Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Klaas Huizing: Lebenslehre. Eine Theologie für das 21. Jahrhundert

Schon der Titel bläst die Backen auf: Eine Theologie für Gegenwart und Zukunft, ein Buch, das die Unterscheidung zwischen Sach- und Fachbuch nicht gelten lässt und auf die Bereitschaft eines breiten Publikums aus dem lesenden Bildungsbürgertum setzt, sich beim Lesen anzustrengen – so wie sich die Studenten anstrengen mussten, denen die Inhalte des Buches in Vorlesungen präsentiert wurden. Wie wird der pralle Anspruch eingelöst?

Klaas Huizing, systematischer Theologe in Würzburg, stellt in großem Gestus die traditionelle evangelische systematische Theologie – das ist Luther, gestützt auf Paulus und Augustinus, vertreten durch Karl Barth – vom Kopf auf die Füße. Ihn interessiert nicht die Zergliederung der offenbarungstheologischen Herkunft, sondern die Ankunft der „Lebenslehre“ im...

Wolfgang Beinert: Dem Ursprung Zukunft geben

Nichts ist spannender als das Leben. Wer aber eine Autobiographie von über 600 Seiten publiziert, muss nicht nur das Leben kennen, er muss es auch noch beschreiben können. Vor allem darf er nicht an Minderwertigkeitskomplexen leiden. Er muss schon wissen, wer er ist, was er kann und vor allem: dass er etwas zu sagen hat.

Und in der Tat: Wolfgang Beinert, Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte, der von 1978 bis zu seiner Emeritierung 1998 an der Universität Regensburg lehrte, hat etwas zu sagen und vermag das, was er zu sagen hat, geistreich und spannend, gewürzt mit zahlreichen zeit- und kirchenkritischen Durchblicken, aber auch mit viel Humor und Selbstironie darzubieten.

Dem Autor geht es um die Botschaft Jesu. Diese verweist auf den Ursprung von allem, auf Gott. Er allein gibt...

Josef Seifert: Erkenntnis des Vollkommenen. Wege der Vernunft zu Gott

Für einflussreiche aktuelle Strömungen der Theologie ist Gott in absoluter Transzendenz verborgen und damit unerkennbar. Kant, auf dessen Erkenntnistheorie sich diese Richtung beruft, hat mit seinem Subjektivismus, nach dem Erkenntnis erst durch das gebildet wird, was die im Menschen angelegten Anschauungs- und Denkformen an das sinnlich Wahrgenommene herantragen, scheinbar jeder Metaphysik den Boden entzogen. Die Konsequenz ist entweder ein blinder Sprung in den Glauben oder ein radikaler Agnostizismus, von dem es nur ein kleiner Schritt zum Atheismus ist, der Kants Subjektivismus radikalisiert und in Gott eine Erfindung des Menschen zur Selbsttröstung sieht, wie etwa bei Feuerbach.

Das ist die Ausgangslage, an der diese Schrift von Josef Seifert (geb. 1945) ansetzt. Der katholische...

Alexander Schmemann: Zur Freiheit berufen

Dieser kleine Band mit Ansprachen des orthodoxen Priesters und Theologen Alexander Schmemann (1921-1983) stammt aus einer Zeit vor dem Internet, als er noch mit dem gesprochenen Wort über Radiosendungen die Menschen hinter dem Eisernen Vorhang erreichte und die stärkende Botschaft der Freiheit verbreitete, einer echten positiven Freiheit, die aus der Hinwendung zu Wahrheit, Wert und Liebe kommt. Schmemann, der als Kind russischer Eltern in Estland aufgewachsen ist, damals Teil der Sowjetunion, dann in Frankreich studierte und lehrte, erhielt 1951 einen Ruf an das St. Vladimir’s Orthodox Theological Seminary in New York, das er ab 1962 leitete, und wurde einer der einflussreichsten orthodoxen Theologen der USA. Als Beobachter nahm er am Zweiten Vatikanischen Konzil teil. Neben seinen...

