Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Carlo Leget: Wie wir erfüllt leben und gut sterben können

Wer bin ich und was will ich wirklich? Wie gehe ich mit dem Leiden um? Wie kann ich mich verabschieden? Wie schaue ich auf mein Leben zurück? Worauf kann ich hoffen? Hinter diesen Fragen stehen fünf große Lebensthemen: Autonomie, Leiden, Abschied, unerledigte Dinge und Hoffnung. Carlo Leget, seit 2012 Professor an der Universeit voor Humanistiek in Utrecht (Stifungslehrstuhl Palliative Care, finanziert von der Association Hospicezorg Nederland), setzt sich seit Jahren mit ihnen auseinander.

Leget ist von Haus aus katholischer Theologe, er promovierte an der Katholisch-Theologischen Universität in Utrecht mit einer Arbeit zu Thomas von Aquin; dessen Logik und systematische Durchdringung beeinflusst den Aufbau dieses hochinformativen Buches. Leget hat jahrelange Lehrtätigkeit als...

Franz Josef Wetz: Tod, Trauer, Trost

Sicherlich kennen viele den Kalauer: „Kommt ein Skelett zum Arzt, sagt der Arzt: Sie hätten früher kommen sollen!“ Der Mediziner-Witz weist mit makabrem Humor auf die vital unverzichtbare Vorsorgepflicht in körperlichen Belangen hin; für verantwortungsvoll-reifes Menschsein bedarf es darüber hinaus der weisen Vor-Sorge für die geistig-psychischen Perspektiven, vor allem im Blick auf die letzte Wirklichkeit des menschlichen Lebens: auf den eigenen Tod und den Tod der anderen. Diesem Problemkomplex gelten wesentlich Lehre und Veröffentlichungen des Philosophen und Ethikers Franz Josef Wetz (geb. 1958), der, u.a. nach langen Lehrjahren bei O. Marquard in Gießen, jetzt Philosophieprofessor an der Pädagogischen Hochschule in Schwäbisch Gmünd ist. Wetz sieht seine Aufgabe dabei nicht nur im...

Thomas Hürlimann: Der Rote Diamant. Roman

In seinem Roman „Der Rote Diamant“ gelingt dem Autor Thomas Hürlimann ein großes Kunststück. Die fein geschliffenen Facetten fügen sich zu einem hochkarätigen Diamanten der Erzählkunst zusammen. Hürlimann lässt es nur so funkeln: Internatsgeschichte, Klosterhistorie, Kriminalkomödie, Pubertätsstudie und Schelmenroman bilden jeweils eine Fläche des Diamanten. Die Fassung, die den Diamanten einrahmt, ist der vorkonziliare Katholizismus sowohl in Doktrin als auch in religiöser Praxis. Hürlimann zeigt, wie mit dem Untergang des fiktiven Stiftsinternats „Maria Schnee“ und mit dem Tod der uralten österreichischen Kaiserin Zita auch die alte Kirche in den Abwärtsstrudel hineingezogen wird. Das ist die Parabel. Die Fassung verlieren, aber mit Heiterkeit und Melancholie – eine typische Besonderheit...

Wolfgang Beinert / Rosemarie Egger (Hg.): So viel Leid und Gott?

 

Große Fragen sind meist dadurch gekennzeichnet, dass es keine einfachen Antworten gibt. Oder wie es im Vorwort zum Buch heißt: „Fragen, die das Leben immer wieder Glaubenden, Suchenden, Zweifelnden stellt, Glaubensfragen, die uns existenziell bewegen. Darum geht es in diesem Buch.“ (5) Konkret geht es um die Frage nach der Vereinbarkeit von Leid und Gottes Existenz, dem großen Warum des Glaubens. Viel ist bereits dazu geschrieben worden – Traktate in der Philosophie und Theologie, literarische Umsetzungen, die biblische Hiobserzählung und ihre Auslegung.

Die beiden Herausgeber – die Schriftstellerin und Lyrikerin Rosemarie Egger (*1938) sowie Wolfgang Beinert (*1933), ehemaliger Professor für Dogmatik und Priester – wählen einen zweifachen methodischen Zugang mit einem reichen Angebot...

