Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Christof Rapp: Metaphysik

Eine Einführung

Das Buch von Christof Rapp liest sich vergnüglich, denn er gebraucht viele moderne Beispiele, die die auf den ersten Blick trockene Materie mit einem Augenzwinkern darstellen. Alle zentralen Begriffe der Metaphysik werden nach einem allgemeinen Einführungskapitel über die klassischen Anfänge bei Platon und Aristoteles systematisch entwickelt. Die zentralen Fragen lauten: Gibt es eine Wirklichkeit außer/ neben oder über der wahrnehmbaren Wirklichkeit? Existieren Zahlen? Was ist das Seiende oder Existenz? Gibt es Nicht-Existierendes? Was sind Eigenschaften von Dingen, was sind Tatsachen? Wie sind materielle Einzeldinge bzw. Substanzen zu bestimmen? Was ist Kausalität? 

Unter das Vergnügen an den unterhaltsamen Beispielen mischt sich bei der fortschreitenden Lektüre jedoch...

Karsten Weber / Thomas Zoglauer: Verbesserte Menschen

Ethische und technik-wissenschaftliche Überlegungen

Im Zentrum dieses lesenswerten Buches steht die physische und psychische Verbesserung des Menschen, das Enhancement. Im ersten Teil präsentiert Karsten Weber einen guten Überblick über die historische Entwicklung des Cyborg-Programms, angefangen von Norbert Wiener (1948) über die bemannte Raumfahrt zu den modernen medizinischen Leistungssteigerungen zur Kompensation physischer Handicaps durch Prothesen, Implantate und Brain Interfaces, d.h. Schnittstellen zwischen Computer und Gehirn, die die vorher genannten mit Gedankenkraft steuern können. Zudem vermittelt Weber einen informativen Überblick über die psychischen Verbesserungsmöglichkeiten des Menschen, die sich im Bereich der psychoaktiven Drogen, aber auch in der Idee der „moralischen...

Philosophie Magazin Sonderausgabe 07: Die Bibel und die Philosophen

Chefredaktion: Catherine Newmark

„Die Bibel und die Philosophen“: Der Titel macht neugierig und lässt einen das Heft erwartungsvoll durchblättern. Das Inhaltsverzeichnis ist vielversprechend angesichts der mit Textausschnitten zitierten Dichter und Denker, so z.B. von Sigmund Freud, Immanuel Kant, Meister Eckart, Hannah Arendt und Umberto Eco. Durchbrochen wird die Sammlung von zitierten Texten durch kurze Beiträge bzw. Interviews zeitgenössischer Vertreterinnen und Vertreter aus Theologie und Philosophie.

Die spannungsvolle Erwartung wird allerdings durch drei Momente getrübt: Die Chefredakteurin Catherine Newmark hat „philosophische Lektüren der Bibel“ zusammengestellt, die das Alte Testament als ungeheuer bezugsreichen Denkraum eröffnen. Dem aufmerksamen Leser könnte hier bereits...

Ulrich Lüke: Als Anfang schuf Gott … den Urknall

Das Bändchen aus der Reihe „3 x 7 Zusagen des Glaubens“ bietet 21 Texte aus dem Themenbereich Theologie – Frömmigkeit – Naturwissenschaft – Kultur und kombiniert sie mit Fotos. Von diesem Format erwartet man keine breit angelegten Studien, sondern pointierte Formulierungen, die nichtsdestoweniger wohl fundiert sein können. An diesem Anspruch gemessen gelingt Ulrich Lüke erstaunlich viel. Er kennt sich aus in der Kosmologie, in der Theologie sowieso, weiß passende Texte einzubeziehen, darunter weniger bekannte Gedichte wie die „Morgenwanderung“ von Emanuel Geibel. Die Fotos, die im Buch ohne jede Erklärung abgedruckt sind, stehen manchmal in erkennbarem Zusammenhang zu den Texten, manchmal erscheinen sie als Dekoration.

Lüke testet Dialogchancen aus, sucht Brückenschläge zwischen...

