Die aufklärerischen Vormärz-Aktivisten des 19. Jahrhunderts Feuerbach (1841) und Marx (1844) hatten Religion entweder als atavistisches Wunschdenken oder heimtückisches Unterdrückungssystem gegenüber ökonomisch Ausgebeuteten entlarvt bzw. für tot erklärt. Das 20. Jahrhundert war dann weniger vom Materialismus als von der Psychologie begeistert und pathologisierte mit Freud (1927) religiöses Bewusstsein als illusionäre unbewältigte Kindheitsneurose; unser gegenwärtiges naturalistisches Säkulum schließlich sieht in biologistischer Prävalenz Religion als evolutiv überflüssig, ja als peinlich-wahnhafte Beleidigung der Menschenwürde (Dawkins, 2006) an.
Doch Totgesagte leben länger! Dies zumindest zeigt Michael Kühnleins überwältigend material- und gedankenreiches „Handbuch“ (ein extrem...