Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Andreas Steinhöfel / Melanie Garanin: Völlig meschugge?!

Für ihre Graphic Novel „Völlig meschugge?!“ erhielten der Autor Andreas Steinhöfel und die Illustratorin Melanie Garanin den katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis 2023 der Deutschen Bischofskonferenz. Der 1962 geborene Andreas Steinhöfel studierte Anglistik, Amerikanistik und Medienwissenschaften, arbeitet als Übersetzer und schreibt Kinder- und Jugendbücher. Er ist der Autor der bekannten Romanreihe um „Rico und Oskar“. Melanie Garanin, Jahrgang 1972, studierte Zeichentrickfilm und arbeitet als freiberufliche Illustratorin, Animatorin und Kinderbuchautorin.

Die Graphic Novel erzählt die Geschichte der Freundschaft von Charly, Benny und Hamid, die gemeinsam eine Klasse besuchen. Charly ist überzeugte Umweltaktivistin und Veganerin, Bennys Hobby ist Basketball und Hamid zeichnet...

Martin Schäuble: Godland. Dein ewiges Leben hat einen Preis. Roman

„Lade dich hoch ins sorgenfreie Godland. Lebe glücklich und ewig“ – so lautet der Werbe-Slogan des Uploadkonzerns „Godland“. Die Protagonistin des dystopischen Jugendromans „Godland – Dein ewiges Leben hat einen Preis“ von Martin Schäuble ist die 15-jährige Yolanda. Sie lebt nach den Klimakriegen mit ihrem Vater Jesper und ihren Freunden auf einer Serverinsel mitten im Ozean. Die Reichen sind alle „godline“ – sie führen upgeloadet nach „Godland“ ein sorgloses und ewiges digitales Leben. Diejenigen, die sich wie Yolanda die Digitalisierung ihres Bewusstseins nicht leisten können, müssen hart auf der Serverinsel arbeiten. Unter der Kontrolle der Künstlichen Intelligenz „Godmother“ haben sie das Funktionieren der Supercomputer, die die virtuellen Welten erzeugen, zu gewährleisten. Wenn sie...

Holger Brülls: Reise ins Licht

Wer „Glasmalerei“ mit Sachsen-Anhalt in Verbindung bringt, wird sich vermutlich an die strahlenden Fensterbahnen der mittelalterlichen Dome von Halberstadt, Havelberg, Naumburg oder Stendal erinnern. Die meisten Kirchenfenster stammen indes aus dem 19. Jahrhundert. Nun legt Holger Brülls, Konservator und ausgewiesener Fachmann für Glaskunst, ein Buch zur „Glasmalerei in Sachsen-Anhalt vom Expressionismus bis zur Gegenwart“ vor. Das umfangreiche Werk versteht sich als „inventarisatorisches Überblickswerk“ und als „denkmalpflegerischer Werkbericht“ (15) – und wendet sich über das Fachpublikum hinaus an Menschen, die an moderner Glasmalerei interessiert sind.

Die fünf Hauptkapitel sind gleich aufgebaut: Nach einem Überblick zu den jeweiligen kunsthistorischen Hintergründen und...

Kathrin Müller: Das Kreuz. Eine Objektgeschichte des bekannten Symbols von der Spätantike bis zur Neuzeit

In unseren alltäglichen Zusammenhängen erscheint das Kreuz zunächst als Wort und (Bild-)Objekt unproblematisch. Redewendungen wie: „Es ist ein Kreuz mit …“ oder: „XY trägt ein schweres Kreuz“ gehen uns leicht über die Lippen oder man nehme die Tatsache, dass die Ex-Kanzlerin ein „Groß-Kreuz“ als Orden verliehen bekam: Das Phänomen Kreuz regt in diesen Kontexten kaum zu einem strittigen Diskurs an. Es gibt jedoch Lebenszusammenhänge in Gesellschaft und Politik, in denen reale Spannungen zutage treten, etwa dann, wenn man realisiert, dass im Blick auf transnationale humanitäre Hilfeleistungen islamische Länder unter dem Titel „Roter Halbmond“ und Israel entsprechend unter dem „roten Davidstern“ statt unter dem Titel „Rotes Kreuz“ firmieren… Heftiges Konfliktpotential um das Kreuz als...

