Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Wolfgang Baum: Wie kommt Gott ins Denken?

Als Handreichung zu Prüfungszwecken gedacht, legt Wolfgang Baum unter der Perspektive des Verhältnisses zwischen Denken und Glauben ein Kompendium des Gottdenkens von der Antike bis zur Gegenwart vor. Der Autor richtet sich an einen größeren Leserkreis, der sich mit dem philosophischen Hintergrund des christlichen Glaubens beschäftigen möchte. Baums historische Tour d’Horizon hat zudem ein existentielles Motiv. Der Überblick dient einer zeitgemäßen Metaphysik. Diese ist notwendig, wenn man an dem Bekenntnis zum biblischen Gott festhalten will.

Nach kurzen einleitenden Ausführungen zu den Anfängen und zur Bedeutung der Schrift (I) bildet beim Gang durch die Antike der Wechsel zwischen einer idealistischen und einer realistischen Denkweise den roten Faden (II). Danach (III) steht das von...

Christian Lehnert (Hg.): Heiligenlegenden

Die „Legenda Aurea“ bezeichnet der Lyriker und Theologe Christian Lehnert zu Recht als die „wichtigste europäische Sammlung von Heiligenlegenden, die sich in Kunst und Mentalität einschrieb wie ein genetischer Code“ (139). Für das vorliegende Buch hat er eine eigenwillige Auswahl von dreiundzwanzig bekannten und weniger bekannten Heiligenviten getroffen und sie (zum Teil stark) gekürzt (7-121). Die „Anmerkungen und Erläuterungen“ (123-138) geben knappe Informationen zu Heiligen. Der in der Insel-Bücherei erschienene Band ist mit zwölf eindrücklichen Bildern von Michael Triegel angereichert (leider ohne Titel und Jahr) und wird besonders bibliophile Leserinnen und Leser ansprechen. Und die dürften, ebenso wie andere mit der Gattung Legende wenig Vertraute, über die Verachtung von Leib und...

Perry Schmidt-Leukel: Das himmlische Geflecht. Buddhismus und Christentum – ein anderer Vergleich

Perry Schmidt-Leukel ist Professor für Religionswissenschaft und interkulturelle Theologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Er ist Autor zahlreicher Werke zur Theologie der Religionen und Experte für Buddhismus und Christentum. Im Jahr 2015 hielt er an der Universität Glasgow (Schottland) als erster Deutscher seit fünfundzwanzig Jahren die international renommierten Gifford Lectures und zählt zu den bedeutendsten Religionswissenschaftlern und Theologen der Gegenwart.

Das von Perry Schmidt-Leukel vorgelegte Werk „Das himmlische Geflecht.

Buddhismus und Christentum – ein anderer Vergleich" ist eine anspruchsvolle religionstheologische Anwendung des von ihm entwickelten neuartigen Ansatzes der „fraktalen Interpretation“ religiöser Vielfalt, die von ihm als Antwort auf die...

Klaus von Stosch: Einführung in die Komparative Theologie

Die Komparative Theologie ist eine im englischen Sprachraum von Theologen wie David B. Burell und dem Jesuiten Francis X. Clooney entwickelte Methode des theologischen Religionsvergleichs. Besonders Ulrich Winkler und Klaus von Stosch haben diese Methode im deutschen Sprachraum in den letzten 10 bis 15 Jahren bekannt gemacht, auch wenn es die Sache bereits avant la lettre gab. Die Komparative Theologie bedient sich dabei auch der vergleichenden Religionswissenschaft, versteht sich aber dezidiert als bekenntnisgebundene theologische Disziplin. Sie ist eine Form der Theologie der Religionen, will aber bewusst religionstheologische Metadebatten und Makromodelle wie Exklusivismus, Inklusivismus und Pluralismus hinter sich lassen, weil diese der Komplexität und inneren Vielfalt der Religionen...

