Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Uwe Hauser / Stefan Hermann (Hg.): RU kompakt – Berufliches Gymnasium, Heft 1

Freiheit in Gemeinschaft – um diesen, von Schülerinnen und Schülern eventuell zunächst als Widerspruch wahrgenommenen Spannungsraum geht es in den beiden Unterrichtseinheiten, die in „RU kompakt“ vorgestellt werden. Die Schülerinnen und Schüler sollen zu einem reflektierten Umgang mit Religion geführt werden und so die Grundfrage beantworten können, ob Religionen eher Freiheit ermöglichen oder diese verhindern. Dies geschieht ganz im Sinne des Grundauftrags des Religionsunterrichts, nämlich zu einem aufgeklärten Umgang mit Religion und einer eigenen Entscheidungsfähigkeit bezüglich der persönlichen Einstellung zur Religion zu befähigen. Dazu bieten die beiden Unterrichtseinheiten Anregungen. Den Rahmen der beiden Einheiten setzt der Bildungsplan für das Berufliche Gymnasium im Land...

Werner Schüßler: Warum die Welt nicht alles ist

 

Der Titel des Buches verweist auf die Sinnfrage, auf das, was unser Leben trägt. Der Autor stellt die Frage nach dem guten, erfüllten Leben im Kontext der von Wissenschaft und Technik geprägten Gegenwart und in Auseinandersetzung mit der immer weiter verbreiteten naturalistischen bzw. reduktionistischen Weltsicht. Dabei bezieht er Einsichten der philosophischen Tradition von der Antike bis zur Gegenwart ein und ist der Existenzphilosophie besonders verpflichtet.

Die Einleitung „Worum es hier geht“ kennzeichnet pointiert Schüßlers Anliegen, dass die Wirklichkeit mehr ist als das, was sich wissenschaftlich beweisen lässt. Es folgen drei etwa gleich lange Kapitel.

Das erste, grundlegende „Warum Philosophie kein überflüssiger geistiger Luxus ist“ thematisiert die metaphysischen, letzten...

Godehard Brüntrup / Ludwig Jaskolla / Tobias Müller (Hg.): Prozess – Religion – Gott

Der hier anzuzeigende Sammelband regt dazu an, eine religionsphilosophische Diskussion weiterzuführen, die bisher in Deutschland nur zögerlich in Gang gekommen ist. Auch wenn das Werk des mathematisch und naturwissenschaftlich geprägten Denkers Alfred North Whitehead (1861-1947) als schwierig gilt, so lohnt es sich doch, am Leitfaden dieses Sammelbandes sich auf sein Denken einzulassen.

Die Bedeutung seines noch immer einzigartigen „prozessmetaphysischen“ Ansatzes kann kaum unterschätzt werden, denn Whitehead ist der erste Denker der Gegenwart, der es unternimmt, die individuellen Erfahrungen des menschlichen Lebens, die bisher meist zu phänomenologisch-hermeneutischen oder subjekttheoretischen Denkentwürfen ohne ausdrücklichen Bezug auf die Naturwissenschaften geführt haben, und die...

Winfried Schröder: Atheismus

Winfried Schröder nennt als sein Vorhaben die Darstellung und Diskussion der wichtigsten Einwände, die gegen den Atheismus vorgebracht werden. Zu Beginn werden die zentralen Begriffe „Atheismus“ und „Theismus“ erklärt, wobei Schröder im Theismus einen Sammelbegriff von Theorien über Gott sieht, im Atheismus aber lediglich die Einzelthese, Gott existiere nicht (11), auch wenn hinter der atheistischen These verschiedene philosophische Ansätze stünden. Die theistische Position, auf die sich Schröder beziehen will, beschreibt er unter dem Titel „Standardtheismus“ als die Annahme der Existenz eines transzendenten Wesens, das mit den Eigenschaften „allmächtig“, „allwissend“ und allgütig“ ausgestattet sei.

Der erste Einwand ist der Vorwurf des Dogmatismus, also der Atheismus sei dogmatisch in...

