Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Frido Mann / Christine Mann (Hg.): Im Lichte der Quanten

Nicht weniger als ein neues Weltbild wird im Untertitel dieses von Frido und Christine Mann herausgegebenen Bandes angekündigt. Mit den Mitteln der Quantenphysik sollen die ungeklärten Fragen nach der Entstehung des Bewusstseins und der leib-seelischen Einheit beantwortet werden, um die Grundlage für ein ganzheitliches Menschenbild zu schaffen. In kritischer Auseinandersetzung mit dem deterministischen Physikalismus will das Autorenteam insbesondere die Willensfreiheit des Menschen verteidigen. Das ist ein höchst wichtiges Vorhaben angesichts der aktuell wirkmächtigen Neurophilosophie, die den Menschen zu einem biologischen informationsverarbeitenden System ohne Sinn und Wert herabwürdigt.

Grundlage für die im Band versammelten Beiträge ist die Theorie von Thomas Görnitz, einem...

Evy Billermann / Juliana Heidenreich: Ich geh mit dir durchs Trauerland

Das bemerkenswerte Bilderbuch „Ich geh mit dir durchs Trauerland“ geht mutig und sensibel an ein schwieriges Thema, es beschreibt nämlich die ersten Tage eines Kindes nach dem kaum zu fassenden unerwarteten Tod seines Vaters. Wenn in einer Familie der Vater oder die Mutter stirbt, dann gehören die Kinder oft zu der am stärksten benachteiligten Gruppe, denn das überlebende Elternteil ist ja selbst sehr mit seiner eigenen Trauer beschäftigt und kann kaum Trost spenden. Nicht selten fühlt sich das Kind ganz allein und hilflos mit seinem Verlust und kann sogar in die Rolle des Tröstenden geraten.

Evy Billermann, Sterbe- und Trauerbegleiterin in einem Hospiz, nimmt diese Einsamkeit in der Trauer ernst und stellt dem trauernden Kind im Buch eine verlässliche Freundin an die Seite, die sich...

Die anarchische Kraft des Monotheismus. Eckhard Nordhofens „Corpora“ in der Diskussion

Versteht man den Monotheismus besser, wenn man seine Geschichte als Mediengeschichte erzählt? Eckhard Nordhofen hat diese Frage in seinem 2018 erschienenen, inzwischen in der 3. Auflage vorliegenden Bestseller „Corpora. Die anarchische Kraft des Monotheismus“ aufgeworfen – und bejaht. Seine souverän entfaltete Geschichte der wechselnden Gottesmedien Bild, Schrift und Körper hat in den betroffenen Wissenschaften und der interessierten Öffentlichkeit für Aufsehen gesorgt. Denn Nordhofen hat sich nichts Geringeres vorgenommen als den jüdisch-christlichen Monotheismus zu (re-)habilitieren. Dazu sucht er dessen anarchische Kraft nachzuweisen: Der zugleich an- und abwesende Gott entzieht sich sämtlichen Funktionalisierungen, so eine zentrale These des Buches; er bleibt bei aller Vertrautheit mit...

Rüdiger Safranski: Einzeln Sein. Eine philosophische Herausforderung

In den letzten zwei Jahrzehnten hat der Begriff Influencer eine erstaunliche Karriere gemacht. Als solche werden – tendenziell jüngere – Menschen bezeichnet, die sich durch eine starke Präsenz in den sozialen Medien und ihren dort vermittelten Lebensstil ein Ansehen und vor allem eine große Zahl an Followern erworben haben. Die Influencer versuchen, Trends zu setzen und etwas Einzigartiges zu verkörpern, zugleich beruht ihr Geschäftsmodell darauf, dass sie von einer möglichst großen Schar von Fans geklickt und bejubelt werden. Das Phänomen veranschaulicht in den Farben des digitalen Umbruchs ein altes philosophisches, wohl auch anthropologisches Rätsel. Der Aufrechtgeher Mensch ist gerne „besonders“ und individuell, kann in der Regel jedoch nicht auf die Anerkennung durch die Gesellschaft...

