Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Christiane Frey / Uwe Hebekus / David Martyn (Hg.): Säkularisierung

Heinrich Heine schon meinte, das Totenglöckchen für den sterbenden Gott zu hören. „Es ist der alte Jehova selber, der sich zum Tode bereitet“, schrieb er. Und Friedrich Nietzsche sah erstaunt, dass die Menschen immer noch die Kirchen bevölkerten, diese »süßduftenden Höhlen«, die für ihn ja nichts anderes waren als „Grüfte und Grabmäler“ des von ihm totgesagten Gottes. Sie tun es auch heute noch, aber tatsächlich leeren sich die Kirchen zunehmend, zumindest in Europa. Die Religion ist hier seit gut drei Jahrhunderten auf dem Rückzug und einflussreiche Philosophen, Soziologen, Psychoanalytiker und Literaten sitzen am Krankenbett dieses Gottes, eifrig bemüht, Sterbehilfe zu leisten und den Prozess der Säkularisierung immer weiter voranzutreiben, also die Verdrängung der Religion aus der...

Mattȃ Al-Maskȋn: Die Erfahrung Gottes im Leben des Gebets

Das vorliegende Buch verdankt sich einer ganzen Reihe „göttlicher Zufälle“. Bevor der Verfasser Mattȃ Al-Maskȋn (1919-2006) – damals noch mit Namen Yusuf Iskander – 1948 seine Apotheke verkaufte, das Geld den Armen schenkte und Kairo verließ, um in einem entlegenen Wüstenkloster koptisch-orthodoxer Mönch zu werden, nahm er noch Abschied von einem guten Freund. Dieser gab ihm ein maschinengeschriebenes Manuskript von 122 Seiten mit auf den Weg, welches er von einem englischen Jerusalem-Pilger erhalten hatte. Yusuf nahm es zusammen mit der Heiligen Schrift zunächst ungeöffnet mit in seine Einsamkeit und entdeckte dort bald den Reichtum der Notizen, die vor allem aus Väterzitaten der orthodoxen Tradition Russlands bestanden. Das „einzige Erbe aus der Welt“ (366) wird für Mattȃ Al-Maskȋn zur...

Michel de Certeau: Täglich aufbrechen zu den anderen …

Wer in Gott eintaucht, taucht beim Nächsten auf – und wer sich wirklich auf den Anderen und Fremden als Nächsten einlässt, ist schon von Gott ergriffen. Diese mystisch-politische Grunddynamik des biblischen Hauptgebotes spiegelt sich vielfarbig in Glaubensbiografien, bisweilen gar abbildlich in deren Lebenshälften. Dass z.B. der jetzige Papst sich derart politisch und ökologisch äußert, dass es die verbürgerlichten Kirchen Deutschlands eher verschreckt als ermutigt, hat tiefe Quellen in seiner ignatianischen Prägung und jesuitischen Geschichte: Die stets höhere Ehrung Gottes und das Wohl der Erde gehören zusammen. Auch im Leben und Wirken seines Ordensbruders Michel de Certeau (1925-1986), einem der Lieblingstheologen von Papst Franziskus, zeigt sich diese Spannung von Gottes- und...

Marcus Damm: „Gar nichts muss ich!“ Mit narzisstischen Schülern kompetent umgehen

Marcus Damm verspricht im Titel, dass man aus seinem Buch lernen kann „mit narzisstischen Schülern kompetent“ umzugehen. Doch das erste Kapitel seines Buches beschreibt alle Persönlichkeitsstörungen, wobei sich der Autor auf bekannte Werke von Lelord und Oldham-Morris beruft. In einem zweiten Kapitel referiert er aus der Literatur fünf grundlegende Strategien, Schwierigkeiten zu begegnen, die sich im Umgang mit Lernenden zeigen. Erst im dritten Kapitel entwickelt Damm eine „Psychologie der narzisstischen Schülerpersönlichkeit“, und es ist auch nur dieses dritte Kapitel, in dem es vorwiegend um „Narzissmus“ geht. Die weiteren Kapitel geben Anleitungen zum Beziehungsaufbau im Klassenraum, zur Problemklärung, zur Pflege erarbeiteter Lösungen und zur Selbsterkenntnis der Lehrperson.

