Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Mirjam Schambeck / Henrik Simojoki / Athanasios Stogiannidis (Hg.): Auf dem Weg zu einer ökumenischen Religionsdidaktik

Der vorliegende, auf zwei Tagungen in Griechenland zurückgehende Sammelband versteht sich als ein weiterführender Beitrag zu einer ökumenischen Religionsdidaktik mit zwei innovativen Perspektiven: zum einen die ökumenische Erweiterung um die Orthodoxie – der kleinen, aber dennoch drittgrößten christlichen Konfession in Deutschland –, zum anderen die Einbindung zweier europäischer Länder – Österreich und Griechenland – mit ihrer je eigenen, mehrheitlich katholischen bzw. fast vollständig orthodoxen Prägung.

Demzufolge steht im ersten Kapitel daher die Kontextualisierung einer ökumenischen Religionsdidaktik mit Blick auf die Majoritäts-Minoritätsfrage im Vordergrund. Bereits hier gelingt der trikonfessionelle und europäische Austausch. So zeigt etwa der österreichische Beitrag anhand einer...

Andreas Renz: Gott und die Religionen

In der theologischen Diskussion der letzten 30 Jahre hat sich für die verschiedenen religionstheologischen Modelle ein Dreierschema herausgebildet: Während der Exklusivismus außerhalb der eigenen Religion keine Wahrheit anerkennt und der Inklusivismus in anderen Religionen immerhin Elemente der eigenen Wahrheit wahrzunehmen bereit ist, scheint allein der Pluralismus einen ernsthaften Dialog mit anderen Religionen zu ermöglichen. Bekannt und in manchen Religionsbüchern präsent ist als Beispiel für Letzteren das aus dem Buddhismus stammende Bild von den Blinden, die bei dem Versuch, die Umrisse eines Elefanten zu ertasten, immer nur dessen Teile erfassen. Demgegenüber zeigt der Verfasser des vorliegenden Buches, dass dieses Bild, das uns im Unterschied zu den Blinden den ganzen Elefanten...

Martin Goodman: Die Geschichte des Judentums

Alle reden von 1.700 Jahren jüdischerPräsenz auf dem Gebiet Deutschlands, doch was es tatsächlich heißt, sich en detail mit der Geschichte des Judentums in seiner Breite und Tiefe auseinanderzusetzen, ahnt, wer den voluminösen, von Susanne Held exzellent und gut lesbar aus dem Englischen ins Deutsche übersetzten Band des namhaften Professors für Jüdische Studien in Oxford Martin Goodman aufschlägt.

In fünf sinnvollen, nicht im strengen Sinn chronologisch gegliederten Teilen („Ursprünge“, „Die Interpretation der Tora“, „Die Herausbildung des rabbinischen Judentums“, „Autorität und Reaktion“ und „Die Herausforderungen der Moderne“) werden tatsächlich 4.000 Jahre jüdischer Geschichte unter klarer Reflexion auf die wichtigsten Quellen und ihre Zuverlässigkeit sowie die Wahrnehmung der seit...

Patrick Roth: Gottesquartett

Patrick Roth, geboren 1953 in Freiburg, ist den Lesern religiös inspirierter Gegenwartsliteratur durch die Novellen seiner Christustrilogie und das Hauptwerk „Sunrise. Das Buch Joseph“ längst bekannt, literarisch interessierten Cineasten durch „Starlite Terrace“, „Meine Reise zu Chaplin“ und „Die amerikanische Fahrt“. In allen Werken verweben sich vier Jahrzehnte biographischer Erfahrungen an den Filmsets von Hollywood, Settings und Personen des Neuen und Alten Testamentes sowie authentische Traumbilder zu schillernden Mustern eines solitären Oeuvres, in dem eine drehbuchartige Dynamik unmittelbar in ihren Bann zieht.

In „Gottesquartett“ ereignet sich die Rahmenerzählung an vier Tagen, die die einzelnen Hauptkapitel jeweils genesisartig überschreiben: „Erster Tag“, „Zweiter Tag“, „Dritter...

Georg Langenhorst: „In welchem Wort wird unser Heimweh wohnen?"

