Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Wolfgang Beinert / Rosemarie Egger (Hg.): So viel Leid und Gott?

 

Große Fragen sind meist dadurch gekennzeichnet, dass es keine einfachen Antworten gibt. Oder wie es im Vorwort zum Buch heißt: „Fragen, die das Leben immer wieder Glaubenden, Suchenden, Zweifelnden stellt, Glaubensfragen, die uns existenziell bewegen. Darum geht es in diesem Buch.“ (5) Konkret geht es um die Frage nach der Vereinbarkeit von Leid und Gottes Existenz, dem großen Warum des Glaubens. Viel ist bereits dazu geschrieben worden – Traktate in der Philosophie und Theologie, literarische Umsetzungen, die biblische Hiobserzählung und ihre Auslegung.

Die beiden Herausgeber – die Schriftstellerin und Lyrikerin Rosemarie Egger (*1938) sowie Wolfgang Beinert (*1933), ehemaliger Professor für Dogmatik und Priester – wählen einen zweifachen methodischen Zugang mit einem reichen Angebot...

Stefan Seidel: Grenzgänge. Gespräche über das Gottsuchen

Der Theologe, Psychologe und Journalist Stefan Seidel geht davon aus, dass Gott den allermeisten Menschen von heute „schlichtweg abhandengekommen“ sei. Spurenelemente des Glaubens oder auch nur des Staunens, wie sie an den Feiertagen oder im Urlaub aufkommen, sollten darüber nicht hinwegtäuschen. Über diese Annahme ließe sich trefflich disputieren, vermutlich trifft sie zuvorderst auf den spätmodernen, seinen spirituellen Quellen entfremdeten „Westen“ zu. Davon abgesehen lag es für den leitenden Redakteur der Leipziger Wochenzeitung „DER SONNTAG“ nahe, mit Zeitgenossen ins Gespräch zu kommen, die etwas von Gott, von ihren Erfahrungen mit Ihm, zu berichten wissen. Neunzehn Gespräche sind in dem Band versammelt, Glaubensweisen bekannter Persönlichkeiten wie der Autorin Marica Bodrožić, des...

Michael Theobald: Der Prozess Jesu

 

Die Frage nach dem historischen Jesus und den Anfängen der Christologie stehen nach wie vor im Zentrum der neutestamentlichen Exegese. Dennoch sind diachrone, überlieferungskritische Analysen heute eher selten. Besonders in der Johannesforschung überwiegt heute eine synchrone, narratologische Perspektive. Michael Theobald aber begreift die synchrone und diachrone Lesart als sich nicht ausschließende, sondern ergänzende Methoden. So verfolgt er mit vorliegendem monumentalen Band das doppelte Ziel, zum einen die vier kanonischen Passionserzählungen (PE) in synchronischer Lektüre literarisch und theologisch zu profilieren und zum anderen ihre Genese soweit wie möglich überlieferungskritisch zu rekonstruieren, um der Notwendigkeit eines historischen Diskurses und der Pluralität der...

Daniel Marguerat: Jesus von Nazaret

Braucht es ernsthaft ein neues Buch über den historischen Jesus? Sind nicht alle Steine schon so oft umgedreht worden, dass sich kaum erwarten lässt, überhaupt noch etwas Neues über Jesus aus Nazaret herauszufinden? Genau diese Frage stellt Daniel Marguerat, emeritierter Professor für Neues Testament an der Universität Lausanne, seinem 2019 erschienenen und nun ins Deutsche übersetzten Jesusbuch voran.

Marguerat nennt zwei Gründe, warum ein neues Jesusbuch sinnvoll ist: Zum einen wurde neues Quellenmaterial erschlossen, zum anderen ist es überfällig, das vorhandene Material mit einer veränderten Hermeneutik zu erschließen, sprich: den historischen Jesus durch eine andere Brille zu betrachten, um frühere Kurzsichtigkeiten zu vermeiden und durch einen differenzierteren Blick mehr...

