Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Frank van der Velden: Narrative religiöser Diversität aus dem Nahen Osten und Nordafrika

Der Begriff „Narrativ“ hat Konjunktur. Die Suche über Google findet ihn in über 600 aktuellen Nachrichten. Zu den Narrativen gehören die Selbsterzählungen, durch die ein Kollektiv ein Bild von sich selbst entwirft. Frank van der Velden übernimmt von dem amerikanischen Historiker Hayden White (1928-2018) den Begriff des „Chronotope“, den der russische Literaturwissenschaftler Michail Bachtin (1895-1975) in die Erzähltheorie eingeführt hat, um zum Ausdruck zu bringen, dass in einer Erzählung Ort und Zeit nicht unabhängige, objektive Kategorien sind, sondern die Zeit durch den Raum gegliedert und der Raum durch die Zeit mit Sinn erfüllt wird. Wie durch Rückprojektion die Selbsteinordnung eines Kollektivs in Form einer Vorgeschichte zum Ausdruck kommt, kann anhand des „Chronotope“ der...

Elisa Klapheck: Zur politischen Theologie des Judentums

Elisa Klapheck lehrt an der Universität Paderborn; sie gibt die Buchreihe „Machloket“ heraus, in der Streitschriften zu gesellschaftspolitischen Fragen erscheinen, und sie ist Rabbinerin in Frankfurt und gehört dort dem „egalitären Minjan“ an. „Minjan“ ist die Zehnzahl, die im Judentum erforderlich ist, um eine Gemeinde zu bilden, „egalitär“ bezieht sich darauf, dass in liberalen Gemeinden nicht nur die Männer, sondern auch die Frauen gezählt werden. Weiter möchte ich auf Klaphecks Position in innerjüdischen Debatten nicht eingehen und auch nicht die sieben Aufsätze der Reihe nach wiedergeben, sondern mich auf Kerngedanken konzentrieren, die im Buch wiederholt auftauchen und die mir besonders aufschlussreich erscheinen.

Rehabilitation Kains: „Da wandte sich der Ewige zu Abel und seinem...

Klaas Huizing: Lebenslehre. Eine Theologie für das 21. Jahrhundert

Schon der Titel bläst die Backen auf: Eine Theologie für Gegenwart und Zukunft, ein Buch, das die Unterscheidung zwischen Sach- und Fachbuch nicht gelten lässt und auf die Bereitschaft eines breiten Publikums aus dem lesenden Bildungsbürgertum setzt, sich beim Lesen anzustrengen – so wie sich die Studenten anstrengen mussten, denen die Inhalte des Buches in Vorlesungen präsentiert wurden. Wie wird der pralle Anspruch eingelöst?

Klaas Huizing, systematischer Theologe in Würzburg, stellt in großem Gestus die traditionelle evangelische systematische Theologie – das ist Luther, gestützt auf Paulus und Augustinus, vertreten durch Karl Barth – vom Kopf auf die Füße. Ihn interessiert nicht die Zergliederung der offenbarungstheologischen Herkunft, sondern die Ankunft der „Lebenslehre“ im...

Wolfgang Beinert: Dem Ursprung Zukunft geben

Nichts ist spannender als das Leben. Wer aber eine Autobiographie von über 600 Seiten publiziert, muss nicht nur das Leben kennen, er muss es auch noch beschreiben können. Vor allem darf er nicht an Minderwertigkeitskomplexen leiden. Er muss schon wissen, wer er ist, was er kann und vor allem: dass er etwas zu sagen hat.

Und in der Tat: Wolfgang Beinert, Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte, der von 1978 bis zu seiner Emeritierung 1998 an der Universität Regensburg lehrte, hat etwas zu sagen und vermag das, was er zu sagen hat, geistreich und spannend, gewürzt mit zahlreichen zeit- und kirchenkritischen Durchblicken, aber auch mit viel Humor und Selbstironie darzubieten.

Dem Autor geht es um die Botschaft Jesu. Diese verweist auf den Ursprung von allem, auf Gott. Er allein gibt...

