Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Carlo Maria Martini: Maria Magdalena

 

Über den Dienst und die Aufgabe der Frau in der Kirche wird heute lebhaft diskutiert. Könnte Maria Magdalena ein Vorbild für unsere Zeit sein? Dieser besonderen Gestalt aus dem Neuen Testament nimmt sich der 2012 verstorbene Kardinal und Mailänder Erzbischof Carlo Maria Martini an. Er porträtiert einfühlsam Maria Magdalena und zeichnet ihr Charisma nach.

aria Magdalena erhebt keine Ansprüche auf Macht oder Geltung. Sie ist erfüllt, ja betört von Gott, von innen her sehnsüchtig nach der Nähe des Herrn. Martini weist darauf hin, dass der Auferstandene ihr zuerst erscheint. Demütig korrigiert er das Frauenbild des Kirchenvaters Ambrosius, der „sehr darauf bedacht ist, dass seine Jungfrauen einen reinen Geist und ein reines Herz haben“. Ambrosius kritisiert Maria Magdalena, die am Grab noch...

Hans-Dieter Mutschler: Was läuft falsch im Christentum?

Beiträge zur Analyse der Krise der Kirchen liegen zuhauf vor. Der Titel des vorliegenden Bandes sticht heraus. Nicht: Was läuft schief in der Kirche? – sondern: Was läuft falsch im Christentum? Hans-Dieter Mutschlers These: Das Handeln Jesu entspringt seinem Sein als wahrer Mensch und wahrer Gott. Es äußert sich in bedingungsloser Liebe. Die aus dem Leben und der Person Jesu abgeleitete Ethik ist, so Mutschler, eine Eliteethik in dem Sinne, dass ihr die Erfahrung gnadenhaften Beschenktseins durch die Liebe Gottes vorausgeht und den durch sie erfüllten Christen befähigt, diese göttliche Liebe durch sich selbst vorbehaltlos anderen zu schenken. Die radikale Christusnachfolge ist nicht für alle, sondern nur für die so Beschenkten. Alle anderen, die, in welcher Weise auch immer, sich dem...

Ludwig Feuerbach: Das Wesen der Religion

Wenn man den in der Evangelischen Verlagsanstalt Leipzig erschienenen Text Ludwig Feuerbachs über „Das Wesen der Religion“ aufschlägt, ist man doch sehr gespannt, wie dieser atheistische Philosoph in einer Buchreihe positioniert wird, die „Große Texte der Christenheit“ vorstellen will. Feuerbach belegt immerhin nach fünf Bänden mit Texten von Luther, Bonhoeffer, Barth, Tillich und Lessing „Platz 6“ dieser offenbar protestantischen Größen gewidmeten Hitliste. Man erwartet Aufklärung vom Vorwort und von der ausführlichen Kommentierung des Herausgebers Georg Neugebauer. Der verweist mit seinem Vorwort aber nur kurz darauf, dass Feuerbach sich auf Luther und Schleiermacher berufe und seine Religionsforschung „unverkennbar auf Grundbegriffen und -motiven der protestantischen Theologie“ aufbaue,...

Claus Arnold / Martin Belz (Hg.): Lebensbilder aus dem Bistum Mainz

Auch im dritten Band der „Lebensbilder aus dem Bistum Mainz“ sind wieder Biographien aus mehr als zwei Jahrhunderten Diözesangeschichte versammelt. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf dem 18. und 19. Jahrhundert. Der Umbruch vom alten Erzsitz zum neuen Bistum Mainz spiegelt sich nicht nur in den Biographien von Gregor Johann Stephan Köhler, Franz Werner und Michael August Ries wider, sondern auch im wissenschaftlichen Lebenswerk von Franz Dumont, dem Historiker der Stadt Mainz und unermüdlichen Erforscher der Mainzer Republik. Die drei Beiträge von Werner Simon zu dem Pastoraltheologen Gregor Köhler, dem Bensheimer Schuldirektor Michael August Ries sowie dem Dieburger Dekan Dominikus Matthäus Joseph Goy lassen neben den „unruhigen Zeiten“ des Übergangs auch einen Blick in die theologische...