Jakob Johannes Koch (Hg.): Inklusive Kulturpolitik

Inklusion ist in aller Munde. Sie umfasst als emanzipatorische Leitidee alle Lebensbereiche: vom Kindergarten und Schule über den Beruf bis hin zum ganz persönlichen Umgang mit Menschen mit einer körperlichen und/oder geistigen Einschränkung. Im Kern geht es bei der Inklusion um gesellschaftliche Teilhabe auf Augenhöhe – und damit um ein elementares Menschenrecht. Auch Menschen mit einer Behinderung, von denen es in Deutschland 18 Millionen gibt, sollen am ganz normalen Leben teilhaben. Das klingt eigentlich ganz selbstverständlich, aber das ist es noch lange nicht. Sobald die Debatte um die Inklusion vom Kopf auf die Füße gestellt wird, also konkret wird, beginnt der Streit. Gerade im Bereich von Erziehung und Schule wird zurzeit heftig um die Ausgestaltung von Inklusion gestritten. Die...

Tobias Frese: Bilder der Christophanie

Ambiguität gilt als ein Signum moderner Kunst – und die Behauptung, dass sie in spätantiken und frühmittelalterlichen Bildwerken keine Rolle gespielt hat, ist naheliegend. Überzeugende Gegenargumente liefert Tobias Frese in seiner überarbeiteten Habilitationsschrift. Darin analysiert er fünf zwischen 400 und 1.000 n.Chr. entstandene, besonders qualitätsvolle Bildwerke – drei Elfenbeinreliefs und zwei Buchmalereien – und arbeitet deren bewusst inszenierte Mehrdeutigkeit heraus. „Ambiguität“ definiert er als „antagonistisch-gleichzeitige Zweiwertigkeit“ (XVII).

Thematisch beschränkt sich der Kunsthistoriker – wie bereits der Titel anzeigt – auf „Bilder der Christophanie“; unter „Christophanie“ versteht er die Erscheinung des auferstandenen Jesus Christus; sie sei, so der Verfasser, eine...

Gerhard Mevissen: IM WEITER ZUHAUS 2

Unter den bildenden Künstlern der Gegenwart ist der in Monschau/Nord-Eifel lebende Gerhard Mevissen nicht zufällig einer der stillen, denn er wendet sich der mystischen „Stille hinter der Stille“ bewusst zu. Sie ist Thema seiner kontemplativen Werke und Movens seines Schaffens, das er als ein „Loslassen von Herangereiftem“ zum rechten Zeitpunkt schildert und vom gezielten Produzieren unterscheidet.

Der 1956 in Heinsberg geborene Künstler und fünffache Vater fand erst nach Theologiestudium und sozialpädagogischen sowie kunsttherapeutischen Ausbildungen 1999 zur freischaffenden Kunst. Bereits zwei Jahre später erhielt er den Kunstpreis des Deutschen Blindenhilfswerks: Mevissen entwickelte spezielle Druckverfahren, die den Druckstock als ein ertastbares Relief jeweils zu einem Teil des...

Maura Zátonyi OSB (Hg.): Das große Hildegard von Bingen Lesebuch

 

Das von Maura Zátonyi OSB vorgelegte Buch anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Erhebung der Hildegard von Bingen zur Heiligen und Kirchenlehrerin im Jahr 2012 ist eine Frucht von ganz unterschiedlichen Bemühungen um die Heilige, die Abtei in Eibingen und die dortige St. Hildegard-Akademie e. V. hinaus. Als Vorsitzende dieser Akademie, Benediktinerin der Abtei und Übersetzerin der Werke der hl. Hildegard legt die Herausgeberin ein Werk vor, das in seiner Konzeption in dieser Art kein Vorbild kennt: Vor der Darbietung und Kommentierung der Texte durch die Herausgeberin steht eine Einführung mit Wissenswertem zur hl. Hildegard. Die folgenden zwölf Kapitel bieten unter unterschiedlichen thematischen Überschriften einen Einblick in die Werke der hl. Hildegard mit Kommentar. Ein...