Martin Schleske: Werk I Zeuge. In Resonanz mit Gott

 

„Euer Herz straffe sich!“ Mit Martin Bubers Übersetzung von Psalm 31,25 ließe sich auch die Intonation des vorliegenden Buches beschreiben, das von Resonanzerfahrungen zwischen Werkstatt und gelebtem Glauben erzählt. Nach „Der Klang. Vom unerhörten Sinn des Lebens“ (2010), „Klangbilder. Werkstattgedanken“ (2011) und „Herztöne. Lauschen auf den Klang des Lebens“ (2016) nähert sich Martin Schleske, Geigenbaumeister und diplomierter Physikingenieur, mit „Werk I Zeuge. In Resonanz mit Gott“ (2022) erneut den wechselvollen Rhythmen von Handwerk und geistlicher Lebenskunst.

Schleske führt, wie er zu Beginn betont, in seinen 366 Texten (für jeden Tag des Jahres einen) keinen Dialog mit dem Leser, sondern lädt diesen dazu ein, an seinem „betenden Dialog mit Christus“ teilzunehmen: „Ich habe...

John von Düffel: Das Wenige und das Wesentliche

Der Einklang von Inhalt und Form, ist eine Kunst, die auch in der Literatur nicht selbstverständlich ist. Hier ist es John von Düffel gelungen, dem Titel seines Buches entsprechend, die Worte sparsam zu setzen und den Gedankengang auf der Spur des Wesentlichen zu halten. Der Text läuft wie ein Prosagedicht über die Seiten mit Absätzen zum Innehalten. Der Untertitel „Ein Stundenbuch“ hat seine Berechtigung. Der Text will nicht von der ersten bis zur letzten Seite durchgelesen werden. Er möchte immer wieder in einer ruhigen Stunde in die Hand genommen, bedacht und durchdacht werden. Die ansprechende äußere Gestaltung lädt dazu ein, das Buch an einem ruhigen Leseort zu deponieren, um immer wieder darauf zurückzugreifen. Oder man nimmt es als Begleiter auf eine längere Zugfahrt mit, um es in...

Thomas Weckerle (Hg.): Michael Morgner. Werkverzeichnis Bilder und Plastiken

Bereits im ersten Jahr an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig weiß ein junger, 1942 in Chemnitz geborener Student ganz genau, was er nicht will: keinen sozialistischen Realismus – „es darf nicht“, sagt er 2020 rückblickend, „aussehen wie DDR-Kunst“. Nach dem Studium (1961-1966) kehrt er zurück ins nahe gelegenen Einsiedel, wo er bis heute als freischaffender Künstler lebt und arbeitet.

Der junge Student heißt Michael Morgner und ist als Zeichner, Druckgrafiker, Maler und Stahlplastiker, aber auch als Aktionskünstler hervorgetreten. Nach Jahren des Suchens hat er zu einem eigenständigen und unverwechselbaren Stil gefunden. Er wurde mit etlichen Preisen – wie 2012 dem „Gerhard-Altenbourg-Preis“, dem Kulturpreis des Landes Thüringen, und 2018 dem „Kunstpreis zu Ehren von Karl...

Janine Luge-Winter: Die Ikone und das Undarstellbare

Das Frankfurter Ikonenmuseum hatte anno 2008 hohen Besuch. Bisher unbekannte Ikonen mit arabischer Schrift waren in abgelegenen syrischen Klöstern entdeckt worden und wurden erstmals im Westen gezeigt. Aus diesem Anlass war Seine Seligkeit, der Patriarch von Damaskus, gekommen, um die Ausstellung zu eröffnen. In perfektem Deutsch erklärte er dem Frankfurter Publikum, dass man es bei den Ikonen nicht mit Museumsobjekten und Kunstwerken zu tun habe, sondern mit Bildern des Heiligen, die dafür gemacht seien, beweihräuchert, verehrt und geküsst zu werden. „Bitte nicht!“, meldete sich da die spitze Stimme der Kuratorin.

Weil sie etwas zeigen wollen, was sich eigentlich der Sichtbarkeit entzieht, waren sie, seit es sie gibt, immer auch Gegenstand theoretischer Reflexion. Parallel zu den großen...