Peter Sloterdijk: Wer noch kein Grau gedacht hat

Wie immer spritzig und ungemein belesen, um keine Pointe verlegen und des Öfteren eine zu viel – aber Idee und Durchführung sind originell und anregend: Just jene Farbe bzw. Nichtfarbe ist Thema, die gemeinhin als eher überflüssig, störend oder banal gilt wie eben der berüchtigte graue Alltag. Erfrischend Neues kommt zu Tage – z.B. die „Enthierarchisierung und Entsymbolisierung“ im Farbenreich nach der Aufklärung: das göttlich-mystische Weiß als Ineinsfall aller Farben und Gegensätze wird entthront z.B., jede Farbe hat pluralistisch ihr Eigenrecht, und bunt soll es zugehen. Zu Tage tritt zudem, dass die gemischte Ein-Faltung aller prismatischen Farben nicht Weiß ergibt, sondern – Grau. Mit Platons Höhlengleichnis, Hegels Eule der Minerva und Heidegger kommen drei Stationen in den Blick,...

Josef Seifert: Erkenntnis des Vollkommenen. Wege der Vernunft zu Gott

Für einflussreiche aktuelle Strömungen der Theologie ist Gott in absoluter Transzendenz verborgen und damit unerkennbar. Kant, auf dessen Erkenntnistheorie sich diese Richtung beruft, hat mit seinem Subjektivismus, nach dem Erkenntnis erst durch das gebildet wird, was die im Menschen angelegten Anschauungs- und Denkformen an das sinnlich Wahrgenommene herantragen, scheinbar jeder Metaphysik den Boden entzogen. Die Konsequenz ist entweder ein blinder Sprung in den Glauben oder ein radikaler Agnostizismus, von dem es nur ein kleiner Schritt zum Atheismus ist, der Kants Subjektivismus radikalisiert und in Gott eine Erfindung des Menschen zur Selbsttröstung sieht, wie etwa bei Feuerbach.

Das ist die Ausgangslage, an der diese Schrift von Josef Seifert (geb. 1945) ansetzt. Der katholische...

Bernd Schröder: Religion unterrichten

Der gesellschaftliche Wandel der Bedeutung von Kirche und Religion ist unbestritten; dabei hat sich der Religionsunterricht als letzte Kontaktstelle herauskristallisiert, in dem Kinder und Jugendliche zur Auseinandersetzung mit religiösen Fragen herausgefordert werden. Entsprechend ist es bedeutsam, diesen Unterricht gehaltvoll und ertragreich zu gestalten, was ein hohes, vielfältiges Können der Lehrkräfte erfordert.

Die Zielgruppe des vorliegenden Werkes sind Studierende, Pfarrerinnen und Pfarrer sowie andere Personen, die im Kontext Kirche arbeiten und (zum ersten Mal) Religionsunterricht erteilen sollen. Das Buch gliedert sich in acht große Kapitel, mit unterschiedlichem Umfang: Situation, Update – aktuelle Ansätze, Essentials, Anregungen für die Praxis, „Goldene Regeln“, besondere...

Bistum Aachen / Urs Schiller (Hg.): Lebe!

Das Buch „Lebe! Das Abenteuer einer Freundschaft mit Gott und den Menschen für eine Kirche von morgen“ richtet an junge Menschen die Frage: „Wenn – wie durch ein Wunder – die Kirche morgen so wäre, wie du sie dir wünschst, wie wäre sie dann?“ Jugendliche in Schule oder Gemeinde sind eingeladen, sich mittels des reichhaltig dargebotenen Materials selbst auf die Suche nach der Beantwortung und zur Begegnung mit sich selbst, den Nächsten und Gott zu begeben.

Das Angebot dieses Buches umfasst Erfahrungsberichte verschiedener Autorinnen und Autoren: „Ich-xperimente“, „Reizworte“ und „Bildimpulse“. Das Material ist in drei thematische Schwerpunkte geordnet: „Geschichten aus dem Leben und der Fantasie“, „Theologische Perspektiven: Unsere Hoffnungen für eine Kirche von morgen“ und „Pastorale und...