Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

02_2015

Tier und Wir

Editorial

Der Gerechte erbarmt sich seines Viehs, aber das Herz der Gottlosen ist unbarmherzig“, heißt es im Buch der Sprüche. Jenseits von Eden ist offenbar etwas zwischen Mensch und Tier aus dem Lot geraten. Einerseits haben wir Tiere „zum Knuddeln gern“, sie sind unsere Haustiere, Gefährten, ja bisweilen Partner- und Kindersatz, wir verhätscheln sie und manche lassen sich sogar mit ihnen neuerdings beerdigen. Andererseits haben wir Tiere aber auch „zum Fressen gern“, wir nennen sie entlarvend „Nutztiere“, diese namenlosen Tiere gelten uns als Nahrungslieferanten. In unvorstellbar großer Zahl werden sie gezüchtet, um unseren Hunger nach Fleisch zu stillen und uns mit ihren Häuten, ihrer Wolle und Federn zu bekleiden. Der Blick in Bibel und Tradition korrigiert und irritiert zugleich: Bis zur Sintflut herrschte noch ein paradiesischer Urvegetarismus, erst danach wurde die Tötung von Tieren zur Ernährung erlaubt. Gleichzeitig werden die Tiere als Mitgeschöpfe eines liebenden Schöpfergottes gesehen, denen wir einen barmherzigen Umgang schulden und mit denen wir eine moralische Gemeinschaft bilden. Der Heilige Franz von Assisi hat diesen Bund zärtlicher Liebe hellsichtig erkannt – jedes Geschöpf war für ihn eine Schwester oder ein Bruder.

Die weihnachtliche Krippe bringt diesen Bund der Liebe großartig zum Ausdruck. Ochs und Esel wärmen mit ihrem Atem das Jesuskind. Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen.

Perspektiven

Holger Zaborowski
Mensch und Tier: Nähe, Ferne und Gemeinschaft
Kostenlose Leseprobe des Artikels verfügbar.
Helmut Müller
Frauchens Waldi
Franz-Theo Gottwald / Isabell Boergen
Nützen und schützen?
Kostenlose Leseprobe des Artikels verfügbar.
Heike Baranzke
„Wer Tiere quält, der quält auch Menschen!“
Yvonne Sophie Thöne
Gerechtigkeit in Gottes Lebenshaus
Andreas Renz
Tiere im Islam
Andreas Matena
Kommen Meerschweinchen in den Himmel?
Hubert Benz
Haben Tiere keine Seele?