Stefan Seidel: Grenzgänge. Gespräche über das Gottsuchen

Der Theologe, Psychologe und Journalist Stefan Seidel geht davon aus, dass Gott den allermeisten Menschen von heute „schlichtweg abhandengekommen“ sei. Spurenelemente des Glaubens oder auch nur des Staunens, wie sie an den Feiertagen oder im Urlaub aufkommen, sollten darüber nicht hinwegtäuschen. Über diese Annahme ließe sich trefflich disputieren, vermutlich trifft sie zuvorderst auf den spätmodernen, seinen spirituellen Quellen entfremdeten „Westen“ zu. Davon abgesehen lag es für den leitenden Redakteur der Leipziger Wochenzeitung „DER SONNTAG“ nahe, mit Zeitgenossen ins Gespräch zu kommen, die etwas von Gott, von ihren Erfahrungen mit Ihm, zu berichten wissen. Neunzehn Gespräche sind in dem Band versammelt, Glaubensweisen bekannter Persönlichkeiten wie der Autorin Marica Bodrožić, des...

Michael Theobald: Der Prozess Jesu

 

Die Frage nach dem historischen Jesus und den Anfängen der Christologie stehen nach wie vor im Zentrum der neutestamentlichen Exegese. Dennoch sind diachrone, überlieferungskritische Analysen heute eher selten. Besonders in der Johannesforschung überwiegt heute eine synchrone, narratologische Perspektive. Michael Theobald aber begreift die synchrone und diachrone Lesart als sich nicht ausschließende, sondern ergänzende Methoden. So verfolgt er mit vorliegendem monumentalen Band das doppelte Ziel, zum einen die vier kanonischen Passionserzählungen (PE) in synchronischer Lektüre literarisch und theologisch zu profilieren und zum anderen ihre Genese soweit wie möglich überlieferungskritisch zu rekonstruieren, um der Notwendigkeit eines historischen Diskurses und der Pluralität der...

Daniel Marguerat: Jesus von Nazaret

Braucht es ernsthaft ein neues Buch über den historischen Jesus? Sind nicht alle Steine schon so oft umgedreht worden, dass sich kaum erwarten lässt, überhaupt noch etwas Neues über Jesus aus Nazaret herauszufinden? Genau diese Frage stellt Daniel Marguerat, emeritierter Professor für Neues Testament an der Universität Lausanne, seinem 2019 erschienenen und nun ins Deutsche übersetzten Jesusbuch voran.

Marguerat nennt zwei Gründe, warum ein neues Jesusbuch sinnvoll ist: Zum einen wurde neues Quellenmaterial erschlossen, zum anderen ist es überfällig, das vorhandene Material mit einer veränderten Hermeneutik zu erschließen, sprich: den historischen Jesus durch eine andere Brille zu betrachten, um frühere Kurzsichtigkeiten zu vermeiden und durch einen differenzierteren Blick mehr...

Jakob Johannes Koch (Hg.): Inklusive Kulturpolitik

Inklusion ist in aller Munde. Sie umfasst als emanzipatorische Leitidee alle Lebensbereiche: vom Kindergarten und Schule über den Beruf bis hin zum ganz persönlichen Umgang mit Menschen mit einer körperlichen und/oder geistigen Einschränkung. Im Kern geht es bei der Inklusion um gesellschaftliche Teilhabe auf Augenhöhe – und damit um ein elementares Menschenrecht. Auch Menschen mit einer Behinderung, von denen es in Deutschland 18 Millionen gibt, sollen am ganz normalen Leben teilhaben. Das klingt eigentlich ganz selbstverständlich, aber das ist es noch lange nicht. Sobald die Debatte um die Inklusion vom Kopf auf die Füße gestellt wird, also konkret wird, beginnt der Streit. Gerade im Bereich von Erziehung und Schule wird zurzeit heftig um die Ausgestaltung von Inklusion gestritten. Die...