Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Cornelia Dockter / Martin Dürnberger / Aaron Langenfeld (Hg.): Theologische Grundbegriffe

Der Titel dieses Handbuchs ist auf den ersten Blick irreführend, denn es geht ihm nicht um Grundbegriffe der Theologie, sondern speziell um solche der systematischen Theologie. Dies ist auch legitim, weil gerade deren Disziplinen – zumindest dem Anspruch nach – diejenigen Forschungsergebnisse in einen übergreifenden Horizont fügen, zu dem die historischen und exegetischen Teildisziplinen gelangen. Dieses Konzept begegnet dann auch einer spezifischen Gefahr, in die sich derjenige schnell verfängt, der in den Zeiten von Wikipedia noch mit dem „Lexikon für Theologie und Kirche“ arbeitet. Wer sich nämlich hier ein Thema erschließt, muss aufpassen, dass mit der Anzahl der irgendwann durchgearbeiteten Begriffe nicht die Anzahl derjenigen Stichworte überproportional ansteigt, auf die man beim...

Felicitas Hoppe: Fährmann, hol über!

Das Thema „Religion und Literatur“ kann man wissenschaftlich angehen, indem man die religiösen Erfahrungen, die sich in literarischen Texten niedergeschlagen haben, beschreibt und deutet. Wer zu diesem Büchlein von Felicitas Hoppe greift, nimmt unmittelbar Anteil am Entstehungsprozess religiös grundierter Literatur und begegnet einer belesenen Schriftstellerin, die fähig ist, selbstreflexiv Rechenschaft von ihrem eigenen Leben und Schreiben zu geben.

Die 1960 geborene Schriftstellerin, Trägerin des renommierten Büchner-Preises und zahlreicher anderer literarischer Auszeichnungen, stammt aus einer „katholischen Familie von Tag- und Nachtträumern, von schlesischen Vielrednern auf der Flucht, die auch ihre Träume einander nicht vorenthielten; Träume, von denen ich bis heute nicht weiß, ob...

Philippa Rath (Hg.): „Weil Gott es so will.“ Frauen erzählen von ihrer Berufung zur Diakonin oder Priesterin

Das von St. Philippa Rath, Benediktinerin der Abtei St. Hildegard in Rüdesheim-Eibingen, herausgegebene Buch verdankt sein Entstehen dem „Synodalen Weg“. Sr. Philippa wurde nämlich als Delegierte des „Synodalen Weges“ in das Forum „Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche“ gewählt und arbeitet dort in einer Untergruppe mit, die sich mit der theologischen Argumentation im Blick auf die Teilhabe von Frauen am sakramentalen Ordo befasst. In diesem Zusammenhang kontaktierte sie zwölf Frauen mit der Bitte, ihre persönliche Berufungsgeschichte zur Diakonin oder Priesterin zu berichten. Innerhalb von 5 Wochen erreichten sie dann 150 Zeugnisse von Frauen, die sich zum Diakonen- oder Priesteramt berufen fühlen, aus bekannten Gründen diese Berufung aber nicht leben können.

Der Hauptteil des Werkes...

Eugen Drewermann: An den Quellen des Lebens

 

Eugen Drewermanns perspektivreiches Denken richtet sich in seinem Kern weder auf den Menschen noch Gott allein, sondern auf das „Dazwischen“ – jene Beziehung zwischen Mensch und Mensch und Gott und Mensch, die das Individuum von seinen quälend-beklemmenden Kontingenzerfahrungen zu heilen vermag und ihm ein „Jenseits" aller irdischen Beschränkungen eröffnet. Ein wiederkehrendes Symbol für dieses lebensbedeutsame „Dazwischen“ ist bei Drewermann das Fenster. Denn er begreift das einzelne, auf sich selbst fixierte Leben als bloßes Dahinvegetieren in einem „unentrinnbaren Gefängnis", in dem der Mensch wie ein unschuldig zum Tode Verurteilter auf den Tag der Hinrichtung warte (39). Als Gefangener erscheint das Individuum bei Drewermann geradezu krankhaft verkapselt, abgeschnitten von der als...

