Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Gerhard Lohfink: Die wichtigsten Worte Jesu

Den Verfasser kennt man hierzulande. Er stammt aus dem Bistum, viele Seelsorger verfolgten seine Vorträge, kaum eine theologische Handbibliothek ohne eines seiner zahlreichen Bücher. Da erscheint seine neue Veröffentlichung als ein naheliegender Lückenfüller – nach zahlreichen Titeln über Jesus jetzt: dessen wichtigste Sprüche.

Worum geht es? Gesucht wird nach der authentischen Stimme Jesu in den Traditionstexten. Zu dieser Suche bedient der Verfasser sich der Methoden der Literarkritik; doch greift er weitgehend die festgefahrenen Fragen der wissenschaftlichen Vorgeschichte nicht auf, sondern setzt einen wissenschaftlichen Konsens über bekannte Antworten voraus. Diese konfrontiert er direkt mit den biblischen Belegstellen. In 70 Kapitel werden Logien, also in den Evangelien überlieferte...

Benjamin Dahlke / Cornelia Dockter / Aaron Langenfeld (Hg.): Christologie im Horizont pneumatologischer Neuaufbrüche

 

Das Dogma von der Dreifaltigkeit stellt die Grundlage des christlichen Glaubens dar. Dabei ist die Lehre von der Trinität als solcher (trinitas immanens) nur sinnvoll, um die Selbstmitteilung Gottes an uns („ökonomische Trinität“) auszusagen: Die Offenbarung Gottes besteht darin, uns Anteil an seinem dreifaltigen Leben zu geben. Die Menschen bekommen durch das sie in Anspruch nehmende Wort Gottes, das in Jesus Fleisch geworden ist (vgl. Joh 1,14), „im Heiligen Geist Zugang zum Vater“ (vgl. Vat. II, DV 2). Das Wort Gottes wird im Glauben als Wort Gottes erkannt, wobei der Glaube selbst Frucht des Heiligen Geistes ist. Glaube ist nicht Leistung des Menschen, sondern Gabe Gottes.

Den hier nur angedeuteten komplex-komplizierten Zusammenhängen von Christologie und Pneumatologie im Kontext...

Boris Groys: Philosophie der Sorge

Wer sich der „Philosophie der Sorge“ des deutsch-russischen Philosophen und Kunstkritikers Boris Groys widmet, wird in Sphären „hoher Luft“ entführt. In zwölf Kapiteln überfliegt dieser Essay verschiedene Gedankenlandschaften von Nietzsche über Hegel, Foucauld, Kojève, Caillois, Heidegger, Arendt bis Bogdanov. Wie die Aufzählung schon erkennen lässt, sind die Diskurspartner bis auf Hannah Arendt männlich. Und so wundert es nicht, dass die konkrete, überwiegend weibliche Sorgepraxis in Krankenhäusern, Altenheimen und anderen sozialen Einrichtungen nicht in den Blick kommt. Selbst das 10. Kapitel mit der Überschrift „Unter dem Blick der Putzfrau“ wirft keinen Blick auf die Frauen am unteren Sockel der genderhierarchischen Sorgepyramide, sondern beschäftigt sich mit dem Museum als...

Carlo Leget: Wie wir erfüllt leben und gut sterben können

Wer bin ich und was will ich wirklich? Wie gehe ich mit dem Leiden um? Wie kann ich mich verabschieden? Wie schaue ich auf mein Leben zurück? Worauf kann ich hoffen? Hinter diesen Fragen stehen fünf große Lebensthemen: Autonomie, Leiden, Abschied, unerledigte Dinge und Hoffnung. Carlo Leget, seit 2012 Professor an der Universeit voor Humanistiek in Utrecht (Stifungslehrstuhl Palliative Care, finanziert von der Association Hospicezorg Nederland), setzt sich seit Jahren mit ihnen auseinander.

Leget ist von Haus aus katholischer Theologe, er promovierte an der Katholisch-Theologischen Universität in Utrecht mit einer Arbeit zu Thomas von Aquin; dessen Logik und systematische Durchdringung beeinflusst den Aufbau dieses hochinformativen Buches. Leget hat jahrelange Lehrtätigkeit als...

