Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Jan Roß: Bildung

Der Titel des Buches mag missverständlich klingen, für den einen oder anderen Leser auch provozierend, denn: Kann es für auf ihre Autonomie pochende Erwachsene eine Anleitung zur Bildung geben? Wer darf für sich in Anspruch nehmen, mündige Bürger zu (mehr) Bildung anzuleiten? Kann es in postmodernen Zeiten in Gesellschaften, die größtmögliche Heterogenität aufweisen, überhaupt gelingende Diskurse über einen verstaubt erscheinenden Begriff wie den der Bildung geben?

Die zweite der drei Fragen lässt sich am einfachsten beantworten, da die Adressaten des Buches, bildungsaffine Angehörige der Mittel- und Oberschicht, einem Autor, der nach einem Studium der Klassischen Philologie, der Rhetorik (unter anderem bei Walter Jens in Tübingen) und der Philosophie für renommierte überregionale...

Ulrich Lüke: Das Glaubensbekenntnis vor den Anfragen der Gegenwart

Das Ziel des Buches ist eine Auslegung der Glaubensbekenntnisse. Apostolikum und das Bekenntnis von Nikäa-Konstantinopel finden in den Ursprachen und in der deutschen Übersetzung Berücksichtigung. Die meisten Kapitel folgen versweise dem Text, eingestreut sind vier „Fokus“-Kapitel, die Schöpfung, Schuld, Heilsbedeutsamkeit Jesu und Auferstehung noch einmal diskutieren. Hinzu kommt eine Einführung zur Geschichte der Symbola am Anfang und ein Kapitel über die trinitarische Struktur des Glaubensbekenntnisses in der Mitte. So kommt das Buch auf insgesamt 10 Kapitel und 49 Unterkapitel.

Im Kapitel über den Artikel zu Gott, dem Schöpfer, weist Lüke naturwissenschaftliche Entwürfe einer „Theory of Everything“(TOE) zurück, weil hier aus einer nur aus der Religion verstehbaren Einheitssehnsucht...

Hans G. Kippenberg: Regulierung der Religionsfreiheit

Der Autor geht in seinem Buch fundiert auf das Verhältnis Recht und Religion ein und spannt dabei einen weiten Bogen. Zunächst zeigt er auf, dass trotz der großen Bedeutung der Menschenrechte in der Gegenwart und ihres historischen Einzugs in den USA und in Frankreich gegen Ende des 18. Jahrhunderts keine durchgehende Kontinuität zwischen damals und heute vorliegt. Dieses legt er anhand einer detaillierten Auseinandersetzung mit dem Recht und der tatsächlichen Realität in der Gesellschaft dar. Die Gewährung von Religionsfreiheit war eine Pflicht von Staaten und Regierungen, die dem Völkerbund angehörten. Es war aber weder ein einklagbares individuelles noch ein einklagbares kollektives Recht einer Minderheit. Dann geht Hans G. Kippenberg darauf ein, wie sich ab 1945 die Religionsfreiheit...

Richard Dawkins: Atheismus für Anfänger

Es gilt, ein weiteres Buch des inzwischen emeritierten Evolutionsbiologen Richard Dawkins anzuzeigen. Bereits in seinem vielverkauften Buch „Der Gotteswahn“ (dt. 2007) hatte Dawkins auf die „religiöse Indoktrination“ von Kindern hingewiesen, die er bis zu einem gewissen Alter als entscheidungsunfähig darstellt und die religiöse Unterweisung daher sogar analog zur „Kindesmisshandlung“ gesetzt. An genau dieser Stelle schließt sein 2019 im Ullstein Verlag erschienenes Buch „Atheismus für Anfänger“ an, dessen englischer Titel deutlich prägnanter ist: „Outgrowing God. A Beginner´s Guide“, eine Anleitung also, Gott zu entwachsen. Dawkins‘ Zielgruppe sind nicht „Anfänger“, sondern Jugendliche, die anfangen sollen, atheistisch zu denken. Der vermutete junge Leser wird entsprechend konsequent...