Peter Kliemann: Glauben ist menschlich

„Glauben ist menschlich“: Fatal oder beabsichtigt: Wer denkt bei diesem Titel nicht an eine Verwechslung des Glaubens mit dem Irren? Einem banalen, Descartes-freien Verständnis nach würde das eine Provokation darstellen: Glaube bedeute, typisch menschlich an Fake Realities ausgeliefert zu sein, sei also mit Anselm: Torheit. „Torheit vom gekreuzigten Gott“, so spricht konsequent der Untertitel. Das klingt fast wie Paulus nach Moltmann oder Jüngel, ist es aber nicht und wäre so auch irreführend.

Und jetzt könnte es losgehen mit dem Theologisieren – was nicht geschieht. Denn die folgenden 350 Seiten handeln von etwas anderem, wie es der Klappentext und einige Fußnoten zu erklären versuchen. Das Buch handelt tatsächlich erstens von der überarbeiten Sammlung der Oberstufenkurse im Fach...

Christian Heidrich: Hunde des Himmels. Gedichte

Der meistbesprochene Auftritt bei der Amtseinführung des neuen US-Präsidenten Joe Biden war der einer Poetin. Die junge Lyrikerin Amanda Gorman trug vor einer weltweiten und beeindruckten Öffentlichkeit ihr Gedicht „The hill we climb“ vor. Mit ihren Versen entwarf sie einen eigenen Blick auf die USA der Gegenwart und löste in den Feuilletons die Frage aus, welche Rolle Lyrik in unserer Gesellschaft spielen kann. Doch welche Kraft und Bedeutung mag Lyrik als eigenes Genre auch in Theologie und Kirche zukommen? Der Theologe, Publizist und Lehrer Christian Heidrich gibt mit seinen neuen Gedichten vielfältige, tief nachdenkliche wie heitere Antworten auf diese Frage.

„Hunde des Himmels“ lautet der im Echter-Verlag erschienene Band, der rund einhundert Gedichte des Poeten versammelt. Dabei...

Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz (Hg.): Leben und Glauben gemeinsam gestalten

„‚Inklusive Kirche‘ ist keine bloße Idee, sondern längst im Werden und vielerorts schon bereichernde Wirklichkeit.“ – schreibt Bischof Dr. Franz-Josef Bode, Vorsitzender der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz, im Vorwort zu dieser Arbeitshilfe (6). Sie ergänzt das Bischofswort „unBehindert Leben und Glauben teilen“ (2003) mit Handlungsoptionen und Praxisbeispielen für die seelsorgliche Arbeit mit dem Ziel, „Lebensräume zu eröffnen, in denen behinderte und nicht-behinderte Menschen mit ihren jeweils eigenen Charismen ‚unBehindert‘ Leben und Glauben gestalten können“ (ebd.).

Das Besondere der Arbeitshilfe ist, dass an ihr behinderte und nicht-behinderte Autorinnen und Autoren mitgewirkt haben. Zudem wird – auch ein Novum – jedem Abschnitt „Das Wichtigste in Leichter Sprache“...

Christiane Florin: Trotzdem! Wie ich versuche, katholisch zu bleiben

Christiane Florin, Jahrgang 1968, arbeitet beim Deutschlandfunk in der Redaktion Religion und Gesellschaft. Die kritische Beobachterin der katholischen Kirche hat 2019 den Maria-Grönefeld-Preis bekommen.

Als Schlüsselszene schildert sie die Pressekonferenz zur Vorstellung der Studie über die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche am 25. September 2018. Sie darf die letzte Frage stellen und will wissen, ob einer der Bischöfe wegen der Schuld, die er auf sich geladen hat, auf den Gedanken gekommen sei, die Verantwortung des Amtes nicht mehr tragen zu können. Nach einem Blickwechsel mit Bischof Ackermann antwortet Kardinal Marx knapp: „Nein.“ „Tagesthemen“ und „Frontal“ hängen ihre Reportage an dieser Szene auf, Oliver Welke wird sie in der „heute-Show“ mit einer Anspielung auf...