Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Christoph Türcke: Philosophie der Musik

Jede intellektuelle Arbeit hinterlässt ein transformiertes Selbst. So hätte Michel Foucault gesagt. Bücher sind Selbsttransformierer par excellence. Manchmal braucht man etwas Geduld mit ihnen. In vielen Fällen klappt man sie am Ende zu und weiß, dass die Geduldsprobe es wert war. So geschehen mit der „Philosophie der Musik“ von Christoph Türcke.

Philosophie hat mit dem Staunen zu tun. Und Staunen entsteht aus dem Infragestellen von vermeintlich Selbstverständlichem. Türckes Art, Musik zu behandeln, ist eine solche Infragestellung. Am Ende blickt man auf einen riesigen Berg an durchgearbeitetem Wissen zurück und hat doch nicht das Gefühl, überfrachtet worden zu sein – weil sein Buch keine Bibliothek ist, sondern einen Denkweg in die Geheimnisse der Musik anbietet, der zu gehen sich lohnt....

Walter Homolka: Krieg und Frieden im Judentum

Das nach der Schoa größte Massaker an Juden am 7. Oktober 2023 in Israel führte zu einer Re-Traumatisierung der Juden in aller Welt; um die Geiseln aus der Hand der Hamas zu befreien, kam es zu einem Krieg gegen die Terrororganisation. Angesichts dieser Geschehnisse beleuchtet Walter Homolka in seinem Buch „Krieg und Frieden im Judentum“ chronologisch den „Schalom-Gedanken“ Israels, denn das Streben nach Frieden ist fest im Vorbild der Propheten, Philosophen und Rabbinen verwurzelt.

Der Autor beginnt mit der Frage: „Gibt es einen gerechten Krieg?“ Hierzu zieht er sowohl das Buch Deuteronomium Kap. 20 heran, in welchem sich Regeln für eine „adäquate“ Kriegsführung finden, als auch das Buch Leviticus Kap. 26, in welchem die altisraelitische Friedensvorstellung deutlich erkennbar wird.

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Holger Zaborowski: Sinn-Fragen. Denkversuche in unsicheren Zeiten

„Denn wer hofft, stößt nie auf einen letzten, alles absichernden Grund, sondern bleibt immer im Wagnis des Ungewissen“ lautet einer der Schlusssätze des letzten von zwölf Kapiteln in Holger Zaborowskis „Sinn-Fragen“. Mit diesem Zugeständnis innerhalb eines engagierten Plädoyers für die Hoffnung bescheidet sich der Autor mit Fragen und Vorschlägen zu erfüllenden Lebensvollzügen und zentrierenden Perspektiven.

Der 1974 in Haldern geborene Professor für Philosophie an der Universität Erfurt, Heidegger-Experte und Vorsitzende des Kuratoriums der Cusanus Hochschule für Gesellschaftsgestaltung nähert sich seinem Thema im Modus vorsichtiger Denkversuche. Den unsicheren Zeiten der Gegenwart begegnet der Philosoph nicht als hybrider Welterklärer oder medienwirksamer Prophet, vielmehr nimmt er den...

Ahmad Milad Karimi: Gott 2.0. Grundfragen einer KI der Religion

Mit „Gott 2.0“, dem Haupttitel dieses Buches, bezeichnet der Autor in Anlehnung an den technizistischen Code für eine durchgreifende Höherstufung die von post- und transhumanistischen Zukunftsvisionen vorhergesagte Superintelligenz, zu der sich eine KI schließlich autonom weiterentwickeln könne. Sie habe in ihrer Unverfügbarkeit die Züge göttlicher Transzendenz und alle Wesensattribute Gottes: „Allwissen, Allmacht, Wille und Leben“. Zwei Entwicklungslinien, die im Text nicht klar auseinandergehalten werden, sind dabei zu unterscheiden: Eine KI, deren Eigenleben dem Menschen entgleitet, ihm in absoluter Perfektion gegenübersteht und ihn schließlich ersetzt. Und eine KI, mit deren Hilfe der Mensch sich selbst überwindet und zu quasi göttlicher Allmacht und Unsterblichkeit weiterentwickelt,...

