Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Philippe Jaccottet: Clarté Notre-Dame

Wenn ein Buch aus dem Französischen trotz meisterhafter Übersetzung eines nicht zufällig preisgekrönten Übersetzerduos (Elisabeth Edl und Wolfgang Matz wurden 1994 Preisträger des Petrarca-Übersetzerpreises) in seiner deutschen Ausgabe den französischen Originaltitel Clarté Notre-Dame beibehält, muss es dafür einen Grund geben, denn so etwas wie Denglisch (eine beinahe selbstverständliche Verwendung des Englischen im deutschen Sprachgebrauch von heute) ist bei dem Französischen weder der Fall noch ist es mit ihm so leicht machbar, nachdem das Englische dem Französischen als Lingua franca der Globalisierung inzwischen klar den Rang abgelaufen hat. Der Grund für die Beibehaltung des Originaltitels kann im Buch liegen oder außerhalb von ihm. Im Buch läge er z.B., wenn der Ausdruck...

Michael Zichy: Die Macht der Menschenbilder

Über Menschenbilder zu räsonieren oder gar eines zu haben, gilt vielen Zeitgenossen als hoffnungslos antiquiert und längst überholt – allenfalls Stoff für salbungsvolle Sonntagsreden. Schon Freud kanzelte (heute: „canceln“) drei anthropologische Großerzählungen als selbstverliebte Allmachtsphantasien der abendländischen Tradition ab: Erstens eine kosmologische Wahnvorstellung, die vermeinte, der Mensch stünde im Zentrum des Weltalls; spätestens Kopernikus belehrte uns eines Besseren. Zum Zweiten destruierten Darwin & Co. die narzisstische Annahme, wir wären die Krone der Schöpfung. Drittens – wie Freud meinte: die empfindlichste Kränkung der menschlichen Eigenliebe – zeigte kein Geringerer als er selbst, dass der sogenannte homo sapiens „nicht einmal Herr im eigenen Hause“ sei, sondern...

Manfred Gailus: Gläubige Zeiten. Religiosität im Dritten Reich

Als sich die Deutschen im Jahr 1945 fragten, wie es zur Katastrophe kommen konnte, da besagte eines der angewandten Narrative, es habe schlicht einen Mangel an rechter Gläubigkeit vor und während des „Dritten Reiches“ gegeben; mit anderen Worten: Wären alle Deutschen gute Christen gewesen, hätten die nationalsozialistischen Verbrechen nie stattfinden können. Die Forschung hat diese Ansichten schon länger zurückgewiesen, insbesondere Olaf Blaschke hat auch auf die christliche Kollaboration aufmerksam gemacht und ihre nähere Analyse eingefordert. Das vorliegende Buch erfüllt diese Forderung nun mit Blick auf ein breites Publikum. Es widerspricht vehement und zu Recht der These, die „Hitlerzeit“ (so der vom Autor verwendete Terminus) sei eine Zeit der Säkularisierung gewesen.

Er legt sein...

Jakob Matthiessen: Tod oder Taufe. Die Kreuzfahrer am Rhein

Mainz, im Sommer des Jahres 1096: Christliche Kreuzfahrer belagern auf ihrem Weg nach Jerusalem die Stadt Mainz und fordern alle Juden zur Taufe auf – falls sie sich weigern, droht ihnen der Tod. Dies ist das Setting der Erzählung, die sich im Wesentlichen auf die Geschehnisse an sechs heißen Junitagen konzentriert und somit äußerst dicht konzipiert ist. Basierend auf historischen Ereignissen während des ersten Kreuzzugs, aber erzählerisch verdichtet und um fiktive Elemente und Figuren ergänzt, legt Jakob Matthiesen hier seinen ersten Roman vor.

Die Schauplätze der Handlung wechseln geschickt und mit Sinn für Spannungsbögen immer wieder zwischen den Geschehnissen im Lager der Kreuzfahrer und den Ereignissen in der Stadt beziehungsweise in der jüdischen Gemeinde und bei ihren christlichen...

