Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Patrick Roth: Gottesquartett

Patrick Roth, geboren 1953 in Freiburg, ist den Lesern religiös inspirierter Gegenwartsliteratur durch die Novellen seiner Christustrilogie und das Hauptwerk „Sunrise. Das Buch Joseph“ längst bekannt, literarisch interessierten Cineasten durch „Starlite Terrace“, „Meine Reise zu Chaplin“ und „Die amerikanische Fahrt“. In allen Werken verweben sich vier Jahrzehnte biographischer Erfahrungen an den Filmsets von Hollywood, Settings und Personen des Neuen und Alten Testamentes sowie authentische Traumbilder zu schillernden Mustern eines solitären Oeuvres, in dem eine drehbuchartige Dynamik unmittelbar in ihren Bann zieht.

In „Gottesquartett“ ereignet sich die Rahmenerzählung an vier Tagen, die die einzelnen Hauptkapitel jeweils genesisartig überschreiben: „Erster Tag“, „Zweiter Tag“, „Dritter...

Peter Jentzmik: Der Blick aus dem Fenster

 

Wer während der Corona-Pandemie des Öfteren am Fenster stand, hat an dieser „Schwelle“ wohl eher die von außen kommende Bedrohung und die sich von innen her breitmachende Beklemmung empfunden als über jene darin erfahrenen existentiellen Dimensionen nachgedacht, die Joseph von Eichendorff in seinen Werken beschreibt. Seine Dichtungen sprechen von „Sehnsucht“ und „Geborgenheit“, und immer wieder taucht dabei das Motiv des Fensters auf, wie Peter Jentzmik in seiner schönen Abhandlung über den großen Dichter herausstellt. So auch in dem berühmten Gedicht „Es schienen so golden die Sterne, / Am Fenster ich einsam stand / Und hörte aus weiter Ferne / Ein Posthorn im stillen Land. / Das Herz mir im Leib entbrennte, / Da hab ich mir heimlich gedacht: / Ach, wer da mitreisen könnte / In der...

Georg Langenhorst: „In welchem Wort wird unser Heimweh wohnen?"

Einer Anekdote zufolge habe der berühmte liberale Theologe Adolf von Harnack beim Einrichten einer Bibliothek gesagt: „Die Dogmatik stellen wir zur schönen Literatur." Was im 19. Jahrhundert irritierend wirken musste, ist vor dem Hintergrund einer säkularisierten Moderne und einer selbstkritischen Theologie plausibler geworden. Die Annäherung von Theologie und Literatur hat Forschungsschwerpunkte mit eigenen Periodika, Sammelbänden und einem gewaltigen Ausstoß an einschlägiger Literatur hervorgebracht. Zu den prominentesten Autoren in dieser Grenzregion gehört der Augsburger Religionspädagoge (und nebenberufliche Krimiautor) Georg Langenhorst, der in der vorliegenden Veröffentlichung eine Zwischenbilanz dieser Forschungen zieht und die deutschsprachige Gegenwartsliteratur auf religiöse...

Mehr Demokratie e.V. / BürgerBegehren Klimaschutz e.V. (Hg.): Handbuch Klimaschutz

Dieses Handbuch ist anders – nicht nur in der Größe A4, sondern in der klaren Ausrichtung und konkreten Umsetzung. Die Stimmen der neun Wissenschaftler zu Beginn wecken eine hohe Erwartung an Solidität der Information. Auftraggeber ist „Mehr Demokratie e.V.“, Projektträger das „Bürgerbegehren Klimaschutz e.V.“

Grafiken zu Klima, dem Handeln der Menschen und der Dynamik des Klimawandels geben einen ersten Überblick. Eine Zusammenfassung rundet den Einstieg ab. Fußnoten und wissenschaftliche Hintergrundinformationen wurden ins Internet ausgelagert https://handbuch-klimaschutz.de. Fragekästen am Ende jedes Kapitels regen zum Dialog über die jeweilige Lösung an. Wer noch daran zweifelt, dass eine ambitionierte Klimapolitik der Imperativ für dieses Jahrzehnt ist, profitiert besonders von der...

