Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Ludger Schwienhorst-Schönberger: Der eine Gott und die Götter

In 107 kurzen Texten von je 1,5 bis 2,5 Seiten durchschreitet der emeritierte Wiener Alttestamentler Ludger Schwienhorst-Schönberger die Religions- und Theologiegeschichte Israels. Die ersten 15 Texte beschäftigen sich eher grundlegend mit „Religionsgeschichtlichen Vorgaben“ und der „Herkunft JHWHs“. Danach orientieren sich die übergreifenden Abschnitte an den Epochen der Geschichte Israels, von der „Frühstaatlichen Zeit (10. Jh. v. Chr.)“ bis zur Rückkehr aus dem Exil („Heimkehr und Sammlung“, ohne konkrete Zeitangabe). Die Texte wurden ursprünglich für die Zeitschrift „Christ in der Gegenwart“ verfasst und können jeweils für sich gelesen werden. In der Fokussierung auf die jeweilige Fragestellung ist das hilfreich. In der fortlaufenden Lektüre bleiben die Übergänge zwischen den einzelnen...

Heinz-Dieter Neef: Das Richterbuch heute lesen

„Vor kurzem las ich die Charakterisierung dieses Buches als ‚Abschlachtungsbuch‘.“ Gegen diese Bezeichnung und Bewertung wehrt sich der Autor Heinz-Dieter Neef, gleichwohl er die Gewaltthematik im Richterbuch (und in vielen anderen Texten des AT) nicht verleugnet. Sie lassen fragen, warum Gott nicht eingreift – eine Frage, die auch gegenwärtig angesichts der eskalierenden Kriegsszenarien in der Welt gestellt werden kann. Doch was können heutige Leserinnen und Leser dem Richterbuch abgewinnen?

Die Gewalttexte handeln von Angriffskriegen auf das Volk Israel sowie von innerisraelitischen Auseinandersetzungen in einer äußert bedrohlichen Epoche, in der das Volk in jeglicher Hinsicht schwach und gespalten war. Das Überleben dieser heftigen Situationen beschreibt der Autor als ein Wunder, das...

Esther Göbel / Helmut Jansen: Die Bibel in Sketchnotes

Dieses Buch enthält Auslegungsideen für die Sonntagsevangelien sowie Visualisierungen der Text- und Erklärungselemente. In verlinkten Videos kann man die Entstehung der Zeichnung aus der Auslegung auf YouTube miterleben. „Sketchnote“ bezeichnet die Visualisierung eines Textes mit Skizzen, Texten und Strukturen in zweidimensionaler Anordnung.

Die Texte und Visualisierungen, die Esther Göbel und Helmut Jansen erarbeiten, nutzen verschiedene Herangehensweisen. Übertragen in die moderne Welt wird Jesus „Influencer“ genannt, seine Jünger sind „Follower“ und der geheilte Aussätzige „twittert fröhlich durch alle Gassen“. Mentales Chaos wird gezeichnet als Wirbel moderner Kommunikationsmittel, eine Idee als modernes Leuchtmittel. Zu den Auslegungen gehört die Erklärung von Sachverhalten, etwa...

Willeke Brouwer: Die Bibel. Graphic Novel

Haben Sie Erfahrungen mit dem Zusammensuchen von einzelnen kopierbaren Seiten mit verständlicher biblischer Sprache und erklärenden Illustrationen gemacht? Das alles kostet Zeit und Nerven. Schlagen Sie dieses Buch auf und Sie haben, was Sie brauchen.

Die Vorstellungsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen in Bezug auf die biblische Alltagswelt ist recht eingeschränkt, immerhin sind deren kulturelle Zusammenhänge ja mehr als 2000 Jahre alt. An diesem Punkt setzt das vorliegende Buch mit einer neuen Darstellung der kompletten Heiligen Schrift in Text und Bild an – und lässt sich auch ohne pädagogischen Bezug mit Gewinn lesen. Wer die Heilige Schrift noch nicht am Stück gelesen hat, kann dies mit Erkenntnisgewinn nachholen.

