Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Martin M. Lintner: Christliche Beziehungsethik

Die Sexualmoral der katholischen Kirche zählt zu den „heißen Eisen“. Denn die Morallehre zu Sexualität, Ehe und Familie wird längst disziplinierend eingesetzt: Verschiedene Gruppen innerhalb der katholischen Kirche messen das Katholisch-Sein einer Person schlicht daran, ob sie der kirchlichen Morallehre zu Sexualität, Ehe und Familie zustimmt und keine Normen in Frage oder Diskussion stellt. Wer das Fach Moraltheologie vertritt, kann mit sexualethischen Publikationen schnell auch in Stress und Konflikt mit dem Vatikan geraten. Der Autor dieses Buches kennt die Gefahr solcher Konsequenzen aus eigener Erfahrung seit langem.

Martin M. Lintner ist Professor für Moraltheologie und Spirituelle Theologie in Brixen. Er befasst sich seit vielen Jahren mit der kirchlichen Sexualmoral. Dieses...

Norbert Reck: Kein anderes Ufer. Die Erfindung der Homosexualität und ihre Folgen

Die mit „Homosexualität“ verbundene Kennzeichnung ordnet Menschen ein, separiert und diskriminiert sie. Deshalb will der Autor dieses stigmatisierende Wort aus der Hölle der Abstraktion herausholen (Kapitel I). Seine Ausführungen aus einem theologischen Interesse haben einen historischen Schwerpunkt.

Norbert Reck zeichnet nach, wie es zu dem abendländischen Denken über die Homosexualität gekommen ist. Aus der biblischen Überlieferung (Kapitel II) bis zur Neuzeit (Kapitel III) ergibt sich eine bestimmte Weise, über gleichgeschlechtliche Beziehungen zu reden, die Homosexualität zu erfinden und auf die Menschen mit dieser als defizitär betrachteten Neigung heilend oder beseitigend zu reagieren (Kapitel IV). Vertreter der modernen Psychologie kritisieren die Kategorisierung von Menschen als...

Daniel Bogner: Liebe kann nicht scheitern. Welche Sexualmoral braucht des 21. Jahrhundert?

Liebe geht aufs Ganze! Unter diesem Motto stellt der Autor Chancen zum Lieben dar, ohne dessen Grenzen zu verleugnen. Die Liebe im 21. Jahrhundert kennzeichnet er realistisch als zwar fragile, kontingente, zudem wie eine Ware kapitalistischen Marktmechanismen unterworfene, jedoch faszinierende, sinnstiftende menschliche Möglichkeit. Der Sinn und die Praxis des Ehesakraments sind dafür neu zu justieren. Herausgelöst aus der Hülle eines doktrinären Moralismus, muss es von der Realität unterschiedlicher, sich entwickelnder menschlicher Lebensgemeinschaften ausgehen. So wird das mögliche Scheitern ebenso berücksichtigt wie die vielfältigen Lebens- und Ausdrucksmöglichkeiten der Liebe und des Begehrens. Weil Gott christlich gesehen die Liebe ist, glühen dabei sogar die Drähte.

Dagegen glüht in...

Rainer Oberthür: Die Gottsucher

Es ist eine der schönsten und einflussreichsten Schriften aus dem Mittelalter: das Buch der 24 Philosophen. Von wem, wo und wann genau dieses anregende Werk geschrieben wurde, wissen wir nicht. Im Mittelalter und weit darüber hinaus wurde es Hermes Trismegistos zugeschrieben, dem Dreimalgrößten. Der soll in grauer Vorzeit gelebt und sowohl von Mose wie von Platon seine Weisheit erhalten haben. Jedenfalls galt er Jahrhunderte lang als Repräsentant jenes uralten Menschheitswissens, das Adam selbst von Gott erhalte habe. Tatsächlich aber ist Hermes Tresmegistos eine literarische Fiktion, die man erfand, um neuplatonisierende Texte der Spätantike in die Ursprungszeit der Menschheit zu verlegen.

Thematisch geht es um nichts Geringeres als um Gott. Was oder wen meinen wir, wenn wir „Gott“...