Franz Josef Wetz: Tod, Trauer, Trost

Sicherlich kennen viele den Kalauer: „Kommt ein Skelett zum Arzt, sagt der Arzt: Sie hätten früher kommen sollen!“ Der Mediziner-Witz weist mit makabrem Humor auf die vital unverzichtbare Vorsorgepflicht in körperlichen Belangen hin; für verantwortungsvoll-reifes Menschsein bedarf es darüber hinaus der weisen Vor-Sorge für die geistig-psychischen Perspektiven, vor allem im Blick auf die letzte Wirklichkeit des menschlichen Lebens: auf den eigenen Tod und den Tod der anderen. Diesem Problemkomplex gelten wesentlich Lehre und Veröffentlichungen des Philosophen und Ethikers Franz Josef Wetz (geb. 1958), der, u.a. nach langen Lehrjahren bei O. Marquard in Gießen, jetzt Philosophieprofessor an der Pädagogischen Hochschule in Schwäbisch Gmünd ist. Wetz sieht seine Aufgabe dabei nicht nur im...

Thomas Hürlimann: Der Rote Diamant. Roman

In seinem Roman „Der Rote Diamant“ gelingt dem Autor Thomas Hürlimann ein großes Kunststück. Die fein geschliffenen Facetten fügen sich zu einem hochkarätigen Diamanten der Erzählkunst zusammen. Hürlimann lässt es nur so funkeln: Internatsgeschichte, Klosterhistorie, Kriminalkomödie, Pubertätsstudie und Schelmenroman bilden jeweils eine Fläche des Diamanten. Die Fassung, die den Diamanten einrahmt, ist der vorkonziliare Katholizismus sowohl in Doktrin als auch in religiöser Praxis. Hürlimann zeigt, wie mit dem Untergang des fiktiven Stiftsinternats „Maria Schnee“ und mit dem Tod der uralten österreichischen Kaiserin Zita auch die alte Kirche in den Abwärtsstrudel hineingezogen wird. Das ist die Parabel. Die Fassung verlieren, aber mit Heiterkeit und Melancholie – eine typische Besonderheit...

Wolfgang Beinert / Rosemarie Egger (Hg.): So viel Leid und Gott?

 

Große Fragen sind meist dadurch gekennzeichnet, dass es keine einfachen Antworten gibt. Oder wie es im Vorwort zum Buch heißt: „Fragen, die das Leben immer wieder Glaubenden, Suchenden, Zweifelnden stellt, Glaubensfragen, die uns existenziell bewegen. Darum geht es in diesem Buch.“ (5) Konkret geht es um die Frage nach der Vereinbarkeit von Leid und Gottes Existenz, dem großen Warum des Glaubens. Viel ist bereits dazu geschrieben worden – Traktate in der Philosophie und Theologie, literarische Umsetzungen, die biblische Hiobserzählung und ihre Auslegung.

Die beiden Herausgeber – die Schriftstellerin und Lyrikerin Rosemarie Egger (*1938) sowie Wolfgang Beinert (*1933), ehemaliger Professor für Dogmatik und Priester – wählen einen zweifachen methodischen Zugang mit einem reichen Angebot...

Stefan Seidel: Grenzgänge. Gespräche über das Gottsuchen

Der Theologe, Psychologe und Journalist Stefan Seidel geht davon aus, dass Gott den allermeisten Menschen von heute „schlichtweg abhandengekommen“ sei. Spurenelemente des Glaubens oder auch nur des Staunens, wie sie an den Feiertagen oder im Urlaub aufkommen, sollten darüber nicht hinwegtäuschen. Über diese Annahme ließe sich trefflich disputieren, vermutlich trifft sie zuvorderst auf den spätmodernen, seinen spirituellen Quellen entfremdeten „Westen“ zu. Davon abgesehen lag es für den leitenden Redakteur der Leipziger Wochenzeitung „DER SONNTAG“ nahe, mit Zeitgenossen ins Gespräch zu kommen, die etwas von Gott, von ihren Erfahrungen mit Ihm, zu berichten wissen. Neunzehn Gespräche sind in dem Band versammelt, Glaubensweisen bekannter Persönlichkeiten wie der Autorin Marica Bodrožić, des...