In den...

Beate Großklaus / Matthias Imkampe: Oberstufe Religion. Kirche plus

 

Wenn heute über Kirche gesprochen wird, so ist längst nicht mehr klar, welche Kirche damit gemeint ist. Warum ist das so? Das 21. Jahrhundert hat die Entwicklung einer Vielzahl von eigenständigen Kirchen, vor allem im evangelikalen Bereich, erlebt. Dabei stellt sich die Frage, was die die katholische und apostolische Kirche als Alleinstellungsmerkmale besonders auszeichnet. Dazu sind viele Unterrichtsmaterialien erschienen. In ihnen wurden klassische Themen dazu aufgegriffen und anhand von Beispielen entwickelt. Dabei ist das Themenfeld jedoch so umfangreich, dass es mit viel Aufwand verbunden ist, die zentralen Elemente eines Kirchenbildes und dessen Bedeutung für Christen und Nichtchristen zusammenzustellen.

Der Band „Oberstufe Religion“ mit dem Titel „Kirche plus“ setzt eine solche...

Jasmin Groß / Doris Hohmann / Andreas Nicht: Stark in Religion 9/10

Mit dem vorliegenden Lern- und Arbeitsheft 9/10 vervollständigen die Verlage Calwer und Westermann ihre neue gemeinsame Reihe „Stark in Religion“. Als Arbeitsmaterial für den evangelischen Religionsunterricht in der Sekundarstufe I konzipiert, soll das Heft eigenständiges Lernen unterstützen. In 7 Kapiteln werden zentrale Themen des Religionsunterrichtes (Selbstreflexion, Menschenwürde, Gott, Jesus, Bibel, Kirche, andere Religionen) lebensnah und anschaulich präsentiert. Eine Anfangsseite mit Bildern oder Zitaten stimmt jeweils in das Thema des Kapitels ein. Auf den nachfolgenden Seiten finden sich dann kurze Texte, Abbildungen und Aufgaben zu einzelnen Aspekten des Kapitelthemas. Dabei werden zahlreiche lebensweltliche Bezüge für Jugendliche hergestellt.

Alle Aufgaben sind mit Symbolen...

Notger Slenczka: Theologie der reformatorischen Bekenntnisschriften

Evangelische Theologie reserviert das Wort „Dogma“ in der Regel für die großen altkirchlichen Lehrentscheidungen und fasst die normativen und konfessionsgründenden Texte des 16. und ggf. späterer Jahrhunderte als „Bekenntnisse“. Lutheraner folgen dabei dem Ideal des einheitlichen Bekenntnisstandes („una doctrina“), die reformierte Bekenntnisbildung betont, dass Bekenntnis situativ erfolgt und unter Änderungsvorbehalt steht („ecclesia semper reformanda“). Eine Theologie der Bekenntnisschriften gehört in beiden Traditionen zu den Großwerken konfessioneller Selbstverortung und -vergewisserung, weil sie nie nur Historisches zu den Bekenntnistexten liefert, sondern Angebote zu ihrem Verständnis und zu ihrem Stellenwert in der jeweils gegenwärtigen Debatte unterbreitet.

Von diesem Buch gilt das...

Hermann Stinglhammer / Bernhard Kirchgessner (Hg.): Einführung in das Christentum – für heute

Die beiden Herausgeber legen mit „Der Glaube an Gott“ den ersten eines auf drei Bände konzipierten Glaubenskurses vor. Am Apostolischen Glaubensbekenntnis orientiert, sind sie Joseph Ratzingers Buch „Einführung in das Christentum“ verpflichtet, wollen heutigen Adressaten die grundlegenden Inhalte des Glaubens aus unterschiedlichen Perspektiven vermitteln. Sie werden in sechs interessanten Kapiteln als Beiträge verschiedener Autoren klar und übersichtlich dargestellt.

Noch vor ihren Ausführungen steht das Gespräch der beiden Herausgeber mit dem Passauer Bischof Stefan Oster: „Ich glaube, wir glauben“ (13-33): Glaube ist als ein personales Verhältnis zu Jesus Christus zu verstehen, in dessen Heiligem Geist der Einzelne gemeinsam mit anderen in der Beziehung zu Gott, dem Vater, leben kann.

...