Das Hardcover-Buch „Die Bibel. Graphic Novel" der Autorin und...

Peter Schäfer: Die Schlange war klug

„Die Hebräische Bibel und ihre rabbinische Deutung erweisen sich als Schlüssel zur Beantwortung der Frage, woher wir kommen und wohin wir gehen.“ Zu diesem Schluss gelangt der emeritierte Professor für Judaistik (an der Freien Universität Berlin und der Princeton University) und ehemalige Direktor des Jüdischen Museums Berlin Peter Schäfer in seinem bemerkenswerten Buch „Die Schlange war klug. Antike Schöpfungsmythen und die Grundlagen des westlichen Denkens“ in dessen letztem Satz. Auch wer die These des Autors, dass das Konzil von Trient den augustinischen Ansatz einer „im biologisch-genealogischen Sinne vererbten Sünde“ als freiheitsnegierendes Faktum dogmatisiert habe, in dieser Schärfe nicht teilen will, liest das Werk des Berliner Gelehrten mit größtem Gewinn. Der starke Gegensatz,...

Peter Trummer: Auferstehung jetzt – Ostern als Aufstand

 

Peter Trummer gibt in seinem klar strukturierten, flüssig lesbaren Buch mit 33 kurzen Kapiteln originelle Denkanstöße, um die christliche Botschaft von Kreuz und Auferstehung Jesu zu verstehen und umzusetzen.

Der Einleitung über die sonntägliche Feier der Auferstehung und ihre Konsequenzen (Kapitel 1) folgen Ausführungen über die Passion Jesu (Kapitel 2 – 21): Anschaulich führt Trummer die äußeren Ereignisse und das Handeln beteiligter Personen, Freunde beziehungsweise Gegner Jesu vor Augen. Darüber hinaus erläutert der Autor die unterschiedlichen neutestamentlichen Deutungen der Passion kenntnisreich und differenziert. So macht er in ihrem jeweiligen Kontext die theologische und existentielle Innenseite des Geschehens plausibel. Kritisch muss Trummer dabei feststellen: Allzu lange und...

Hans-Georg Gradl: Die Offenbarung des Johannes

Die Erfahrung, dass eine Lektüre schwer verdaulich sein kann, findet sich in der Offenbarung des Johannes im wahrsten Sinn des Wortes. Das Büchlein, das der Seher auf der Insel Patmos auf Geheiß des Engels buchstäblich verspeisen soll, bekommt ihm schlecht (Offb 10, 9-11). Nicht wenigen Leserinnen und Lesern liegt das letzte Buch des Neuen Testamentes aufgrund seiner rätselhaften und gewaltsamen Szenerie ähnlich schwer im Magen – und das nicht nur zu unserer Zeit. Bereits der bekannte Maler und Buchdrucker Lucas Cranach der Ältere wählte 1522 für die Illustration von Luthers Septembertestament bedrohliche und zum Teil verstörende Bilder, die die Rezeption der Apokalypse maßgeblich beeinflusst haben. Das „Buch mit sieben Siegeln“ aus der Johannesoffenbarung ist so nicht zuletzt für dessen...

Thomas Söding: Das Evangelium nach Markus

Kommentare zu biblischen Büchern fallen gattungsmäßig in die Sparte der theologischen Nachschlagewerke. Kaum jemand liest einen exegetischen Kommentar von A bis Z, sondern man konsultiert üblicherweise verschiedene Exemplare der Spezies gezielt zu einer bestimmten Perikope oder Fragestellung. Wie schlecht diese Herangehensweise sein kann, zeigt der neue Kommentar zum Markusevangelium vom Thomas Söding, kürzlich emeritierter Professor für Neues Testament an der Universität Bochum, Vizepräsident des Synodalen Weges und theologischer Berater der Weltsynode. Mit seinem Kommentar kehrt Söding fast 40 Jahre nach seiner Dissertation zum Glaubensverständnis des Markusevangeliums, zu seiner „ersten exegetischen Liebe“, zurück und fügt hinzu, die „Arbeit am Kommentar hat sie nicht erkalten lassen,...