Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Gerhard Begrich: Numeri

Gerhard Begrich hat in seiner altbewährten Weise, die theologisches Wissen im Blick auf praktisch-seelsorgerliche Anforderungen sorgsam auswählt, im vergangenen Jahr die Übersetzung und Kommentierung eines weiteren Pentateuchbuches, diesmal des Buches Numeri, herausgegeben. Neben den traditionellen Titeln „Numeri“ bzw. „4. Buch Mose“ bietet Begrich auch hier im Untertitel einen eigenen Titelvorschlag an: „zwischen Verzweiflung und Hoffnung“. Damit lässt er schon etwas von dem erkennen, worin er die wesentliche Aussage dieses Buches sieht, das die Wüstenwanderung nach der zentralen Sinai-Episode weiter fortsetzt und dabei den Einzug ins gelobte Land in immer weitere, aus Sicht des Buches unerreichbare Ferne rückt.

Auf folgende alte und neue Übersetzungsgewohnheiten sei aufmerksam gemacht:...

Mirko Breitenstein: Die Benediktiner

Auf knapp 130 Seiten legt Mirko Breitenstein eine konzise und gut lesbare Einführung in die Geschichte der Benediktiner von den Anfängen bis in die Gegenwart vor. Als Ausgangs- und Angelpunkte nimmt der Autor dabei die Benediktsregel und deren Auslegungsgeschichte durch die benediktinischen Gemeinschaften.

Folgerichtig widmet Breitenstein das erste Kapitel der Regel selbst, die er als Norm und Lehrbuch des monastischen Lebens vorstellt. Dargestellt werden die Vorgaben zu Ämtern, Strukturen und Organisation des Klosters, die Wege ins Kloster – Eintritt, Übertritt und Kindesoblation – sowie der typisch benediktinische Wechsel von Gebet und Arbeit. Im Anschluss wendet sich der Autor Benedikt von Nursia zu, dessen Historizität letztlich fraglich bleibt, und erläutert, wie diese Figur etwa im...

Heinrich Wullhorst: Soziallehre 4.0

Unsere Lebenswelt verändert sich. Unsere Arbeitswelt verändert sich. Das Digitale ermöglicht neue Infrastrukturen, neue Geschäftsmodelle und Wertschöpfungsketten. Lebens- und Arbeitswelt werden revolutioniert. So der Ausgangspunkt des Autors Heinrich Wullhorst. Welche Rolle spielt hierbei, in den Welten 4.0, der Mensch; welche Rolle kann der Mensch einnehmen?

Der Verfasser geht in seinem Buch „Soziallehre 4.0“ den aktuellen Fragen und Herausforderungen nach, die sich im Zusammenhang mit dem digitalen Wandel stellen, und lässt dazu Wissenschaft und Politik zu Worte kommen. Lars P. Feld, Thomas Sternberg, Ulrich Hemel und weitere machen sich in kurzen Beiträgen Gedanken darüber, wie wir im digitalen Zeitalter (zwischen)-menschlich bleiben können. Auch diese Beiträge sind für Wullhorst der...

Michel Foucault: Die Geständnisse des Fleisches

Michel Foucault (1926-1984) ist eine auch methodisch schillernde Gestalt. Gerne wird er für einen „postmodernen“ Philosophen gehalten, und tatsächlich ist seine These, dass Geschichte sich nicht linear, sondern in Brüchen (ruptures) entwickelt, von geschichtsphilosophischem, antihegelianischem Gehalt und sein Satz, das Subjekt werde verschwinden wie ein Abdruck am Strand, ist von vielen subjektphilosophisch, also im Sinne eines „Todes des Subjektes“, gelesen worden. Doch eigentlich ist er Historiker, der uns mit seiner machtkritischen Arbeit in den Archiven „genealogisch“ über „Errungenschaften“ der Moderne wie das Gefängnis, die psychiatrische Anstalt oder biopolitische Maßnahmen der Regierungen die Fortschrittsbegeisterung gründlich ausgetrieben und damit einen sympathischeren Blick auf...