Merdan Güneç / Andreas Kubik / Georg Steins (Hg.): Macht im interreligiösen Dialog

Die Frage der Macht in religiösen Kontexten ist gegenwärtig hochaktuell. Der reale Machtverlust der beiden Großkirchen in vielen europäischen Gesellschaften auf Grund diverser Faktoren auf der einen Seite und die machtvolle Zunahme von Extremismen, auch religiöser, in einigen Teilen der Welt auf der anderen Seite beschreiben sehr verkürzt das Feld. Dazu kommt die Forderung vieler katholischer Gläubiger, mehr Einfluss und Macht in ihrer Kirche zu bekommen (Stichwort: Synodaler Weg) im Sinne einer gleichberechtigten Partizipation, so dass eine Egalität zwischen Klerikern und sogenannten Laien hergestellt wird.

Es war nur eine Frage der Zeit, dass die Machtfrage im Bereich des interreligiösen Dialogs auch gestellt wird, zumal sie schon seit längerer Zeit virulent immer mitlief, wenn ein...

Wolfgang Reinbold: Koran und Bibel. Ein synoptisches Textbuch für die Praxis

Wolfgang Reinbold, apl. Professor an der Fakultät für evangelische Theologie der Universität Göttingen, hat beim renommierten Vandenhoeck & Ruprecht Verlag ein inhaltsstarkes – und mit 966 Seiten und einem Gewicht von mehr als 1700 Gramm sehr voluminöses – „synoptisches Textbuch für die Praxis“ vorgelegt. Daher sollen sowohl der Inhalt als auch die Praxistauglichkeit des Buches besprochen werden, wobei sich ein Vergleich mit den üblichen Synopsen biblischer und koranischer Texte anbietet, die sich in der Praxis gut bewährt haben. Hierzu greife ich auf das beim Katholischen Bibelwerk 2007 in zweiter Auflage erschienene Textbuch „Von Adam bis Muhammad: Bibel und Koran im Vergleich“ von Stefan J. Wimmer und Stephan Leimgruber zurück.

Während Wimmer/Leimgruber thematisch geordnete Texte aus...

Julia Enxing: Und Gott sah, dass es schlecht war

Wer Wokeness und Gendersternchen, Tierrechtsdebatten und Veganismus, Befindlichkeits- und Vulnerabilitätsdiskurse für Bubble-Themen einer linksliberalen und sehr deutsch-gesinnungsethisch gestimmten Elite von Besserverdienenden hält, wird sich bei der Lektüre dieses Buches mächtig aufregen – zumal dann, wenn „die Gefahr besteht“, dass die damit verbundenen Anliegen in das Mindset von Kirche und Christentum aufgenommen werden könnten. Denn Julia Enxing, Professorin für Systematische Theologie an der TU Dresden, hat sich genau das zum Ziel gesetzt. Auf der Linie der Enzyklika Laudato Si entwirft sie Konturen einer aus Bibel und sensibler Alltagswahrnehmung gespeisten Schöpfungsspiritualität und plädiert für die Installierung einer „speziesübergreifenden Verantwortungsgemeinschaft“, die...

Joachim Negel: Das Virus und der liebe Gott

 

Die Sprachlosigkeit angesichts der Corona-Pandemiekrise mit der auf die Spitze getriebenen Gottesfrage will der Autor ein wenig unterlaufen. In der Anamnese (I.) schließt sich der kurzen Situationsbeschreibung das als Überleitung fungierende erste Intermezzo an. Sechs spannende literarische Beispiele zeigen, wie Menschen in verschiedenen historischen und sozialen Situationen existentiell mit einer Seuche umgehen. Die Diagnose (II.) der heutigen Situation geschieht mittels zwölf biblischer Urgedanken. Exemplarisch seien im Folgenden einige wichtige Aspekte aus den sinnvoll miteinander verknüpften, komplexen, spannenden Abschnitten genannt.

Angesichts der Endlichkeit des Lebens wäre eine an Jesus orientierte Selbstrelativierung im Vertrauen zu Gott entlastend. Gott setzt sich als der...