Was hat das Covermotiv eines stilisierten Weißdorns auf blauem Grund eigentlich mit
dem Titel der Ihnen vorliegenden Ausgabe des EULENFISCH zu tun: „Klöster – Kolonien des
Himmels“? Ich denke, sehr viel. Ein blühender Weißdorn im Winter 1212 war für die Mönche
aus der Abtei Heisterbach im Siebengebirge auf ihrer Suche nach einer neuen Stätte
zisterziensischen Lebens ein Himmelszeichen der Gottesmutter. Dieser Ort an der Nister im
oberen Westerwald, so glaubten sie, musste gesegnet sein – sie nannten ihn fortan
„locus Sanctae Mariae“ – Stätte Mariens: Marienstatt.
Ein blühender Weißdorn im Winter – was für ein sinnlich ausdrucksstarkes Bild! Winterliches
Blühen markiert die Stelle an der Nister als einen ganz besonderen Ort, als einen
Anders-Ort, der zur kalten, lebensfeindlichen Umgebung auf Abstand geht. Klingt in diesem
wundersamen Bild der Gegensätzlichkeit nicht eine eigene Hermeneutik der Heiligkeit an?
Momente des Frühlings mitten im Winter, eine Verheißung von Leben, Aufbruch und Wachstum
in lebensfeindlicher Umwelt. Eine Stätte des Gottesoptimismus eben, Stätte Mariens:
Marienstatt.
1212-2012: 800 Jahre Abtei Marienstatt sind für den EULENFISCH willkommener Anlass,
der ungebrochenen Faszination „Kloster“ religionspädagogisch nachzuspüren und dabei die
Zisterzienserabtei im Westerwald besonders in den Blick zu nehmen – einer von unzähligen
„Kolonien des Himmels“, die durch ihr Anderssein und ihre Fremdheit auf den heutigen Menschen
eine stärkere Anziehungskraft ausüben als das durchschnittliche kirchliche Leben.
Wir wollen dieser Fremdheits-Erfahrung auf den Grund gehen und die Faszination des klösterlich
Anderen gerade für den Religionsunterricht fruchtbar machen. Daher haben wir für
die Schule ein Medienpaket „Kloster“ geschnürt: So ergänzt eine Lernstraße zum Klosterleben
als Sonderheft diese Ausgabe und kann ab sofort bestellt werden. Neu ist unser Booklet
„Eulenfisch Klassiker Theologie“ mit Originaltexten theologischer Weltliteratur in Auszügen.
Der erste Band startet mit der Regel des hl. Benedikt und legt den Quellcode monastischen
Lebens frei. Und schließlich lädt eine eigens konzipierte Wanderausstellung für Schulen mit
dem Titel „Anders! Kloster.“ Jugendliche dazu ein, die fremde Welt eines Klosters erkundend
kennenzulernen und im Leben der Mönche ihre eigenen Lebensfragen zur Sprache zu bringen.
Eine Lehrerhandreichung zur Ausstellung und die Website www.anderskloster.de runden das
Medienangebot ab. Treten Sie also ein, lassen Sie sich durch den Andersort Kloster inspirieren
und entdecken Sie im Fremden Ihre eigenen Fragen!