Leserkreis, ist ohne umfassende Kenntnisse soziologischer Theoreme verständlich und hat sich zum Ziel gesetzt, grundlegende Orientierung in der unübersichtlichen religiösen bzw. kirchenpolitischen Lage der Gegenwart zu bieten. Behandelt werden zum einen klassische religionssoziologische Fragestellungen. Joas zerlegt noch einmal geduldig die mit der klassischen Säkularisierungsthese einhergehenden Anschauungen in seine...

Jörg Lauster: Das Christentum

Die Kulturgeschichte des Christentums skizziert Jörg Lauster, evangelischer Professor für Systematische Theologie in München, komprimiert auf 128 Seiten. Das ist eine hohe Kunst, denn seine Ausführungen zeugen von einem profunden Wissen zu Personen, theologischen Positionen sowie Dogmen- und Kirchengeschichte und weisen vielschichtige Analysen und hilfreiche Systematiken auf, um auch aktuelle Zusammenhänge und Fragestellungen des Christentums und der Kirchen besser verstehen zu können. Dies alles in einer solchen Kürze und in verständlicher Sprache aufzuarbeiten, verdient Respekt. Das Format einer kurzen Einführung in der Reihe Beck Wissen bringt es mit sich, dass vieles nur angedeutet werden kann.

In den vier Kapiteln geht der Autor zunächst auf gut 50 Seiten auf die 2000-jährige...

Stefan Kiechle: Gott die Ehre

Der Gründer des Jesuitenordens, Ignatius von Loyola (1491-1556), verfasste als Frucht seiner persönlichen Erfahrungen eine Sammlung geistlicher Übungen (im spanischen Original mit dem Titel „ejercicios espirituales“), die als Klassiker in die Spiritualitätsgeschichte des Christentums eingegangen sind. Das lateinische Wort „exercitium“ bedeutet „Übung“. Wie ein Sportler trainieren muss, um seine Fertigkeiten zu entwickeln, so ist es auch im geistlichen Leben. Wer Exerzitien macht, übt sich darin, das eigene Leben zu ordnen, neu auszurichten und aufmerksam zu werden für das, was sich an inneren Regungen zeigt. Geistliche Exerzitien kennen keinen Leistungsdruck, sie sind eine Zeit der Unterbrechung des Gewohnten, sie weiten den Blick für Ungeahntes, sie leben vom Loslassen und Sich-Einlassen,...

Markus Zimmermann: Gewalttätiger Gott – gewalttätiger Glaube?

 

Zu den besonders erschreckenden Gewalttaten, von denen aus beinahe jedem Krieg berichtet wird, gehört die Tötung von Kindern. Sie ist das Kriegsverbrechen, das die Emotionen am stärksten erregt und gegen die Aggressoren aufbringt. Umso schlimmer, wenn eine solche Gewalttat von Gott selbst befohlen wird – wie in 1 Sam 15: Durch Samuel gibt er Saul den Befehl, alle Männer und Frauen, Kinder und Säuglinge, Rinder, Schafe, Kamele und Esel der Amalekiter zu töten. Da Saul den Befehl nicht exakt ausführt, sind seine Tage auf dem Thron gezählt.

Für Markus Zimmermann, Fundamentaltheologe und Dogmatiker an der Päpstlichen Universität Gregoriana, ist diese Stelle ein Beispiel für die religionshistorisch vielfach belegte „Gewalt ad extra“. Auch die „Gewalt ad intra“ entdeckt Zimmermann in der...

Manfred Gailus: Gläubige Zeiten. Religiosität im Dritten Reich

Als sich die Deutschen im Jahr 1945 fragten, wie es zur Katastrophe kommen konnte, da besagte eines der angewandten Narrative, es habe schlicht einen Mangel an rechter Gläubigkeit vor und während des „Dritten Reiches“ gegeben; mit anderen Worten: Wären alle Deutschen gute Christen gewesen, hätten die nationalsozialistischen Verbrechen nie stattfinden können. Die Forschung hat diese Ansichten schon länger zurückgewiesen, insbesondere Olaf Blaschke hat auch auf die christliche Kollaboration aufmerksam gemacht und ihre nähere Analyse eingefordert. Das vorliegende Buch erfüllt diese Forderung nun mit Blick auf ein breites Publikum. Es widerspricht vehement und zu Recht der These, die „Hitlerzeit“ (so der vom Autor verwendete Terminus) sei eine Zeit der Säkularisierung gewesen.

Er legt sein...

Jakob Matthiessen: Tod oder Taufe. Die Kreuzfahrer am Rhein

Mainz, im Sommer des Jahres 1096: Christliche Kreuzfahrer belagern auf ihrem Weg nach Jerusalem die Stadt Mainz und fordern alle Juden zur Taufe auf – falls sie sich weigern, droht ihnen der Tod. Dies ist das Setting der Erzählung, die sich im Wesentlichen auf die Geschehnisse an sechs heißen Junitagen konzentriert und somit äußerst dicht konzipiert ist. Basierend auf historischen Ereignissen während des ersten Kreuzzugs, aber erzählerisch verdichtet und um fiktive Elemente und Figuren ergänzt, legt Jakob Matthiesen hier seinen ersten Roman vor.

Die Schauplätze der Handlung wechseln geschickt und mit Sinn für Spannungsbögen immer wieder zwischen den Geschehnissen im Lager der Kreuzfahrer und den Ereignissen in der Stadt beziehungsweise in der jüdischen Gemeinde und bei ihren christlichen...

Stephan Sigg: FirmBibel

„Und was hat das mit mir zu tun?“ Eine Frage, die oft von Jugendlichen gestellt wird, wenn es um die Bibel geht. Eine Sammlung alter Geschichten und einiger Berichte über Jesus, weit weg von der Lebensrealität (junger) Menschen, so ist nicht selten der erste Eindruck. Stephan Sigg hat sich der Aufgabe gestellt, dieser Frage nachzugehen: Herausgekommen ist dabei die FirmBibel. In 14 Kapiteln verbindet der Schweizer Autor biblische Inhalte mit der Lebenswelt Jugendlicher. Jedes Kapitel beginnt mit einer kurzen Fassung einer biblischen Erzählung in moderner Sprache, an die sich eine Kurzgeschichte oder eine Dialogszene anschließt. Hier geht es um Alltagserfahrungen, an die die Leserinnen und Leser anknüpfen können: Erlebnisse aus Schule, Familie und Freundeskreis werden geschildert. Die...