Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung
Die Engelsburg vis-à-vis des deutschen Pilgerzentrums, Foto: Andreas Thelen-Eiselen

Richard Henkes in Rom

Die Ausstellung einer Graphic Dokumentary im Deutschen Pilgerzentrum in Rom ehrte Pater Henkes als Märtyrer der Nächstenliebe und als Wegbereiter der deutsch-tschechischen Freundschaft

Das Selbstopfer für den Nächsten oder gar
Fernsten gehört zu dem Außerordentlichsten,
zu dem Menschen fähig sind. Statt sich vor
allem um die Erhaltung und Weitergabe der eigenen
Gene zu kümmern, wie es ein naturalistisches Weltbild
erwartet, kann sich der Mensch gegen die Naturzwecke
entscheiden. Die Freiheit in ihrer höchsten
Form ist die Freiheit des Opfers, sagte François Mitterrand
in Erinnerung an einen Freund, der nach der
Befreiung aus dem KZ Bergen-Belsen nicht auf dem
ersten Weg nach Hause fuhr, sondern blieb, um erkrankte
Mitgefangene zu pflegen, sich dabei an Typhus
ansteckte und starb. Bekannt ist vor allem Maximilian
Kolbe, der in Auschwitz stellvertretend für einen
Familienvater in den Hungerbunker ging. Viele, sehr
viele Menschen sind unbekannt, die sich schützend
vor andere geworfen oder sich trotz Ansteckungsgefahr
der Pflege von Kranken gewidmet haben.

Zahlreiche dieser Helfer haben etwa in der der Corona-
Pandemie ihr eigenes Leben verloren. Allein in
Italien sind bislang mindestens 204 katholische Diözesanpriester
an den Folgen einer Corona-Infektion
gestorben. Viele der Opfer hatten sich bei der Ausübung ihres pastoralen Dienstes angesteckt. Und nach
Einschätzung der WHO sind weltweit 115.000 Pflegekräfte
an Corona gestorben. Heilige des Alltags, die
mit ihrem selbstlosen Dienst dazu beigetragen haben,
Menschen zu helfen und die Pandemie einzudämmen.

Die Seligsprechung des aus dem Westerwald stammenden
Pallottinerpaters Richard Henkes im Limburger
Dom im Jahre 2019 darf man auch als Ehrung all
dieser unbekannt Gebliebenen verstehen. Henkes, der
wegen regimekritischer Predigten in das KZ Dachau
deportiert worden war, ließ sich dort freiwillig im
Block 17 einschließen ließ, um an Typhus erkranke
Mitgefangene zu pflegen. Er steckte sich schließlich
selbst an und starb am 22. Februar 1945 in Dachau.
Unter den von ihm gepflegten Kranken waren auch
viele Tschechen, denen er sich besonders verbunden
fühlte, denn in der heutigen Diözese Ostrava-Opava
an der Nordostgrenze Tschechiens war er vor seiner
Deportation seelsorgerisch tätig. Mit dem ebenfalls
in Dachau inhaftiertem tschechischen Priester Josef
Beran, dem späteren Kardinal von Prag, stand er im
Austausch.

Eine Ausstellung unter dem Titel »Und wenn die
Wahrheit mich vernichtet«, die am 17.10.2022 im
Deutschen Pilgerzentrum in Rom eröffnet wurde, ehrte
Pater Henkes, der auch in der katholischen Kirche
Tschechiens verehrt wird, daher als einen Märtyrer
der Nächstenliebe und der deutsch-tschechischen
Freundschaft. Ausgestellt wurden im Großformat
Szenen aus einer mehrfach preisgekrönten Graphic
Documentary, also einer Bildergeschichte, von dem
in Berlin lebenden Zeichner Volker Schlecht und seiner
Hamburger Kollegin Alexandra Kardinar, die zusammen
unter dem Label »DrushbaPankow« firmieren,
zum Leben von Richard Henkes, die jetzt auch in
tschechischer Übersetzung vorliegt.

Die Wertschätzung, die Henkes über seine Heimatdiözese
hinaus genießt, ließ sich an den Gästen und
Laudatoren ablesen, die an der vom Kurator Martin
Ramb für das Bistum Limburg vorbereiteten Vernissage
teilnahmen: unter anderem die Botschafter der
Tschechischen Republik und der Bundesrepublik
Deutschland am Heiligen Stuhl, Václav Kolaja und Dr.
Bernhard Kotsch.

Die mit ihren Lehrern angereisten Schülerinnen
und Schüler vom Johannes-Gymnasium in Lahnstein
am Rhein und vom Katholischen Gymnasium Bernhardinum
in Fürstenwalde aus dem Bistum Berlin,
hatten die Möglichkeit Volker Schlecht, den Illustratoren
und Texter, der als Ehrengast anwesend war,
persönlich kennenzulernen.

Und das Projekt des Bistums Limburg trägt nun
auch in Tschechien Früchte. Ebenfalls zur Vernissage
angereist waren Dr. Tomáš Cyril Havel von der Südböhmische
Universität in Budweis und die Religionspädagogin
Eva Muronova. Dr. Havel hat die Graphic
Documentary ins Tschechische übersetzt und für die
Veröffentlichung gesorgt. Zusammen mit Eva Muronova
wird er sich um ihren Einsatz in der Katechese
und im Religionsunterricht kümmern.

Auch Bischof Dr. Georg Bätzing besuchte während
des Ad-Liminia Besuchs der deutschen Bischöfe in
Rom die Ausstellung zusammen mit dem deutschen
Botschafter beim Heiligen Stuhl, Dr. Bernhard Kotsch.