Heinrich Schmidinger: Toleranz – auch eine Geschichte Europas

Heinrich Schmidinger, der soeben ein magistrales Werk unter dem Titel: „Toleranz – auch eine Geschichte Europas“ vorlegt, hätte diese gründliche Rekonstruktion des Toleranzgedankens aus Gründen der Aktualität unternehmen können, denn Toleranz ist in der derzeitigen kriegs- und krisengeschüttelten Epoche leider ein „knappes Gut“ geworden, also hochaktuell und nach dem bekannten ökonomischen Grundsatz kostbar und von hohem Wert – knapp, aber auch sehr geläufig. Das hat etwas von einem Paradox. Im richtigen Leben ist die Toleranz auf dem Rückzug, doch gleichwohl blühen die Diskurse und der Begriff ist in aller Munde. Das nutzt ihn ab, hilft aber dem, was er meint, nur wenig. Schmidinger kann also nicht, wie ein Journalist, der Aufmerksamkeit erregen will, damit rechnen, dass das Publikum auf...

Dagmar Kiesel / Sebastian Schmidt / Thomas Smettan: Altruismus

Nationaler Egoismus wird von Regierungen und Parteien zum politischen Allheilmittel erklärt. „Mach Dein Ding!“ lautet die unverhohlen egoistische Botschaft eines Werbeplakats und für ca. 100 Euro verkauft Chanel den 100 ml Flacon seines Eau de Toilette „Ègoiste“. Sind die jahrhundertealte moralisch positive Beurteilung des Altruismus und die Schmähung des Egoismus ins Wanken gekommen?

Ein Sammelband unter dem Titel „Altruismus“ ist geradezu gefordert angesichts der aktuellen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen. Das hier zu Rede stehende Werk geht auf einen in der Corona-Zeit abgehaltenen interdisziplinären digitalen Workshop zurück. Dagmar Kiesel, Sebastian Schmidt und Thomas Smettan haben die Beiträge zusammengefasst und noch drei weitere Autoren in das Projekt aufgenommen....

Otfried Höffe: Die hohe Kunst des Verzichts. Kleine Philosophie der Selbstbeschränkung

In Zeiten gesellschaftlicher Debatten über Klimawandel, Artensterben und Rohstoffmangel sind Bücher über Askese und Selbstbeschränkung im Trend und notwendig. Hierzu passt auch die von Otfried Hilfe formulierte „Kleine Philosophie der Selbstbeschränkung“, die er unter dem Titel „Die hohe Kunst des Verzichts“ veröffentlicht hat.

Mit der Rede von der „hohen Kunst“ deutet der Autor an, dass er den Begriff des Verzichts von seinem negativen, moralisierenden Image befreien möchte. Höffe beschreibt verschiedene Verzichtsmuster, die aufzeigen, dass das Verzichtenkönnen eine anthropologische Grundfähigkeit des Menschen ist, die einen großen Teil seiner kulturellen Leistung erklärt. Besonders eindrücklich gelingt ihm dies mit dem Hinweis auf die Verzichte, die Menschen in Rechtsstaaten in Kauf...

Josef Kraus: Im Rausch der Dekadenz. Der Westen am Scheideweg

Bestseller-Autor Josef Kraus, Gymnasiallehrer, Psychologe, Träger des Bundesverdienstkreuzes und Ehrenpräsident des Deutschen Lehrerverbandes, ist einer größeren Öffentlichkeit als Schöpfer des Begriffs „Helikopter-Eltern“ bekannt geworden. Äußerte er sich in den ersten Jahren nach seiner Pensionierung als Oberstudiendirektor eines bayerischen Gymnasiums vornehmlich zu Bildungsfragen, so hat er sich mittlerweile ein Expertenwissen erworben, das ihn dazu befähigt, auch zu gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, verteidigungs- und allgemeinpolitischen Fragen dezidiert und kompetent Stellung zu nehmen. In seinem jüngsten Werk schlägt sich seine Belesenheit und Kenntnis der westlichen (Geistes-)geschichte in über 300 Fußnoten nieder, die sich auf Denker wie zum Beispiel Oswald Spengler, Arnold...