Die Bibel in Formen und Farben
Ein Interview mit Cornelia Steinfeld
Die Frage stellte Andreas Thelen-Eiselen
Frau Steinfeld, warum arbeiten Sie in Ihrem Buch nur mit so wenigen grafischen Elementen?
Ich hatte angefangen, einzelne Bibelszenen intuitiv am Computer zu erstellen. Als ich die ersten zehn Bilder
gestaltet hatte, habe ich sie miteinander verglichen. Die Farbe Rot hatte ich immer bei großen Emotionen eingesetzt,
zum Beispiel bei der Verurteilung Jesu. Personen stellte ich immer als Kreis dar. So entwickelte ich ein
System, bei dem nur sieben Farbtöne und als meist genutzte Formen der Kreis, das Rechteck und das Dreieck
verwendet wurden. Ich denke, dass in dieser Reduziertheit eine große Chance liegt, sich auf das Wesentliche
zu besinnen, innezuhalten, Dinge auf sich wirken zu lassen und in einen ganz neuen Kontext zu setzen.
Nach welchen Kriterien haben Sie die Bibelstellen ausgewählt?
Mir war es wichtig auf der einen Seite die allgemein bekannten Bibelszenen
darzustellen, das heißt natürlich die Schöpfungsgeschichte
ganz am Anfang des Alten Testaments, die Geschichte des Moses,
und im Neuen Testament die wichtigsten Stationen im Leben Jesu.
Auf der anderen Seite wollte ich aber auch einige Textstellen visualisieren,
die nicht jeder kennt, um neue Impulse zu geben. Dabei habe
ich auch viele Freunde und Bekannte nach ihren Lieblingsstellen der
Bibel gefragt. Herausgekommen sind 44 Bibeltexte und Bilder, die
mir wirklich am Herzen liegen. Ich finde es immens wichtig, wieder
mit den Menschen ins Gespräch über ihren Glauben zu kommen. Die
Bibel kann dabei ein wichtiger Anstoß sein. Und meine Bilder sollen
einen neuen Ansatz aufzeigen, in diesen Dialog zu treten.
Warum haben darüber hinaus noch Autorinnen und Autoren kleine Impulstexte beigesteuert?
Durch diese Erweiterung kann sich jemand dem biblischen Thema
auch über die Textebene neu nähern. Mir war klar, dass ich möglichst
unterschiedliche Personen, die für die Kirche arbeiten, zu
Wort kommen lassen wollte. Als Gestalterin im kirchlichen Bereich
habe ich in den vergangenen Jahren immer wieder erfahren dürfen,
wie vielfältig die Kirche ist und das wollte ich deutlich machen.
Welche Möglichkeiten bietet das Buch?
Das Buch kann vielfältig genutzt werden: Als Mediationsgrundlage, für die Arbeit mit Jugendlichen und Erwachsenen,
als Impulseinstieg für Workshops oder als Gesprächsstoff in der Familien- und Trauerarbeit. Ich
selbst hatte mit meinem achtjährigen Sohn testweise ein kleines Interview geführt, um auszuprobieren, was
die Bilder bei Kindern auslösen. Ich stellte ihm fünf Fragen und bekam dermaßen tolle Antworten, dass klar
war, dieser Text muss auch mit ins Buch!
Zur Person
Cornelia Steinfeld ist diplomierte Grafikerin und Designerin. Ihre Projekte wurden mit Designpreisen, u.a. mit den IF- und Red-Dot-Awards, ausgezeichnet.