Jehoschua Ahrens: Mit der Tora durch das Jahr

Bereits in der Einleitung legt der Autor dar, dass die jüdische Auslegung der Tora äußerst flexibel und vielfältig sei und es deshalb kein „richtig oder falsch“ gebe. Auch werde sie niemals als alleinstehender Text gelesen, sondern immer im „Spiegel“ der rabbinischen Literatur. Das Buch macht zudem deutlich, dass die Tora auch heute noch in die Gegenwart hineinwirkt und den Menschen Orientierung geben kann. Die Tora, die fünf Bücher Mose, wird im Laufe eines Jahres gelesen. Sie ist in 54 Parschiot (Wochenabschnitte) eingeteilt. Jeder Parascha (Sg.) wird eine Kurzzusammenfassung vorausgestellt, an die sich die Exegese anschließt.

In der ersten Parascha „Bereschit“ (Gen 1,1–6,8) behandelt der Autor gleich ein sehr diffiziles Thema, um das sich schon viele Religionsphilosophen bemüht haben,...

Michael Fishbane: Einstimmung auf das Heilige. Eine jüdische Theologie

Vom 3. bis 4. November 2019 gab es in Berlin eine gemeinsame Fachtagung der Deutschen Bischofskonferenz mit der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland (ORD). Im Laufe der Tagung kristallisierte sich immer mehr heraus, dass das jeweilige Verständnis von Theologie, ihren Methoden und ihren Gegenständen unterschiedlich ist. Leider konnte dieser Thematik aus Zeitgründen nicht mehr vertieft nachgegangen werden; sie ist aber weiterhin ein zentraler Diskussionspunkt im jüdisch-christlichen Dialog in Deutschland, der aber bisher wenig bearbeitet wurde. Von daher ist Michael Fishbanes Buch „Einstimmung auf das Heilige – Eine jüdische Theologie“ ein Glücksfall, der konstruktiv von christlicher Seite aufgenommen werden sollte. Wie die Einleitung von Markus Krah zeigt, sind im nordamerikanischen...

Peter Schäfer: Das aschkenasische Judentum

Innerhalb weniger Jahre erscheint mit Peter Schäfers epochaler Arbeit im deutschsprachigen Raum die zweite große Monographie zur Geschichte des Judentums, diesmal in der renommierten neuen Historiensammlung der Gerda Henkel Stiftung beim Beck Verlag, wo schon Jill Lepores „Geschichte Amerikas“ und Jürgen Osterhammels „Geschichte des 19. Jahrhunderts“ erschienen sind. Während Martin Großmann auf 750 Seiten 4.000 Jahre jüdische Weltgeschichte bearbeitet, konzentriert sich der namhafte Judaist und ehemalige Leiter des „Jüdischen Museums Berlin“, Peter Schäfer, auf die Aschkenas, also den Teil des europäischen Judentums, dessen Kultur inklusive seiner inzwischen weltweit verbreiteten Sprache – Jiddisch – im Römischen Reich Deutscher Nation bereits in der Antike entstanden, seinen Schwerpunkt...

Judith Koelemeijer: Mit dem ganzen Herzen. Das furchtlose Leben der Etty Hillesum 1914-1943

Vor fünfzig Jahren hörte ich das erste Mal von Etty Hillesum: Der hellsichtige Religionspädagoge Hubertus Halbfas hatte ihre Sätze zitiert, Gott könne uns nicht helfen und wir müssten endlich ihm helfen und ihm einen Unterschlupf bei uns verschaffen, dann würden wir auch uns selbst helfen. Inzwischen sind diese Sätze aus ihrem großartigen Tagebuch (jüngst erst ungekürzt auf Deutsch erschienen) viel zitiert. Aber erst aus dieser mitreißenden Biographie wird richtig plastisch, in welchem Kontext diese Sätze geschrieben wurden, nämlich angesichts einer weiteren bösen Eskalationsstufe von Nazi-Gewalt mitten in Amsterdam. Glänzend recherchiert und spannend geschrieben, gelingt eine unglaublich detailreiche und trotzdem stringente Gesamtdarstellung von Etty Hillesums Leben und Werk, die fortan...