Bunt und intensiv – so ist der erste Eindruck, wenn man Linda Wolfsgrubers Buch „sieben. die schöpfung“ aufschlägt. Die gebürtige Südtiroler Malerin und Illustratorin hat eine eigene künstlerische Interpretation des alttestamentlichen Schöpfungshymnus geschaffen. Mit wenig Text und ausdrucksstarken Bildern widmet sie sich jedem der sieben Schöpfungstage in ganz eigener Weise. Während es sich zu Beginn des Buches vor allem um Monotypien handelt, werden diese im Laufe des Buches von Bildern abgelöst, die in Ölkreide-Kratztechnik ausgeführt worden sind. Entsprechend dem Gedicht von der Erschaffung der Welt sind die ersten Bilder rau, fast schon roh. Das Tohuwabohu zu Beginn der Genesis wird dunkel und düster dargestellt; im Laufe der Schöpfung entstehen aus dem Chaos Himmel und Erde, Wasser...
Wer über den Glauben, dass die Welt eine Schöpfung Gottes sei, Grundwissen vermitteln will, steht vor drei Herausforderungen: Es muss der Inhalt dieses Glaubens geklärt werden, man muss Rede und Antwort stehen auf die Fragen nach der Rechtfertigung dieses Glaubens und dessen Bedeutung angesichts gegenwärtiger Ansichten und Problemstellungen. Diesen Aufgaben stellt sich Martin Breul in seinem Buch „Schöpfung“.
Die dem Schöpfungsglauben zugrunde liegende Frage ist die nach dem Sinn des Seins. Dies zeigt er an den biblischen Texten auf. Die Schöpfungserzählungen bringen im Kern den Glauben zum Ausdruck, dass die Welt von Gott gewollt und Gott dieser frei geschaffenen Welt dauerhaft in Liebe zugewandt ist. Diese Zielrichtung der Erzählungen erklärt auch, warum deren Interpretation als...
Wenn man zu einem Buch von Thomas Hieke greift, kann man sicher sein, dass man solide alttestamentliche Exegese und Theologie finden wird, auf dem aktuellen Stand der Forschung und gut lesbar geschrieben. Das gilt auch für diese Studie, selbstverständlich einschließlich des Beitrags von Franziska Rauh, der sich nahtlos in das Buch einfügt.
Den Ausgangspunkt für die Studie bildete der Artikel „Epiphanie (AT)“, den Hieke 2015 im Online-Lexikon Wibilex veröffentlichte (https://bibelwissenschaft.de/stichwort/19940/). Deshalb ist an dieser Stelle ein Transparenzhinweis erforderlich: Das Lexikon erscheint bei der Deutschen Bibelgesellschaft. Als Generalsekretär dieser Organisation bin ich also von Berufs wegen davon überzeugt, dass das ein guter Artikel ist. Da das Online-Lexikon frei...
Der Untertitel des essayistischen Werks weist daraufhin, was Lesende in diesem Buch erwartet: einerseits eine grundständig-recherchierte, kritisch-ordnende Auseinandersetzung mit gesellschaftswirksamem, zum Teil gefährlichem, zumindest dem Gegenstand nicht angemessenem (Halb-)Wissen zur Bibel ‒ andererseits auch die persönliche Glaubensperspektive eines freikirchlichen Journalisten mit abgeschlossenem Theologiestudium, der seine(n) Beruf(ung) selbst so beschreibt: „‚Am Anfang war das Wort, wurde Mensch und wohnte unter uns‘ (Joh. 1). Ich will in Rede und Schreibe (…) kommunizieren, was das praktisch bedeutet.“ Während es wissenschaftlicher Theologie oft nicht gelingt, Inhalte aus ihrem Elfenbeinturm an die (Außen-)Welt zu vermitteln, kann dem Autor das Kompliment gemacht werden, mit...
An anderer Stelle habe ich das Markusevangelium unlängst als „Evangelium für Erwachsene“ bezeichnet. Es beginnt weder mit einem Jesuskind noch werden die Leser vom Erzähler durch die Erzählung geführt, sondern es setzt nahezu unvermittelt ein. Der erwachsene Jesus ist kurz nach seiner Taufe mit einer traumatischen Erfahrung konfrontiert: Der Täufer wurde ausgeliefert (und hingerichtet). Die Situation am Anfang des Markusevangeliums gleicht in unheimlicher Weise der Frage, die dessen offenes Ende aufwirft: Ist mit dem Boten auch die Botschaft gestorben? Wie gehen die Jünger damit um, dass Jesus nicht mehr bei ihnen ist? Delegitimiert der Kreuzestod die Botschaft vom Gottesreich und von der Allmacht Gottes, wenn Jesus sich am Kreuz von Gott verlassen weiß? Doch: Fürchtet Euch nicht – „Markus...
„Christliche Identität – was ist das?“ Mit keiner geringeren Frage eröffnet Gerhard Gäde sein neues Buch zu den Ich-bin-Worten des Johannesevangeliums. Als ehemaliger Professor für Dogmatik in Rom mit Gastprofessuren in Palermo und Lugano ist der mittlerweile an der LMU München lehrende Priester, Seelsorger und Hochschullehrer ausgewiesener Experte für Fragen der christlichen Glaubenslehre.
Ausgewiesenes Ziel des Buches ist es, „anzuregen, tiefer zu verstehen, wer wir als Christinnen und Christen sind“ (7). Die ursprünglich als benediktinischer Exerzitienkurs konzipierten Meditationen nähern sich also den johanneischen Ego-Eimi-Worten aus einer dezidiert christlichen Innenperspektive, wenn Gäde vorab betont: „Wir sind Kinder Gottes. Das ist unsere Identität, unser Selbstverständnis, das...
Schon der erste Satz dieser umfangreichen Studie zeigt, dass es dem Autor nicht um theologische Glasperlenspiele geht: „In den vergangenen drei Jahrzehnten trafen mich mehrmals Augen von Überlebenden der Schoa.“ Die Verfolgungsgeschichte der Juden, die in der Schoa kulminierte, bleibt auf den folgenden 900 Seiten präsent, auch wenn Wolfgang Treitler, der in Wien Fundamentaltheologie betreibt, zuvörderst die christliche Spitzenaussage – Jesus ist der Christus, Messias und Sohn Gottes – zu bedenken sucht. Dieses Bekenntnis wurde zum unterscheidend Christlichen, zum Ausgrenzenden auch. Vor allem gegenüber den Juden, die post Christum keine messianische Wende zu erkennen vermochten, das Bekenntnis somit nicht teilten; die zudem recht bald als Antichristen, als „Gottesmörder“ gar, diffamiert...
Stefan Alkier/Thomas Paulsen: Das Evangelium nach Lukas und die Taten der Abgesandten. Neu übersetzt
Nach den Evangelien nach Markus und Matthäus, dem Evangelium nach Johannes und den johanneischen Briefen sowie der Apokalypse des Johannes legen Stefan Alkier und Thomas Paulsen mit dem Evangelium nach Lukas und den Taten der Abgesandten den vierten Band der Reihe „Frankfurter Neues Testament" (FNT) vor, die sich um philologisch-kritische Neuüberbesetzungen der fundierenden Texte des Christentums, sprich: der Ur-Kunde des Glaubens, verdient macht. Wie in den Vorgängerbänden wird der biblische Text in einer Lesefassung ohne Kapitel und Versangaben und einer Studienfassung mit diesen Zusätzen geboten und ist von sachdienlichen, philologisch-hermeneutischen Hinweisen, einer Orientierung über den aktuellen Diskurs zur Entstehung der Texte, weiterführenden Überlegungen zu historischem Kontext,...