Katholische Arbeitnehmer-Bewegung. Diözesanverband Köln: Zur Freiheit berufen

Ein dem Sachbuch „Zur Freiheit berufen“ beleuchten mehrere Autorinnen und Autoren wesentliche Aspekte des „Bedingungslosen Grundeinkommens“ (BGE): In vier Kapiteln wird das Modell der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) vorgestellt und mit den Prinzipien der Katholischen Soziallehre sowie den Menschenrechten abgeglichen. Danach werden die „Zeichen der Zeit“ benannt, die den Protagonisten des christlichen Sozialverbandes Veranlassung zur Initiierung ihres Modells gaben. Ein folgendes Kapitel widmet sich der Kritik und ein weiteres den einzelnen und konkreten Schritten der Umsetzung.

„Garantiertes Grundeinkommen“ heißt für die KAB: „Jede Bürgerin, jeder Bürger … hat bedingungslos einen individuellen gesetzlichen Anspruch auf eine bedingungslose und menschenwürdige Existenzsicherung...

Rudolf Englert: Geht Religion auch ohne Theologie?

Die Theologie ist die erste Bezugswissenschaft des Religionsunterrichts. Dieser Satz galt lange Zeit als Binsenwahrheit. Nicht nur die Themen, Lehrbücher und Materialien sollen dem gegenwärtigen Stand der Theologie entsprechen. Auch die religionspädagogischen Theorien fußen auf Entwürfen der systematischen Theologie. Ohne die Denkansätze von Tillich, Rahner und Schillebeeckx sind etwa die religionspädagogischen Debatten um die Korrelation nicht zu verstehen. Religionsunterricht ohne Theologie scheint unvorstellbar. Denn der christliche Glaube ist kein Sammelsurium unzusammenhängender Behauptungen, Geschichten oder Regeln, sondern bildet ein kohärentes und konsistentes Ganzes, das dem, was sonst noch gewusst und in anderen Fächern gelehrt wird, zumindest nicht widerspricht und das für das...

Gerhard Begrich: Deuteronomium

„Die Vision einer himmlischen Welt“ – einen treffenden Untertitel trägt die von Pfarrer Dr. theol. habil. Gerhard Begrich erstellte und herausgegebene Übersetzung des Buches Deuteronomium, die mit kurzen Erläuterungen abgerundet wird. Dieses schmale, handliche Buch komplettiert Begrichs Neuübersetzung des Pentateuch und lädt ein, das letzte der Fünf Bücher Mose einmal als Ganztext zu lesen und in seiner Gesamtheit wahrzunehmen. Darauf liegt auch schon von den äußeren Faktoren her der Akzent: Der Übersetzung des Buches Deuteronomium (auf den Seiten 7-104) folgen kurze und knappe erläuternde Anmerkungen (auf den Seiten 105-123); damit kommt der Übertragung ein Anteil von ca. 80% zu, den Erläuterungen ein Anteil von ca. 15%.

Dem Rezensenten waren zugegebenermaßen die von Begrich übersetzten...

Ingolf U. Dalferth: Sünde

Mit dem Thema „Sünde“ nimmt sich der evangelische Systematiker Ingolf U. Dalferth des vielleicht anstößigsten und unverständlichsten Kerninhalts christlicher Lehre an. Dass wir alle mehr oder weniger gute und schlechte Seiten haben, dass wir alle auch hier und dort schuldig werden, wird jeder vernünftige Mensch zugeben. Aber dass wir alle in gleicher Weise Sünder sind und unser ganzes Leben von der göttlichen Vergebung abhängt, kann einem modernen Menschen nur als eine monströse religiöse Übertreibung erscheinen.

Der Verfasser schreitet in seiner gründlichen und umfassenden Untersuchung zuerst die verschiedenen theologischen Denktraditionen ab. Seine spannendste These in diesem Zusammenhang liegt in der Gegenüberstellung einer von Thomas von Aquin, aber auch den Reformierten her...