Karl Kardinal Lehmann: Toleranz und Religionsfreiheit

Die von Jan Assmann angestoßene Debatte, dass der biblische Monotheismus Gewalt evoziere, dreht sich um die Behauptung, dass der Glaube an einen Gott wegen der darin implizierten religiösen Wahrheitsansprüche den Anderen in der Andersheit seiner Religion nicht gelten lassen könne. Schaut man auf die fanatischen IS-Extremisten, welche den Mord an Anders- bzw. Ungläubigen als Gottes-Dienst betrachten, so ist diese These brennend aktuell.

Anders G.E. Lessings Toleranzdrama Nathan der Weise: Im besten aufklärerischen Ansatz versuchte er, den Wahrheitsanspruch der monotheistischen Religionen zu relativieren, denn alle Religionen seien Illusionen und Projektionen. Wenn sie aber „gleich gültig“ sind, so laufen sie Gefahr, in „Gleichgültigkeit“ abzugleiten. Wen wundert es, dass die deutsche...

Zentralrat der Juden in Deutschland / Schweizerischer Israelitischer Gemeindebund (Hg.): „Lehre mich, Ewiger, Deinen Weg“

In den vergangenen 50 Jahren hat sich die Haltung der katholischen Kirche zum Judentum deutlich verändert. Antijüdische Stereotype und Vorurteile in Verkündigung und Religionsunterricht wurden weitgehend überwunden. Vor allem aber hat die Kirche anerkannt, dass der Bund, den Gott am Berge Sinai mit Israel geschlossen hat, niemals aufgehoben wurde. Um es mit den Worten von Papst Franziskus zu sagen: „Gott wirkt weiterhin im Volk des Alten Bundes und lässt einen Wahrheitsschatz entstehen, der aus der Begegnung mit dem göttlichen Wort entspringt. Darum ist es auch eine Bereicherung für die Kirche, wenn sie die Werte des Judentums aufnimmt.“ (Evangelii gaudium, Nr. 249)

Schaut man hingegen in unsere Religionsbücher, so erfährt man zwar einiges über jüdische Feste, Speise- und Schabbatgebote,...

Volker Ladenthin : Zweifeln, nicht verzweifeln!

„Der Islam gehört zu Deutschland.“ Vielleicht hat der Urheber dieses Satzes nicht mit den Auswirkungen und Weiterungen gerechnet, die er ausgelöst hat. Gehört der Islam zu Deutschland? Gehört sein Unterricht an deutsche Schulen? Gehört Religion überhaupt in den öffentlichen Raum einer Gesellschaft? Und überhaupt: Gehört Religion zum Menschen?

Diese Fragenkette benennt der Bonner Erziehungswissenschaftler Volker Ladenthin als Auslöser für seinen Essay, in dem er ein deutliches Plädoyer für die religiöse Dimension alles menschlichen Seins ablegt. Sein Fazit vorweg: Religion gehört zum Menschen, weil der Mensch sich der Dynamik, die Religion ausmacht, gar nicht entziehen kann.

Der Gedankengang in Kürze: Die Konstitution des Menschen sorgt dafür, dass er sich schon immer im Raum des...

Wolfgang Huber: Ethik

In der vorliegenden 320 Seiten starken Publikation geht der ehemalige Ratsvorsitzende der EKD den Grundfragen des Lebens von der Geburt bis zum Tod nach. Jedem der 20 Kapitel ist eine Frage zugeordnet, die an der Erfahrungswirklichkeit der Gegenwart ansetzt und diese vor dem Hintergrund einer christlichen Ethik lebensnah und praktisch reflektiert. Auf einen wissenschaftlichen Handapparat wird verzichtet; ausgewählte Belege und Verweise dienen dem interessierten Leser für eine weiterführende thematische Vertiefung; hinzu kommt ein kompaktes Personen- und Sachregister. Der Verfasser wählt für seine Darstellungen einen sehr ansprechenden, fast schon dialogischen Stil, der der Leserin und dem Leser den Eindruck von Unmittelbarkeit und Offenheit vermittelt. Die jeweiligen Kapitel sind in sich...