Der Papst kommt nach Deutschland - kommt der
Papst aber auch in den Religionsunterricht? Die Chancen
hierfür stehen günstig, blickt man zumindest in
das neue Kerncurriculum Hessen oder in den rheinlandpfälzischen
Teilrahmenplan Katholische Religion,
die den künftigen Religionsunterricht jetzt kompetenzorientiert
ausrichten wollen. In den Inhaltsfeldern
(Hessen) bzw. Gegenstandsbereichen (Rheinland-Pfalz)
„Kirche und Gemeinde“ soll das Selbstverständnis der
katholischen Kirche demnach erschlossen werden. Worin
aber besteht der Kern des katholischen Selbstverständnisses?
Oder anders herum gefragt, gehört ein
Papst zum unverwechselbaren „Markenkern“ des spirituellen
„global player“ Katholizismus? Alles Fragen,
die einem Religionsunterricht Profil und Aktualität
geben und Schülerinnen und Schüler kompetent und
sprachfähig im interkonfessionellen und interreligiösen
Dialog werden lässt.
Nun steht der Besuch Benedikts XVI. in seiner deutschen
Heimat unmittelbar vor der Tür. In frischer
Erinnerung sind noch die wunderbaren Bilder vom
jüngsten Weltjugendtag in Madrid. Benedikt kommt
also mit Rückenwind nach Deutschland, wo die Zahl
der Menschen, die ihren deutschen Papst sehen und
mit ihm ihren Glauben bekennen und feiern wollen,
die eher vorsichtigen Erwartungen der Organisatoren
übersteigt - der Papstbesuch wird gewiss erneut zum
Megathema medialer Aufmerksamkeit. Wenn das kein
Grund für den Eulenfisch ist, sich dem Papstamt im
Allgemeinen und Benedikt XVI. im Besonderen unter
dem Titel „Pontifex - Brücke und Fels“ zu nähern!
Pontifex - Brückenbauer zählt für mich dabei zu
den schönsten Kurzbezeichnungen bzw. Aufgabenbeschreibungen
des Papstamtes, weil hierin die produktive
Spannung, die das Amt des Papstes von Beginn an
ausmacht, plastisch zum Ausdruck kommt: Ein Papst ist nach katholischem Verständnis nie nur Fels in den
Brandungen der bewegten Zeiten, sondern immer auch
Brücke in die Welt; der Nachfolger Petri führt nicht nur
Binnendialoge unter Katholiken, sondern steht im Dialog
mit alle Menschen guten Willens - unabhängig von
ihrer Weltanschauung oder ihrem Glauben.
Dass dieser steile Öffentlichkeitsanspruch so manche
laizistische Träumerei durchkreuzt, verwundert
nicht. Unser Glaube ist missionarisch, drängt hinaus
ins Weite und ist inkompatibel mit Vorstellungen, die
dem Glauben lediglich einen Platz im Privaten zuweisen
wollen. Es ist daher ein wichtiges Zeichen und
Ausdruck gelebter und reifer Religionsfreiheit unseres
Staates, dass Papst Benedikt XVI. zu Beginn seiner
Reise im Deutschen Bundestag eine politische Grundsatzrede
halten wird. Wir dürfen auf seine Ortsbestimmung
von Religion und Politik gespannt sein.
Mit der vorliegende Ausgabe des Eulenfisch möchten
wir Sie ermutigen, das Amt des Papstes unter verschiedenen
Perspektiven neu wahrzunehmen und für
ihren Unterricht fruchtbar zu machen. Hierzu haben
wir eine Menge an Praxisanregungen zusammengestellt.
Vor allem haben wir in unterschiedlichen Beiträgen
versucht, die Person und die Theologie des deutschen
Papstes zu erschließen - anknüpfend an seine
beiden Jesusbücher und seiner Sozialenzyklika ist ein
komplexes Bild eines Intellektuellen auf dem Petrusstuhl
entstanden, der seine Gottesliebe mit uns teilen
will und dafür großartige Bilder und Formulierungen
findet. Das kürzlich fertig gestellte Papstportrait des
deutschen Malers Michael Triegel, das im Dommuseum
in Frankfurt zu sehen war und in unserer Ausgabe
abgebildet ist, zeigt uns einen Papst, der für sich in
seiner Menschlichkeit einnimmt. Freuen wir uns also
auf die Begegnung mit Benedikt XVI. und heißen ihn
willkommen!