Komplexe Sachverhalte machen komplexe Buchtitel erforderlich. Nach „Anders glauben, nicht trotzdem“ von 2021 hat der Salzburger Dogmatiker Hans-Joachim Sander nun „Nach der Geduld und jenseits von egal“ vorgelegt, mit dem die Situation des katholischen Glaubens und der gläubigen Menschen angesichts des fundamentalen Krisenszenarios ihrer Kirche analysiert wird. Sander, bekannt für klare Worte und pointierte Formulierungen, beschönigt dabei nichts. Die Austrittszahlen markieren das Scheitern der Kirche, nicht das Scheitern derjenigen, die austreten. Sander verwehrt sich gegen allzu simple binäre unterkomplexe Entgegenstellungen wie etwa „Glaube ja – Kirche nein“. Das Nein zur Kirche ist vielmehr die Bedingung der Möglichkeit, anders Ja zu ihr sagen zu können. Dies gilt für die...
Ecclesia semper reformanda, die Kirche bedarf ständiger Reform. Wenn sie bleibt, wie sie ist, bleibt sie gerade nicht, was sie ist. Doch was ist eigentlich das Ziel aller Kirchenreform? Der renommierte Theologe, Professor em. für Dogmatik und Dogmengeschichte, glaubt die Antwort zu kennen. Jedenfalls weiß er, wo man suchen muss: im Wesen der Kirche. Wer die Kirche reformieren will, muss wissen, wozu sie da ist.
Und tatsächlich, Wolgang Beinert hat beinahe sein ganzes Forscher- und Gelehrtenleben mit dieser Frage nach dem Sinn und Zweck von Kirche zugebracht: in seiner Dissertation (1964) ebenso wie in seiner Habilitation (1973) und in vielen einzelnen Beiträgen, Untersuchungen und Vorträgen. Kirche ist kein Selbstzweck. Kirche ist nicht für sich selbst da. Sie ist dazu da, das Wort Gottes...
Schon das Alte Testament nimmt eine allgemeinmenschliche Erfahrung in den Blick, die im Zentrum aller Religionen steht: Wie kann es dem Homo sapiens angesichts der Allgewalt der Zeit gelingen, Spielräume von Freiheit und Transzendenz zu gewinnen – im Christentum geschieht dies durch den Einsatz von Ordnungsbegriffen wie „Vorsehung“ oder „Reich Gottes“. Otto Kallscheuer greift im Untertitel seines Werkes auf die durch den göttlichen Logos gestiftete „Heilsgeschichte“ zurück, kombiniert diese aber mit dem säkularen Ausdruck „Weltpolitik“. Der Verfasser macht damit deutlich, worum es ihm in seinem Werk geht: „Beide Instanzen (in-)formieren, strukturieren, modifizieren einander wechselseitig. Das ewiggeltende WORT Gottes (der Logos allen Sinns von Sein) hat unter uns gewohnt – in der Zeit. …...
Marcus Willaschek, Professor für Philosophie an der Frankfurter Goethe-Universität, ist ein renommierter und international anerkannter Experte für Immanuel Kant. Mit seinem Buch „Kant. Die Revolution des Denkens“ stellt er sich der Herausforderung, die zentralen Themen und Grundideen von Kant einem breiteren Publikum auf eine verständliche Weise zugänglich zu machen, ohne die Komplexität und das argumentative Niveau seiner Philosophie zu unterlaufen. Diesen stilistischen Spagat zu meistern, gelingt Willaschek auf eine beeindruckende Weise. Die verdiente Anerkennung für diese Leistung zeigt sich in der Nominierung dieses Werkes für den Deutschen Sachbuchpreis 2024.
Auf knapp 400 Seiten bietet dieses Buch einen sehr guten Überblick und eine pointierte Einführung in die wesentlichen Aspekte...
Das kleine, streitbare Büchlein, das hier anzuzeigen ist, fordert eine „philosophisch-theologische Besinnung“ auf „Kants unerledigte Anfragen an die Theologie“ – somit ein durchaus treffliches Geschenk für den philosophischen Jubilar des Jahres. Hier entlädt sich schon mit den ersten Seiten ein erfrischendes Gedankengewitter. Es lohnt sich für alle an Themen der Theologie Interessierten (Studierende, Lehrende, Kirchliche Amtsträger), sich seinen Anfragen auszusetzen, ihnen standzuhalten und sie zum Anlass zu nehmen, mit diesem „Leitfaden“ weiterzudenken, wie es sich die beiden Autoren auch wünschen.
Ein Wetterleuchten in diesem Sinne war schon zu vernehmen, als im Mai dieses Jahres der Wiener Philosophieprofessor Rudolf Langthaler auf einen in der Tagespost erschienenen Artikel des...
Kant als ein öder und langweiliger Pedant – dieses Kantbild dürfte auch im Jahr seines 300. Geburtstages noch viele Vorstellungen prägen und dadurch auf das Verständnis seiner Philosophie als Gesetzesdenken zurückwirken. Dabei steht die Gesetzmäßigkeit, welche Kant an der Basis des Erkennens und der Freiheit herausarbeitet, für sein Programm, den „Humanismus durch die Freiheit zu verteidigen [...], nicht nur die Natur“ (21). Die Gesetze der Freiheit treten also an die Stelle von Natur und Autorität, und nur hierin liegt ein zulässiger, weil kritischer Begriff von Gesetz, was dann auch für die zivilen gilt. Und in seinem Privatleben war die Regelmäßigkeit (der berühmte Spaziergang immer um die gleiche Urzeit) eine Weise, seine Freiheit durch „Selbstbeherrschung“ zu pflegen (24): Vor der...
Wer über den Glauben, dass die Welt eine Schöpfung Gottes sei, Grundwissen vermitteln will, steht vor drei Herausforderungen: Es muss der Inhalt dieses Glaubens geklärt werden, man muss Rede und Antwort stehen auf die Fragen nach der Rechtfertigung dieses Glaubens und dessen Bedeutung angesichts gegenwärtiger Ansichten und Problemstellungen. Diesen Aufgaben stellt sich Martin Breul in seinem Buch „Schöpfung“.
Die dem Schöpfungsglauben zugrunde liegende Frage ist die nach dem Sinn des Seins. Dies zeigt er an den biblischen Texten auf. Die Schöpfungserzählungen bringen im Kern den Glauben zum Ausdruck, dass die Welt von Gott gewollt und Gott dieser frei geschaffenen Welt dauerhaft in Liebe zugewandt ist. Diese Zielrichtung der Erzählungen erklärt auch, warum deren Interpretation als...
Wenn man zu einem Buch von Thomas Hieke greift, kann man sicher sein, dass man solide alttestamentliche Exegese und Theologie finden wird, auf dem aktuellen Stand der Forschung und gut lesbar geschrieben. Das gilt auch für diese Studie, selbstverständlich einschließlich des Beitrags von Franziska Rauh, der sich nahtlos in das Buch einfügt.
Den Ausgangspunkt für die Studie bildete der Artikel „Epiphanie (AT)“, den Hieke 2015 im Online-Lexikon Wibilex veröffentlichte (https://bibelwissenschaft.de/stichwort/19940/). Deshalb ist an dieser Stelle ein Transparenzhinweis erforderlich: Das Lexikon erscheint bei der Deutschen Bibelgesellschaft. Als Generalsekretär dieser Organisation bin ich also von Berufs wegen davon überzeugt, dass das ein guter Artikel ist. Da das Online-Lexikon frei...