Klaus-Rüdiger Mai: Edith Stein. Geschichte einer Ankunft

Bereits vor ihrer Heiligsprechung im Jahr 1998 richtete sich die internationale Aufmerksamkeit auf Leben und Wirken Edith Steins. Sie war eine wissensdurstige junge Frau aus jüdischer Familie, deren Leben von Widersprüchen und Ambivalenzen geprägt war, die aber stets einem moralischen Kompass folgte und nach dem letztgültigen Sinn menschlichen Lebens suchte. Letzteres führte sie zum Glauben an Jesus Christus und ebnete ihr den Weg in den Karmel. Ihr Eintreten für ihr jüdisches Schwestervolk beim Papst vor dem Hintergrund des antisemitischen Naziterrors und ihr Tod 1942 im KZ Auschwitz rufen bis heute Bewunderung hervor und sind fester Bestandteil nicht nur der christlichen Erinnerungskultur. Erste Lebensbeschreibungen wurden bereits kurz nach ihrem Tod verfasst. Seit ihrer Heiligsprechung...

Janine Luge-Winter: Die Ikone und das Undarstellbare

Das Frankfurter Ikonenmuseum hatte anno 2008 hohen Besuch. Bisher unbekannte Ikonen mit arabischer Schrift waren in abgelegenen syrischen Klöstern entdeckt worden und wurden erstmals im Westen gezeigt. Aus diesem Anlass war Seine Seligkeit, der Patriarch von Damaskus, gekommen, um die Ausstellung zu eröffnen. In perfektem Deutsch erklärte er dem Frankfurter Publikum, dass man es bei den Ikonen nicht mit Museumsobjekten und Kunstwerken zu tun habe, sondern mit Bildern des Heiligen, die dafür gemacht seien, beweihräuchert, verehrt und geküsst zu werden. „Bitte nicht!“, meldete sich da die spitze Stimme der Kuratorin.

Weil sie etwas zeigen wollen, was sich eigentlich der Sichtbarkeit entzieht, waren sie, seit es sie gibt, immer auch Gegenstand theoretischer Reflexion. Parallel zu den großen...

Wolf-Friedrich Schäufele: Kirchengeschichte II: Vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart

Die Monographie von Wolf-Friedrich Schäufele ist als Einführungs- und Überblickswerk zur Kirchengeschichte konzipiert und betrachtet die Zeit von ca. 1300 bis um 2000. In der Reihe „Lehrwerk Evangelische Theologie“ wird das Werk chronologisch an den Teil „Kirchengeschichte I: Von der Alten Kirche bis zum Hochmittelalter“ von Katharina Greschat anschließen, dessen Erscheinen für 2023 geplant ist. Die Reihe richtet sich insbesondere an Studierende der Evangelischen Theologie, Ziel der einzelnen Bände ist es, „gegenwartsbezogenes theologisches Grundwissen [zu] vermitteln“ (Vorwort zur Reihe, V). Über diese primäre Zielgruppe hinaus kann die Monographie aber auch Studierenden der Katholischen Theologie und weiteren Interessierten für einen (vertieften) Überblick vielfachen Erkenntnisgewinn...

Wolfgang Baum: Wie kommt Gott ins Denken?

Als Handreichung zu Prüfungszwecken gedacht, legt Wolfgang Baum unter der Perspektive des Verhältnisses zwischen Denken und Glauben ein Kompendium des Gottdenkens von der Antike bis zur Gegenwart vor. Der Autor richtet sich an einen größeren Leserkreis, der sich mit dem philosophischen Hintergrund des christlichen Glaubens beschäftigen möchte. Baums historische Tour d’Horizon hat zudem ein existentielles Motiv. Der Überblick dient einer zeitgemäßen Metaphysik. Diese ist notwendig, wenn man an dem Bekenntnis zum biblischen Gott festhalten will.

Nach kurzen einleitenden Ausführungen zu den Anfängen und zur Bedeutung der Schrift (I) bildet beim Gang durch die Antike der Wechsel zwischen einer idealistischen und einer realistischen Denkweise den roten Faden (II). Danach (III) steht das von...