Georg Lämmlin (Hg.): Gesellschaftlicher Zusammenhalt in der postsäkularen Gesellschaft

Mit dem zur Rezension vorliegenden Band sollen gleich mehrere Anliegen eingelöst werden. Zuvorderst versammelt der Band Tagungsbeiträge, die zum titelgebenden Thema zusammengetragen wurden. Darunter die zwei sozial- und bildungswissenschaftlichen Keynotes der Tagung von Ferdinand Sutterlüty „Kirchen zwischen Gesellschaftskritik, Affirmation und Eskapismus: Zur Rolle religiöser Ideen“ und von Monika Jungbauer-Gans zu „Bildung und soziale Integration – wie hat sich die Bildungsbeteiligung im Zeitverlauf verändert“. Zudem greift der Band unter der Überschrift „Texte des Sozialwissenschaftlichen Instituts“ weitere Beiträge im Umfeld des Themas auf: Einen Beitrag des Herausgebers zu „Ekklesiologischen Innovationen“, den der Verfasser pandemiebedingt nicht auf einer einschlägigen Tagung...

Thomas Fuchs: Verteidigung des Menschen

Wird der Mensch nur noch als eine Art informationsverarbeitendes System mit dem Gehirn als Schaltzentrale aufgefasst, ist damit das eigentlich Menschliche negiert, insbesondere die Freiheit, sich anhand von Werten zu entschließen, selbstlos gegen egoistische Antriebe zu handeln und sich selbstbestimmt über Naturzwecke zu erheben bis hin zum Selbstopfer. Genau das aber unternimmt ein breiter Strom naturalistischer Theorien der sogenannten Neurophilosophie, die mit Schlagzeilen wie „Niemand ist frei“ oder „Wie das Gehirn die Seele macht“ die Feuilletons dominieren. Was kann dann noch die unantastbare Würde dieses biologischen Systems Mensch sichern, wenn es sich lediglich dadurch von den sauberen Verdrahtungen in der Hardware eines Computers unterscheidet, dass seine Verschaltungen in einer...

Ansgar Beckermann: Naturalismus

Ansgar Beckermann ist bekannt für seine naturalistisch-materialistischen Bücher. Nun also erneut ein solches Buch, das sich zum Zweck dieser Weltanschauung auf die Naturwissenschaft beruft. Doch diese Berufung beruht auf gravierenden Missverständnissen. Der Verfasser geht davon aus, dass Naturwissenschaft Ganzheiten bottom-up aus den Teilen erklärt. Wenn ich die Eigenschaften der Teile kenne und die in ihnen wirkenden Gesetze, dann kann ich die Eigenschaften des Ganzen ableiten, so dass es also nichts Höheres, Eigenständiges gibt, das top-down wirken würde.

Diese Vorstellung wird weder von der Physik noch von der Biologie bestätigt. Wenn wir z.B. die Eigenschaften des Lichtes aus den Maxwellgleichungen ableiten, dann ist nirgends von „Teilen“ die Rede. Das ist ganz allgemein der Fall bei...

Hans-Joachim Höhn: Experimente mit Gott

Die gängigen Methoden theologischen Denkens führen bei den Studierenden zu Langeweile und Lustlosigkeit. Deshalb will der Autor sich den zentralen Themen des christlichen Glaubens auf einem anderen, dem experimentellen Weg unter dem Motto „Versuch’s doch mal!“ nähern. Ihm liegt daran, nicht nur die Vernunft, sondern auch die Anschauung und die Kreativität einzubeziehen, um für die Sache zu begeistern.

Das 1. Kapitel lädt zum Experimentieren ein. Gegen die dogmatische Sperrformel „Mit dem Glauben experimentiert man nicht“ steht die Tatsache, dass Jesus sich auf Versuche und Experimente einlässt. Gleichnisse mit ihren ungewöhnlichen Szenen zielen auf die Vorstellungsmöglichkeiten seiner Zeitgenossen und leiten ein Umdenken ein. Dieses Vorbild greift die von Höhn skizzierte experimentelle...