Roland Knillmann / Michael Reitemeyer (Hg.): Menschliche Gesellschaft 4.0

 

Eine Welt, in der die Digitalisierung alles und der Mensch nichts mehr selbst bestimmen muss, schildern Knillmann und Reitemeyer direkt zu Beginn; dabei bedienen sie sich eines Auszuges aus QualityLand, dem Buch von Marc-Uwe Kling, das eine dystopische Welt aufzeigt. Die Herausgeber des Sammelbandes betrachten dies als Warnung und nehmen daher die menschliche Gesellschaft 4.0 in den Blick. Grundlage für die im Buch enthaltenen Aufsätze ist eine Fachtagung, die im Juli 2019 vom Caritasverband für die Diözese Osnabrück e. V. und dem Ludwig-Windhorst-Haus, der Katholischen Sozialen Akademie des Bistums Osnabrück, initiiert wurde. Dabei sollte das Zentrum der Tagung (und damit des Buches) die Frage sein, wie Christen mit den digitalen Perspektiven umgehen und sich hierzu beraten lassen. Vier...

Die konvivialistische Internationale: Das zweite konvivialistische Manifest

Den Begriff „Konvivialität“ hat der Philosoph und vormalige Jesuit Ivan Illich in den Siebzigerjahren des vorigen Jahrhunderts im Zusammenhang mit seiner Technikkritik geprägt. Er führt damit ein Bewertungskriterium für technologische Errungenschaften ein: Sie dürfen ein Gemeinwesen nicht systematisch überfordern, die Souveränität der Gesellschaft gegenüber der Technik nicht gefährden. Genau in diesem Sinne wurde der Begriff in den letzten Jahren, vor allem im Zusammenhang der Degrowth-Bewegung, wiederentdeckt und entscheidend weiterentwickelt. Andrea Vetter zum Beispiel arbeitet in ihrer ebenfalls im transcript Verlag erschienenen Dissertation („Konviviale Technik“) eine entsprechende Kriteriologie aus: Beziehungsqualität, Verbundenheit mit allem Lebendigen, Zugänglichkeit,...

Jürgen Moltmann: Auferstanden in das ewige Leben

Michel de Montaigne hat 1580 in einem bekannten Essay über den Tod nachgedacht. Philosophieren heiße, so der Denker, sterben lernen. Verschafft die Philosophie eine Art geistigen Schutz gegenüber der Angst vor dem Tod? Der christliche Glaube lädt ein, der Hoffnung zu vertrauen, die über den Tod hinausreicht. Dennoch muten viele Worte über das ewige Leben schal an. Oft schenkt die theologisch versierte Rede den Hinterbliebenen nur wenig Trost.

Über Hoffnung hat der evangelische Theologe Jürgen Moltmann oft nachgedacht. Abstrakt und schwerblütig, wie aus einem Oberseminar, klingt die Frage: „Gibt es ein Leben nach dem Tod?“ Behutsam wie eindringlich präzisiert Moltmann darum: „Nachfrage: Nach wessen Tod?“ So grenzt er sich von der philosophischen Denkweise ab, die zu einer gewissen...

Sibylle Lewitscharoff / Heiko Michael Hartmann: Warten auf. Gericht und Erlösung: Poetischer Streit im Jenseits

„Unser keiner lebt sich selbst, und niemand stirbt sich selber.“ Der dezidierte Vers aus dem Römerbrief (14,7) steht am Eingang dieses Dialogbuches, und man darf in ihm einen Schlüssel sehen für alles, was folgt. Denn bekanntermaßen sind Leben und Tod, Zeit und Ewigkeit, Leib und Seele, sicherlich auch Schuld und Sühne samt der Idee der Gerechtigkeit irdisch inkommensurabel. Nur die Zusatzannahme Gott eröffnet eine Dimension, die auf eine Aufhebung dieser Gegensätze, auf ihre Versöhnung hoffen lässt. Die christliche Kunde von der Trinität wagt sich hier weit voran, wenn sie davon spricht, dass Gott „in“ Jesus Christus Mensch wurde; dass in Jesu Auferstehung der garstige Todesgraben zu einem Hoffnungszeichen wurde. Christen halten an dieser Kunde fest, daran, dass sie nach diesem Leben der ...