Annegret Reese-Schnitker / Daniel Bertram /Dominic Fröhle (Hg.): Gespräche im Religionsunterricht

 

Wenn das Christentum an den Anfang von allem den „Logos“ stellt, liegt es nahe, seiner Lehre eine „Logik“ zugrunde zu legen, die die Grenzen formaler Operationen übersteigt, auf „das Ganze“ zielt und inhaltliche Plausibilitäten erzeugt. Von seinem Beginn an steht daher konsequent die sinnvolle Abfolge von „Logoi“, das Gespräch, im Mittelpunkt christlicher Glaubensunterweisung. Letztere ist im Einklang mit dem Würzburger Synodenbeschluss von 1974 aus dem schulischen Religionsunterricht verschwunden, das Gespräch bleibt für ihn zentral. Dieses als Unterrichtsprinzip zu begründen, es empirisch zu validieren, die verschiedenen Arten zu klassifizieren und erste Schritte in Richtung einer Bewertung von Gesprächen im Hinblick auf ihre Qualität bzw. ihre Dienlichkeit zur Erreichung von...

Marcus Eckert: Classroom Management

Der Begriff des Classroom Managements ist nicht neu. In der Fachliteratur stellt er seit Jahren eine feste Größe dar. Dennoch scheint im schulischen Alltag zumindest der Begriff nicht allzu oft aufzutauchen. Das damit Gemeinte beschäftigt freilich jede Lehrerin und jeden Lehrer, weil es beim Unterrichten auf die eine oder andere Weise immer mitschwingt. So definiert Marcus Eckert Classroom Management als die Gesamtheit der „Aktivitäten zur Gestaltung einer Lernumgebung, die sich günstig auf das curriculare und das sozial-emotionale Lernen auswirken“ (11). Eine gute Lernatmosphäre, ein gutes Klassenklima und eine aktive Mitarbeit aller fördern nachweislich das Lernen – ganz gleich in welchem Fach. Entsprechend fragt das Classroom Management vor und neben aller didaktisch-methodischen...

Maja Dammann / Ute Caspar / Katja Frerks / Christina Kaltenschnee / Maik Zaborowski: Mittleres Management an Schulen

Gilt es nicht gerade in den Schulen, wichtigere Herausforderungen zu meistern als die Einführung eines Mittleren Managements? Ja und Nein. Der Autorinnengruppe des vorliegenden Buches gelingt es, eine neue Perspektive auf die Chancen der Einführung eines Mittleren Managements zu eröffnen. Sie beschreiben, wie durch eine breitere Verteilung von Aufgaben und eine Fokussierung Einzelner auf bestimmte Aufträge Entlastung und Freiraum für Schulleitungen entstehen. Diese kann sich wieder mehr dem System Schule als Ganzem widmen und konzeptionell denken und agieren, die aktuellen Herausforderungen meistern, statt sich im Arbeitsalltag zu verlieren. Lehrkräfte im Mittleren Management werden in dem Buch nicht als Schulleitungsmitglieder gesehen, sondern als Lehrkräfte mit besonderen Aufgaben im...

Bernhard Körner: Gott ist der Rede wert

Der ansprechende, zur Lektüre motivierende Titel beinhaltet die zentrale theologische Frage, warum und inwiefern Gott wirklich der Rede wert ist. Diese Frage nimmt der Autor in seiner differenzierten, kenntnisreichen Darstellung in acht etwa gleich langen Kapiteln in den Blick: Nach einem kurzen Vorwort gibt Bernhard Körner einleitend einen klaren Überblick über die Aspekte, die er in der folgenden Darstellung (Kapitel I – VIII) entfaltet.

Schlaglichtartig (Kapitel I) veranschaulicht Körner, wie Gott in der Biografie und im Denken verschiedener Autoren des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart zur Wirklichkeit wird. Die Infragestellung Gottes (Kapitel II) wird aus unterschiedlichen Perspektiven thematisiert: kosmologisch, evolutionsbiologisch, sprachphilosophisch, hinsichtlich des Leids in...