Karl-Siegfried Melzer: Den 1. Johannesbrief heute lesen

Dieser (Kurz-)Kommentar zum 1. Johannesbrief des pensionierten Pfarrers Karl-Siegfried Melzer ist eine gelungene Hinführung in exegetische und bibeltheologische sowie religionskritische Fragestellungen für Religionslehrerinnen und -lehrer in der Sekundarstufe I und II. „Im Vorfeld“ werden einige einleitungswissenschaftliche (Er-)Klärungen zum 1. Johannesbrief – ohne Angabe des Verfassers und des Adressaten bzw. der Gemeinde wegen der „johanneischen Gemeinschaft im Ganzen“ (79) – kurz und prägnant gegeben, die der Rezensent ebenso teilt wie zum Beispiel die, dass die „Offenbarung ‚des Johannes‘“ nicht zu den johanneischen Schriften gehört. Diese Schrift greift der Autor nach einer 65-seitigen Durchsicht des 1. Johannesbriefes nochmals auf, um auf die eingangs kurz angeschnittenen Thesen...

Hans Kessler: Auferstehung?

Auferstehung – was soll das bedeuten? Die Auffassungen gehen weit auseinander: Was nicht wenige für reines Wunschdenken halten, gilt anderen als eine historische Tatsache; während gelegentlich bestritten wird, dass Jesus überhaupt am Kreuz gestorben ist, sehen manche in der Auferstehung ein psychologisch bedeutsames Hoffnungssymbol. Derartig widerstreitende Ansichten haben Hans Kessler veranlasst, sich noch einmal eingehend mit dem Thema zu befassen. Dazu ist er wie kaum ein Zweiter qualifiziert, hat er doch unter dem Titel „Sucht den Lebenden nicht bei den Toten“ 1985 ein Standardwerk über die Auferstehung Jesus Christi veröffentlicht, das in der 1995 ergänzten Neuauflage auf über fünfhundert Seiten angewachsen ist. Nun hat der inzwischen emeritierte Systematische Theologe unter...

Stefan Alkier / Thomas Paulsen: Die Evangelien nach Markus und Matthäus

1988 erschien mit dem Münchener Neuen Testament (MNT) eine Übersetzung, die den Grundsatz verfolgte: „So griechisch wie möglich, so deutsch wie nötig“, und die einen Weg zum Original erschließen wollte. Ziel war es, durch Verfremdung der bekannten Texte neue Aufmerksamkeit für den biblischen Text zu gewinnen. Das Frankfurter Neue Testament (FNT) von Stefan Alkier und Thomas Paulsen, Professoren für Neues Testament und Gräzistik an der Universität Frankfurt, dessen zweiter Band mit Neuübersetzungen des Markus- und Matthäusevangeliums nun erschienen ist, verfolgt ein ähnliches Ziel. Das Projekt steht in der lutherischen Tradition und will „nicht kirchlichen Übersetzungstraditionen“ folgen, sondern dem griechischen Text. Die philologisch-kritische Übersetzung hat die Grundsätze: „So wörtlich...

Muna Tatari / Klaus von Stosch: Prophetin – Jungfrau – Mutter

Was haben die Marienverehrung der katholischen Kirche und das Marienbild des Korans gemeinsam? Kann Maria, die einzige Frau im Koran, die namentlich genannt wird, für den interreligiösen Dialog eine Mittlerin, eine „Brückenfigur“ sein?

Dass Maria, die Mutter Jesu, für Christen und Muslime ein theologisch fruchtbares Gesprächsthema ist, veranschaulicht der vorliegende Band auf höchstem Niveau. Die namhafte Paderborner Forschergruppe Klaus von Stosch, Professor für Katholische Theologie und Vorsitzender des Zentrums für Komparative Theologie und Kulturwissenschaften, und Muna Tatari, Juniorprofessorin für Islamische Systematische Theologie und Mitglied des Deutschen Ethikrates, betrachten die „Mutter der Glaubenden“ nicht aus unterschiedlichen Perspektiven, vom Resümee am Ende des Buches...