Einer Anekdote zufolge habe der berühmte liberale Theologe Adolf von Harnack beim Einrichten einer Bibliothek gesagt: „Die Dogmatik stellen wir zur schönen Literatur." Was im 19. Jahrhundert irritierend wirken musste, ist vor dem Hintergrund einer säkularisierten Moderne und einer selbstkritischen Theologie plausibler geworden. Die Annäherung von Theologie und Literatur hat Forschungsschwerpunkte mit eigenen Periodika, Sammelbänden und einem gewaltigen Ausstoß an einschlägiger Literatur hervorgebracht. Zu den prominentesten Autoren in dieser Grenzregion gehört der Augsburger Religionspädagoge (und nebenberufliche Krimiautor) Georg Langenhorst, der in der vorliegenden Veröffentlichung eine Zwischenbilanz dieser Forschungen zieht und die deutschsprachige Gegenwartsliteratur auf religiöse...

Roland Knillmann / Michael Reitemeyer (Hg.): Menschliche Gesellschaft 4.0

 

Eine Welt, in der die Digitalisierung alles und der Mensch nichts mehr selbst bestimmen muss, schildern Knillmann und Reitemeyer direkt zu Beginn; dabei bedienen sie sich eines Auszuges aus QualityLand, dem Buch von Marc-Uwe Kling, das eine dystopische Welt aufzeigt. Die Herausgeber des Sammelbandes betrachten dies als Warnung und nehmen daher die menschliche Gesellschaft 4.0 in den Blick. Grundlage für die im Buch enthaltenen Aufsätze ist eine Fachtagung, die im Juli 2019 vom Caritasverband für die Diözese Osnabrück e. V. und dem Ludwig-Windhorst-Haus, der Katholischen Sozialen Akademie des Bistums Osnabrück, initiiert wurde. Dabei sollte das Zentrum der Tagung (und damit des Buches) die Frage sein, wie Christen mit den digitalen Perspektiven umgehen und sich hierzu beraten lassen. Vier...

Jürgen Moltmann: Auferstanden in das ewige Leben

Michel de Montaigne hat 1580 in einem bekannten Essay über den Tod nachgedacht. Philosophieren heiße, so der Denker, sterben lernen. Verschafft die Philosophie eine Art geistigen Schutz gegenüber der Angst vor dem Tod? Der christliche Glaube lädt ein, der Hoffnung zu vertrauen, die über den Tod hinausreicht. Dennoch muten viele Worte über das ewige Leben schal an. Oft schenkt die theologisch versierte Rede den Hinterbliebenen nur wenig Trost.

Über Hoffnung hat der evangelische Theologe Jürgen Moltmann oft nachgedacht. Abstrakt und schwerblütig, wie aus einem Oberseminar, klingt die Frage: „Gibt es ein Leben nach dem Tod?“ Behutsam wie eindringlich präzisiert Moltmann darum: „Nachfrage: Nach wessen Tod?“ So grenzt er sich von der philosophischen Denkweise ab, die zu einer gewissen...

Sibylle Lewitscharoff / Heiko Michael Hartmann: Warten auf. Gericht und Erlösung: Poetischer Streit im Jenseits

„Unser keiner lebt sich selbst, und niemand stirbt sich selber.“ Der dezidierte Vers aus dem Römerbrief (14,7) steht am Eingang dieses Dialogbuches, und man darf in ihm einen Schlüssel sehen für alles, was folgt. Denn bekanntermaßen sind Leben und Tod, Zeit und Ewigkeit, Leib und Seele, sicherlich auch Schuld und Sühne samt der Idee der Gerechtigkeit irdisch inkommensurabel. Nur die Zusatzannahme Gott eröffnet eine Dimension, die auf eine Aufhebung dieser Gegensätze, auf ihre Versöhnung hoffen lässt. Die christliche Kunde von der Trinität wagt sich hier weit voran, wenn sie davon spricht, dass Gott „in“ Jesus Christus Mensch wurde; dass in Jesu Auferstehung der garstige Todesgraben zu einem Hoffnungszeichen wurde. Christen halten an dieser Kunde fest, daran, dass sie nach diesem Leben der ...