Knut Wenzel: Poesie des aufgegebenen Worts

Das Werk eines Fundamentaltheologen und Dogmatikers der Katholischen Theologie – diesen Fachrichtungen ist die Professur Knut Wenzels an der Universität zu Frankfurt zugeordnet – ist gemeinhin ein Kompendium zu philosophisch möglichst stringent begründeten theologischen Theoremen oder Glaubensgewissheiten. Der Titel seines neuen, seit 2019 vorliegenden Buches verweist aber auf eine interdisziplinär ausgreifende Thematik und erzeugt zudem eine erste Irritation mit dem doppeldeutigen Partizip in der Formulierung „des aufgegebenen Worts“: Es beschreibt einerseits die Aufgabe im Sinne der zu erfüllenden Arbeit, Bestimmung oder Pflicht, die mit dem Wort verbunden sein mag, andererseits aber ihr vordergründiges Gegenteil, das resignierte Aufgeben und Fallen- oder Gehenlassen desselben. Eine...

Gerhard Büttner / Larissa Carina Seelbach: Kinder und die großen Antworten

Nach den „großen Fragen“, die in naturwissenschaftlichen wie in theologisch-philosophischen Büchern kindgerecht gestellt und unter Rückgriff auf die wissenschaftlichen Erkenntnisse beantwortet wurden, möchte das vorliegende Buch die theologischen Fragen der „Kinder und die großen Antworten“ der Kirchenlehrer Augustinus, Anselm von Canterbury und Thomas von Aquin, aber auch die Martin Luthers miteinander vermitteln. Ziel ist es, einerseits einen Schatz an Impulsen für die Gemeindearbeit und die Schule zur Verfügung zu stellen und andererseits Generationen miteinander ins Gespräch zu bringen.

Dabei kritisieren die Autoren durchaus, dass in den gängigen kindertheologischen – von der modernen Theologie geprägten – Ansätzen insbesondere zwei Defizite erkennbar seien: Im Dienste einer...

Burkhard Hose: Warum wir aufhören sollten, die Kirche zu retten

Mit seinem neuen Buch wirbt der zeitkritische Würzburger Hochschulpfarrer provokativ „für eine neue Vision des Christseins“. Nicht nur als Priester erfährt und hält er die heutige Kirche für tot. Wider jeglichen Klerikalismus plädiert er für Weltbetroffenheit und Geistesoffenheit. Außerhalb der Mauern der Kirche – gerade im Lebensalltag – gebe es mehr Wahrheiten zu entdecken als die kirchliche durch die Jahrhunderte tradierte „Wahrheit“, beispielhaft gefasst in Dogmen. Kirche ist dann wirklich in der Gegenwart angekommen, wenn sie nicht länger Antworten auf nicht gestellte Fragen gibt, sondern vielmehr auf die tatsächlichen Anliegen und Bedürfnisse heutiger Menschen hört. Auf den Punkt gebracht: eine Kirche, die endlich wieder lebendig ist. Diese Überzeugung spiegelt sich schon in der...

Martin Mosebach: Die 21. Eine Reise ins Land der koptischen Martyrer

Ein bemerkenswerter, aber nur selten thematisierter Aspekt von „Weltoffenheit“ besteht darin, dass die Offenheit gegenüber fremden Einstellungen und Gepflogenheiten häufig umso größer ist, je weiter die betreffende Kultur räumlich oder mental entfernt liegt. So verfolgt der aufgeklärte westliche Tourist mit Neugier und Interesse die Gesänge und Zeremonien der buddhistischen Mönche in dem Bergkloster, an dem er auf seinem Himalaya-Treck vorbeikommt, während er gegebenenfalls im heimischen Umfeld die religiösen Ausdrucksformen seiner christlichen Mitbürger als zu überwindendes Relikt aus der Kindheitsphase der Menschengattung empfindet und dies nach außen bekundet, ohne die Befürchtung hegen zu müssen, der Intoleranz geziehen zu werden. Auch innerhalb christlicher Kreise selbst lässt sich...