Michel Foucault: Die Geständnisse des Fleisches

Michel Foucault (1926-1984) ist eine auch methodisch schillernde Gestalt. Gerne wird er für einen „postmodernen“ Philosophen gehalten, und tatsächlich ist seine These, dass Geschichte sich nicht linear, sondern in Brüchen (ruptures) entwickelt, von geschichtsphilosophischem, antihegelianischem Gehalt und sein Satz, das Subjekt werde verschwinden wie ein Abdruck am Strand, ist von vielen subjektphilosophisch, also im Sinne eines „Todes des Subjektes“, gelesen worden. Doch eigentlich ist er Historiker, der uns mit seiner machtkritischen Arbeit in den Archiven „genealogisch“ über „Errungenschaften“ der Moderne wie das Gefängnis, die psychiatrische Anstalt oder biopolitische Maßnahmen der Regierungen die Fortschrittsbegeisterung gründlich ausgetrieben und damit einen sympathischeren Blick auf...

Nicole Deitelhoff u.a. (Hg.): Mächtige Religion

Das „Begleitbuch zum Funkkolleg Religion Macht Politik“ behandelt interessante aktuelle Themen und reizt zum Weiterlesen. Die Informationen sind zahlreich und korrekt. Das Kolleg erreicht in Begleitzirkeln ein interessiertes, sonst in der kirchlichen Erwachsenenbildung unerreichbares Publikum. Es dient dem sozialen Diskurs auf effektive Weise. Das alles ist ohne Ironie gesagt, es trifft zu. Was jetzt folgt, betrifft die realen Bedingungen, unter denen eine gute Sache existiert und vielleicht auch nur existieren kann. Denn diese gute Sache ist nicht deshalb gut, weil Religion hier nicht schlecht wegkommt, sondern weil sie – ohne vorhandene Missstände zu verschweigen – Religion fair in das Gespräch der Gesellschaft, auf den Markt der Meinungen bringt. Und da gehört sie hin.

Das Funkkolleg...

Jörg Phil Friedrich: Der plausible Gott

Der Unternehmer und Kolumnist Jörg Phil Friedrich (geboren 1965 in Wolgast, Studium der Physik, der Meteorologie und der Philosophie) befasst sich in diesem Buch mit der seit geraumer Zeit wieder vermehrt publizierten Gottesfrage aus nicht-theologischer und in diesem Fall explizit nicht-gläubiger Perspektive. Er will damit „vor allem für Toleranz werben“ (11) mit dem Argument, dass eine religiöse Weltsicht ebenso plausibel sei wie eine atheistische, ganz im Sinn von Kants erkenntnistheoretischem Grunddilemma (das allerdings an keiner Stelle erwähnt wird), dass die Existenz Gottes weder beweisbar noch widerlegbar sei. Dabei versteht der Verfasser sein Vorgehen weniger apologetisch, schon gar nicht in Bezug auf einen christlichen Gottesglauben, als vielmehr fragend. In den – lesenswerten,...

Romy Jaster / Peter Schulte (Hg.): Glaube und Rationalität

Schon der Titel dieser Sammlung von Aufsätzen weist darauf hin, dass Glaube und Rationalität nicht einfach konträre Begriffe sind, sondern, dass Glaube mit der Vernunft gemäßen Mitteln zu betrachten ist. Aus den Texten wird ersichtlich, dass hier eine schon fortgeschrittene Diskussion um die Thematik Theismus – Atheismus fortgeführt wird, in der bereits Thesen und Repliken ausgetauscht wurden. Die Fragestellung wird in der Einleitung dahingehend präzisiert, dass der Begriff „Glaube“ als Zustimmung zu dem Satz „Gott existiert“ und erläuternd „Gott“ als „Höheres Wesen“ verstanden wird, das mit den Bestimmungen „allmächtig, allwissend und allgütig“ ausgestattet ist.

Der Bezugsrahmen und der Anlass der vorliegenden Diskussion sind die Ausführungen Ansgar Beckermanns in seinem Buch „Glaube“,...